Essen. . Grün und Gruga hat schon fünf Millionen Minus bei den Einnahmen für die Friedhöfe. Auch Ela-Folgen setzen Betrieb zu. Arbeitsgruppe prüft Rückführung.

  • Grün und Gruga hat immer noch keinen Wirtschaftsplan
  • Arbeitsgruppe von OB Thomas Kufen prüft eine Rückführung von GGE
  • Handlungsfähigkeit ist weiter gewährleistet, sagt Dezernentin Simone Raskob

Grün und Gruga (GGE) stehen stürmische Zeiten bevor. Und das nicht nur wegen der Folgekosten nach dem Orkan Ela. 61,3 Millionen Euro wird der grüne Wiederaufbau kosten, rund 8,8 Millionen Euro konnten bisher bereit gestellt werden. Sorgenkind Nummer eins bleiben aber die Friedhöfe, weil die Kosten schon lange nicht mehr durch die Gebühren ausgeglichen werden können. Die Einnahmeverluste summieren sich bei den Friedhöfen inzwischen auf rund fünf Millionen Euro. GGE steckt tief in der finanziellen Klemme.

In einem Bericht an den Umweltausschuss, der am kommenden Dienstag in der öffentlichen Sitzung diskutiert wird, ist von „grundlegenden Finanz- und Liquiditätsproblemen“ bei GGE die Rede, für die es noch keine Lösung gebe. Die Rechnungen werden seit Januar 2016 direkt an die Stadt weiter gereicht und dort bearbeitet.

Eigenbetrieb soll quasi wieder ein Amt werden

Trotz Ela, trotz grassierender Baumkrankheiten wie Massaria stehen für den Bereich „Grün“ bei den derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen „deutlich weniger Mittel als in den Vorjahren“ zur Verfügung, gibt Grün und Gruga zu bedenken. Die langfristigen Folgen könnten zu „Abstufungen in der Grünpflege, Leistungsreduzierungen bis hin zur Aufgabe von Anlagen führen“, so GGE.

Das Ausmaß einzuschätzen, fällt SPD-Ratsfrau Julia Kahle-Hausmann schwer. „Wir haben bis heute noch keinen Entwurf für den Wirtschaftsplan gesehen“, gibt sie zu bedenken. Inzwischen hat sich Oberbürgermeister Thomas Kufen eingeschaltet. Er ließ vor kurzem eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe einrichten, die die Rückführung der „eigenbetriebsähnlichen Einrichtung GGE“ prüft. Der Eigenbetrieb soll quasi wieder ein Amt werden – rückwirkend zum 1. Januar oder zum Ende dieses Jahres oder nach dem Abschluss der Aktivitäten der „Grünen Hauptstadt Europas“ Ende 2017.

Der wesentliche Vorteil könnte darin liegen, dass die Finanzbuchhaltung von GGE an die Stadt übertragen wird, kein Wirtschaftsprüfer mehr bestellt werden muss und so möglicherweise beträchtliche Kosten eingespart würden. In wenigen Wochen wird die Projektgruppe ihren Bericht vorlegen. „Den schauen wir uns unvoreingenommen an, und dann werden wir entscheiden“, sagt SPD-Ratsfrau Julia Kahle-Hausmann. „Alles was Grün und Gruga nützt, werden wir unterstützen.“ Wichtig sei, dass sich betriebswirtschaftliche Vorteile für die Stadt ergeben und gleichzeitig die Flexibilität bei der Auftragsvergabe erhalten bleibe.

Lob von der CDU

Auf diesen Punkt legt Hans-Peter Huch (CDU), Vorsitzender des Umweltausschusses, besonderen Wert. Als Eigenbetrieb habe GGE eine höhere Flexibilität und könne etwa bei Fremdvergaben schnell reagieren. Dies sei wichtig, um die Folgen des Klimawandels auch künftig zu meistern. „Der Betrieb Grün und Gruga ist über viele Jahre gut gelaufen“, lobt Huch. „Das einzige Problem sind die Friedhöfe.“ Weil der zwar erfreuliche Sterberückgang zu weniger Einnahmen führt und weil die private Konkurrenz billiger ist.

Huch wartet die Ergebnisse der Arbeitsgruppe in Sachen GGE ab: „Da bin ich gespannt.“ Die Grünen haben sich bereits festgelegt. Sie wollen am Konstrukt nichts ändern. „Grün und Gruga hat konsequent innerhalb kurzer Zeit die Sturmkatastrophe Ela bewältigt wie es kein Amt schaffen würde“, sagt Ratsherr Rolf Fliß. Unter den Großstadt-Grünflächenbetrieben zähle GGE zu den effizientesten.

Wann Grün und Gruga wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser kommt, bleibt abzuwarten. Die Handlungsfähigkeit sei derzeit gewährleistet, betont Umweltdezernentin Simone Raskob. Und das gelte gerade auch für das „Grüne Hauptstadt-Jahr“.