Essen. . Angriff auf Essener Sikh-Tempel mit drei Verletzten scheint aufgeklärt. Mutmaßliche Täter gefasst. Als Salafisten schon im Visier des Verfassungsschutzes

Der blutige Bomben-Anschlag mit drei Verletzten auf den Tempel einer indischen Sikh-Gemeinde in Essen war ein gezielter und durch religiöse Verblendung motivierter Terrorakt. Davon gehen die Behörden nach der Festnahme zweier 16-Jähriger aus Essen und Gelsenkirchen aus, die sie für die Täter halten. Die Jugendlichen haben einen erkennbar islamistischen Hintergrund, sagte der Essener Polizeipräsident Frank Richter fünf Tage nach dem Sprengstoffattentat.

Anschlag auf Sikh-Tempel: „Es hätte mehr passieren können“

Berichte über Verbindungen der mutmaßlichen Täter zur Sympathisanten-Szene der IS-Terrormiliz bestätigte der Behördenleiter noch nicht, auch wenn es „Bezüge“ gebe: „Die Ermittlungen laufen weiter.“ Noch ist unklar, ob sich die Jugendlichen selbst radikalisiert haben oder womöglich im Auftrag handelten. Zumindest einer der beiden soll Kontakt zur Salafisten-Szene gepflegt und Koran-Verteilaktionen organisiert haben.

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Die Ermittler gehen davon aus, dass es nach der Enttarnung des Duos noch weitere Festnahmen geben wird. Rund 80 Beamte fahnden mit Hochdruck rund um die Uhr nach möglichen Hintermännern. Handys und Computer der beiden mutmaßlichen Terroristen werden ausgewertet, um mögliche Querverbindungen zu entdecken.

Die 16-Jährigen, Deutsche mit türkischen Wurzeln und der Polizei bekannt, haben Teilgeständnisse abgelegt und sitzen in Untersuchungshaft. Einer der beiden, Yussuf T. aus Gelsenkirchen, hatte sich der Polizei in der Nacht zum Donnerstag gestellt. Seinen Komplizen nahmen die Fahnder in dessen Elternhaus im Essener Problem-Stadtteil Altendorf fest.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz führte die beiden mutmaßlichen Täter als Mitläufer der salafistischen Szene. Sie gehörten jedoch ausdrücklich nicht zu den 612 gewaltbereiten Salafisten, die in NRW besonders intensiv beobachtet werden.

Kontakte zu Salafisten der Lohberger Brigade

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Der Fahndungsdruck der Polizei mit Fotos, Videos und 120 involvierten Beamten war zumindest Yusuf T. offenbar zu groß geworden. Nach unbestätigten Recherchen von „Report München“ soll der Jugendliche enge Verbindungen zur islamistischen „Lohberger Brigade“ in Dinslaken unterhalten haben.

Bislang schweigen sich beide Jugendliche nach Angaben der Behörden darüber aus, was sie am vergangenen Samstag dazu trieb, mit einer U-Bahn in das Essener Gewerbegebiet zu fahren, um einen Sprengsatz gezielt am Eingang des Essener Zentrums der Sikh-Religionsgemeinschaft detonieren zu lassen. Durch die Explosion wurden drei Gäste einer indischen Hochzeit verletzt, einer von ihnen schwer. „Es hätte sehr viel mehr passieren können, wenn sich zum Zeitpunkt des Anschlags noch Menschen in dem Gebäude aufgehalten hätten“, sagte Polizeipräsident Frank Richter. Nach der Hochzeitszeremonie in dem Festsaal befanden sich die meisten Gäste bereits in einem Nebenraum, den die Druckwelle des Sprengsatzes nicht direkt erfasste.