Essen.. Bekannt ist die Kanadagans, aber in Essen haben sich noch viele andere Tiere angesiedelt, die eigentlich in anderen Regionen der Welt beheimatet sind.
Sie leben hier, obwohl ihre Heimat in der Ferne liegt. Sie sind die Migranten der Tierwelt: die Neozoen. Und ihr bekanntester Vertreter ist die Kanadische Wildgans, die regelmäßig für Unmut sorgt. Doch in Essen tummeln sich noch viele andere nicht heimische Tierarten.
„Wir sind ein Einwanderungsland für Tiere“, sagt Prof. Daniel Hering, Dekan der Fakultät für Biologie an der Uni Duisburg-Essen. Er beschäftigt sich mit der Forschung zu Neozoen. „Die Lebensräume hier sind nicht gesättigt und es gibt viele Nischen.“ Eine davon hat die Kanadagans vor über 100 Jahren gefüllt. Während sie für viele aufgrund der Verschmutzungen durch Kot ein Ärgernis ist, bereitet sie aus biologischer Sicht keine Probleme. „Sie verdrängen niemanden“, sagt Volker Meyer vom Naturschutzbund Ruhr (Nabu).
Ähnlich geht es der Nutria. Die Biberratte mit den orangefarbenen, großen Zähnen stammt ursprünglich aus Südamerika, lebt aber auch schon fast ein Jahrhundert in Deutschland – auch an der Ruhr in Essen. „Nutria sind relativ friedlich und verursachen allenfalls geringe Schäden“, sagt Prof. Hering. Viele würden die Tiere, die bis sie das Maul aufmachen recht possierlich wirken, füttern und ihnen so helfen, sich hier anzusiedeln. Ein Problem sieht Hering darin nicht.
Nutria und Dreikantmuschel
Deutschland war nach dem Zweiten Weltkrieg der Hauptabnehmer für Nutria-Felle. Viele Tiere entkamen damals aus Gefangenschaften und vermehrten sich zügig, da sie kaum bejagt wurden. Sie sind eine der wenigen Säugetier-Neozoen, die hier vertreten sind. Meist sind es Vögel, die sich ansiedeln. „Wir haben an der Ruhr in Essen rund 400 Kanadagänse“, sagt Meyer, der beim Nabu für die Wasservogelzählung beim Regionalverband für Essen und Mülheim zuständig ist. Die Zählung findet zwischen Baldeneysee und Steele statt.
Neben den Kanadagänsen registrierte der Nabu zuletzt zehn Nilgänse aus Ägypten, fünf Trauerschwäne aus Australien, fünf Rostgänse aus Innerasien und drei Mandarin-Enten-Paare aus Ostasien. „Die meisten Tiere wurden ausgesetzt oder sind ausgebüchst“, sagt Volker Meyer. Probleme könne es mit den Rostgänsen geben, da diese gerne in Schleiereulenkästen brüteten. „Einige Gänse gehen auch auf die Äcker und fressen die Saat weg.“
Während die Kleintierwelt des Rheins „fast nur aus Neozoen besteht“, wie Prof. Hering sagt, kommen weniger ortsfremde Kleintiere und Fische in der Ruhr an. Denn die sei etwas kälter als der Rhein und somit für die meisten Neozoen als Lebensraum weniger geeignet. Essen hat im Baldeneysee allerdings einen anderen Besucher: Die Dreikantmuschel aus der Donau frisst Plankton und filtriert damit in starkem Maße das Wasser. Das hat einen positiven Effekt, sagt Prof. Hering : „Sie macht den Baldeneysee um einiges klarer.“