Essen. . Verdacht gegen zwei Festgenommene hat sich nicht erhärtet. Essener Sikh-Gemeinde rechnet inzwischen mit 6000 Prozessions-Teilnehmern am Wochenende.
- Polizei und indische Gemeinde hoffen auf eine schnelle Aufklärung
- Sikh-Dachverband lud die Attentäter zur Prozession ein und sorgte für Missstimmung
- Essener Gemeinde erwartet inzwischen 6000 Teilnehmer bei der Veranstaltung am Samstag
Die Fahnder griffen gegen Mitternacht zu: In Essen und Bochum nahm die Polizei am späten Dienstagabend zwei junge Männer unter dem Verdacht vorläufig fest, den Sprengstoffanschlag mit drei Verletzten auf den Sikh-Tempel an der Bersonstraße im Nordviertel verübt zu haben.
Polizei und die indische Gemeinde hoffen auf eine schnelle Aufklärung
Die Beiden wurden auf dem Präsidium verhört, ihre Wohnungen durchsucht, nachdem ein Hinweisgeber sich zuvor bei der Polizei gemeldet hatte. Er meinte, die beiden mutmaßlichen Attentäter auf den Fahndungsfotos erkannt zu haben. Doch der Zugriff stellte sich als Fehlgriff heraus. „Der Verdacht gegen die beiden Festgenommenen hat sich nicht weiter erhärtet“, sagte Polizeisprecherin Tanja Hagelüken am Nachmittag. Kurze Zeit später kamen die beiden wieder auf freien Fuß, die Fahndung der Polizei nach den Unbekannten läuft auf Hochtouren weiter. Am Mittwoch veröffentlichte die Behörde ein neues, besseres Bild von den mutmaßlichen Tätern in der Hoffnung, nun dem richtigen Duo auf die Spur zu kommen.
Während die Polizei und die indische Gemeinde auf eine schnelle Aufklärung hoffen, schlägt der hinterhältige Anschlag auf den Essener Sikh-Tempel, bei dem die Gäste einer Hochzeitsfeier nur knapp einem Blutbad entronnen sind, weiterhin hohe Wellen. Auch der deutsche Sikh-Verband meldete sich jetzt mit einer Facebook-Botschaft zu Wort. Ein Sprecher bedankt sich darin bei der Polizei, beim Landeskriminalamt und bei Oberbürgermeister Thomas Kufen für die Unterstützung und Solidarität – und lud im gleichen Atemzug die Verantwortlichen des Anschlags zu der großen Sikh-Prozession am Samstag von der Bersonstraße zum Kennedyplatz ein. Das wiederum kam bei der Gemeinde in Essen nicht gut an. Man schaltete die Kriminalpolizei ein, die zweifelhafte Botschaft verschwand mit dem Hinweis: „Aus Kooperationsgründen mit der Polizei und vor allem, um deren Ermittlungen nicht zu behindern, wurde das Video auf deren Bitte vorerst aus der Chronik genommen.“
Medialer Rummel zeigt Wirkung
Dass die Essener Sikhs in diesem Zusammenhang eine Strafanzeige gegen Vertreter des Kölner Dachverbands gestellt haben sollen, konnte die Essener Polizei am Mittwoch nicht bestätigen. Wie auch immer: Der mediale Rummel nach dem Anschlag bleibt nicht ohne Wirkung, die Anteilnahme nach dem Anschlag ist hoch. Die Sikh-Gemeinde erwartet inzwischen 6000 Prozessions-Teilnehmer, die Polizei etwa die Hälfte. „Wir werden uns der Lage anpassen“, sagt Tanja Hagelüken: „Die Polizeikräfte werden aufgestockt.“ Zur Sicherheit.
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