Essen. In einem Essener Krankenhaus attackierte ein Drogensüchtiger einen Mitpatienten. Jetzt muss er sich wegen versuchten Totschlags vor Gericht verantworten.

  • Drogensüchtiger soll im Krankenhaus Mitpatienten angegriffen, sogar Arterienkatheter herausgerissen haben
  • Seit Freitag steht der 50-Jährige wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht
  • Angeklagter gibt Tat zu, kann sich aber nach eigenen Angaben nicht an Details erinnern

Es war ein Ausbruch von Gewalt, an den sich der Angeklagte nicht erinnern will. Ausgerechnet in einer Klinik soll der Holländer Bernardus W. (50) Polizisten und Patienten attackiert und einem Mitpatienten sogar den Arterienkatheter herausgerissen haben. Seit Freitag muss er sich vor dem Essener Schwurgericht wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Ein Geldbündel in der Jacke

Seit vielen Jahren ist der 50-Jährige drogensüchtig. Heroin und Kokain hatte er am Abend des 8. Oktober im Blut, als Passanten ihn auf der Gladbecker Straße in Höhe der Uni bewusstlos fanden. Schnell kam der Rettungswagen, aber der Patient zeigte sich widerspenstig. „Er wollte nicht mit, wirkte durcheinander“, erinnert sich die Notärztin. Im Wagen entdeckten sie in seiner Jacke ein Geldbündel: 13.600 Euro.

Als einer laut meinte, da müsse man wohl die Polizei rufen, kam Leben in den Körper des Holländers. Die Ärztin: „Er rief plötzlich, er hätte eine Kanone.“ Sofort verließen die Helfer den Wagen, schlossen ihn ein. Er randalierte, wurde aber von Polizisten überwältigt und ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht. Eine Waffe hatte er nicht.

Glasflasche abgeschlagen

In der Klinik bewachten ihn zwei Beamte, weil ihn die holländischen Behörden zur Festnahme ausgeschrieben hatten. Doch die Bewachung nutzte nichts. Um 5.34 Uhr sprang er aus dem Bett, zog sich alle Schläuche heraus und bedrohte die Polizisten mit einer abgeschlagenen Glasflasche: „Haut ab!“ rief er. Und: „Sch...Bullen, ich stech euch alle ab!“

Dann verschwand er in einem anderen Zimmer, das mit zwei Patienten belegt war. Einem hielt er die abgebrochene Flasche an den Hals, nahm ihn in den Schwitzkasten. Einem riss er den Arterienkatheter heraus, so dass dieser innerhalb kürzester Zeit zu verbluten drohte. Aber dem Mitpatienten gelang es schließlich, den randalierenden Holländer zu überwältigen. So konnten die Ärzte das Leben des anderen Mannes retten.

"Ich kann mich nicht daran erinnern, was passiert ist"

Wer ist Bernardus W.? Die Tat gibt er zu, nennt aber keine Details: „Ich kann mich nicht daran erinnern, was passiert ist. Ich weiß auch nicht, wie ich nach Deutschland kam.“

Seit 2003, damals wurde er wegen einer Brandstiftung verurteilt, ist er in Holland in einer forensischen Psychiatrie untergebracht. 2015 bekam er Lockerungen, aber ein Drogenrückfall sorgte für Verschärfungen. Damals fand die holländische Justiz in seiner Wohnzelle auch rund 14.000 Euro. Dass er dieses Geld mit Drogenhandel verdiente, bestreitet er bis heute.