Essen. . Die Polizei konnte mutmaßlichen Kriminellen aus Bosnien das Handwerk legen: Elf Männer sind in Untersuchungshaft. 2000 Beutestücke sichergestellt.
- Essen diente bosnischen Einbrecherbande offenbar monatelang als Drehpunkt
- Polizei hat nun Einbruchsserie mit mindestens 250 Einzeltaten aufgeklärt
- 25-köpfige Bande soll nicht nur in NRW aktiv gewesen sein
Essen diente einer bosnischen Einbrecherbande offenbar monatelang als Dreh- und Angelpunkt einträglicher krimineller Geschäfte über Landesgrenzen hinweg: Die Polizei hat jetzt eine Serie von mindestens 250 Wohnungseinbrüchen in Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Bundesländern aufklären können, die einer 25-köpfigen Organisation zur Last gelegt werden.
Die Männer hinterließen einen Schaden in sechsstelliger Höhe, schätzt die Polizei: 2000 Beutestücke vom Staubsauger bis zum teuren Schmuckstück konnten sichergestellt werden und warten jetzt auf ihre rechtmäßigen Eigentümer. Elf mutmaßliche Mitglieder der Bande sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Nachdem die Ermittler der Dortmunder Kommission „Engel“, in der auch eine Essener Kripobeamtin mitarbeitet, die ersten der insgesamt 13 Verdächtigen bereits im Februar festgenommen hatten, veröffentlichten die Behörden am Mittwoch weitere Details ihres Erfolgs.
Bande musste auf geeigneten Nachwuchs nicht lange warten
Vor allem von Essen aus starteten die Kriminellen ihre Einbruchstouren: Zu zweit oder zu dritt schwärmten sie aus. Ihre Ziele lagen im Ruhrgebiet, aber auch ländliche Regionen wie das Sauer- oder Münsterland oder zum Beispiel den Niederrhein machten sie unsicher.
Zog die Polizei einen der Ihren, der fortan als „Gefallener“ galt, aus dem Verkehr, musste die Bande auf geeigneten Nachwuchs nicht lange warten. Nach Erkenntnissen der Ermittler wurden die Festgenommenen nahtlos durch Männer aus Zenica ersetzt, einer gebeutelten Region in Bosnien mit einer Arbeitslosenquote von über 50 Prozent, der höchsten des ganzen Landes.
Bevorzugte Beute: Bargeld und Schmuckstücke
Wohl auch deshalb ging die Beute aus den Einbrüchen zum großen Teil zurück in die Heimat der Kriminellen. Offenbar nahmen sie auf ihren Diebestouren alles mit, was nicht niet- und nagelfest war: bevorzugt Bargeld und Schmuckstücke, aber auch gewöhnliche Haushaltsgeräte, Designerbrillen oder Spirituosen.
Ausgangspunkt für die monatelangen Ermittlungen war die Festnahme eines Einbrechers im September des vergangenen Jahres in Berghofen, einem Stadtteil im Süden Dortmunds. Sehr schnell wurde der Polizei klar, dass sie es nicht mit einem Einzeltäter, sondern mit einer überregional agierenden Bande zu tun haben musste. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange reagierte schnell, setzte die Ermittlungskommission „Engel“ ein und ersuchte unter anderem die Essener Polizeibehörde um Amtshilfe, um die Erkenntnisse über das Treiben der Einbrecher aus den einzelnen Städten zusammenführen zu können.
Das Kalkül, den Tätern durch eine intensive Zusammenarbeit habhaft werden zu können, ging offenbar auf. Die meisten der Einbrecher hatten offenbar in Essen einen Unterschlupf gefunden, ein paar operierten auch von Gelsenkirchen aus. Wo genau die Männer unterkamen, in welchem Umfang sie Wohnungen oder Räume zum Zwischenlagern ihrer Beute angemietet hatten – darüber schweigt sich die Polizei aus: „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, betonte der Dortmunder Polizeisprecher Oliver Peiler am Mittwoch auf Nachfrage.