Essen. Eine Konsequenz aus der Hassprediger-Affäre: Die Essener Islam-Kommission drängt die 22 Moscheevereine in der Stadt zu einer Selbstverpflichtung.

  • Islam-Kommission drängt 22 Moscheenvereine, sich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu bekennen
  • Vereine sollen den Rat der Kommission einholen, wenn sie Prediger einladen
  • Gebetsverbot in Steeler Uthman-Moschee aufgehoben

Zuerst sorgte die Uthman-Moschee in Essen-Steele wegen des ausgeladenen belgischen Hasspredigers für Schlagzeilen. Dann legte das Bauordnungsamt die „Baustellen-Moschee“ still, weil es keine Bauabnahme gegeben hatte. Knapp drei Wochen später stehen die Zeichen wieder auf Entspannung. „Die Gemeinde darf ein Gebäude für Gebete und Versammlungen nutzen“, sagte Integrationsdezernent Andreas Bomheuer.

Es handelt sich um das rote Gebäude, in dem sich der eigentlich für Frauen vorgesehene Gebetsraum befindet. „Es ist ein Provisorium, aber wichtig ist, dass wir wieder beten können“, sagte ein Sprecher der Uthman-Moschee.

Weitaus komplizierter sind die politischen Konsequenzen aus der Hassprediger-Affäre. Zur Erinnerung: Der umstrittene belgische Prediger Tarik Ibn Ali hatte Ostersonntag in dem Steeler Gotteshaus predigen wollen – nur wenige Tage nach dem von islamistischen Terroristen begangenen Brüsseler Attentat. OB Thomas Kufen erklärte den Imam daraufhin in Essen für unerwünscht. Die Gemeinde lud Ibn Ali aus und belegte ihn mit einem Hausverbot.

"Große Verunsicherung in der Bevölkerung"

Muhammet Balaban, Vorsitzender der Kommission Islam und Moscheen in Essen (KIM-E), drängt die darin zusammengeschlossenen 22 Moscheenvereine dieser Stadt nun dazu, sich in einer Selbstverpflichtung zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung und zu den Werten der Republik zu bekennen. „Wir müssen uns mehr öffnen und Mechanismen schaffen, die solche Vorfälle verhindern“, sagte Balaban. Für Freitag hat er deshalb eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Islam-Kommission anberaumt, an der alle Vereinsvorsitzenden und Imame teilnehmen sollen.

Ferner sollen die Moscheevereine den Rat und Sachverstand der Islam-Kommission einholen, wenn sie auswärtige Prediger einzuladen beabsichtigen. Kommissions-Vize Azzadine Karioh schwebt „eine Art Qualitätssiegel“ vor. Um die demokratische Selbstverpflichtung ausführlich in den Moscheevereinen besprechen zu können, erbittet der Vorstand der Islam-Kommission zudem ein Rederecht in den einzelnen Vereinen.

Integrationsdezernent Andreas Bomheuer weist auf die „große Verunsicherung in der Bevölkerung“ hin und fordert die Moscheevereine auf, sich der Selbstverpflichtungs-Erklärung anzuschließen. „Wer es nicht tut, disqualifiziert sich selbst.“