Essen. . Nach der Kollision in Frohnhausen, die einem 20-Jährigen das Leben kostete, zogen die Ermittler Sachverständige zu Rate. War der Crash vermeidbar?
- Der Hergang des tödlichen Unfalls wurde so detailgetreu wie möglich nachgestellt
- Die Unglückskreuzung in Frohnhausen blieb für eine Stunde gesperrt
- Sachverständige dokumentierten die gespenstisch wirkende Szene
Dort, wo ein Mensch starb, liegt eine Puppe auf der Straße. Ihre Kleidung ist dunkel, das Umgebungs-Licht schummrig. Wenige Meter weiter wässert die Feuerwehr ein Stück Frohnhauser Asphalt. Denn die Fahrbahn war nass am Morgen des 12. Dezember, als ein 34-jähriger Ford-Fahrer gegen fünf in der Früh auf dem Weg zur Arbeit einen 20 Jahre alten Flüchtling auf der Kreuzung der Frohnhauser und der Mülheimer Straße mit seinem Wagen überrollte und so schwer verletzte, dass das Opfer noch auf der Straße starb.
Stark betrunken auf die Straße gefallen
Drei Monate später versuchte die Polizei am Mittwochabend den Hergang des bislang ungeklärten tödlichen Unfalls so detailgetreu wie möglich nachzustellen, um Antworten auf offene Fragen zu finden: Wäre der Tod des jungen Inders aus dem Flüchtlingsheim an der Hatzper Straße in Haarzopf vermeidbar gewesen, nachdem er stark betrunken auf die Straße gefallen und dort liegengeblieben war? Oder trifft den Autofahrer, gegen den nach wie vor ermittelt wird, am Ende gar keine Schuld, weil er bei den eingeschränkten Lichtverhältnissen den Hilflosen in der dunklen Kleidung nicht so rechtzeitig hätte sehen können, dass eine Kollision vermeidbar gewesen wäre?
Bis die Ermittler des Verkehrskommissariats und die Staatsanwaltschaft darüber Klarheit haben, können nach dem abendlichen Termin auf der für etwa eine Stunde komplett gesperrten Kreuzung in Frohnhausen „noch ein bis zwei Monate vergehen“, sagt Thomas Lohmann, Sachbearbeiter im Verkehrskommissariat der Polizei.
Kein alltäglicher Einsatz
Zwar ermitteln Lohmann und seine Kollegen nach tödlichen Unfällen besonders intensiv. Doch selbst für den Beamten war es „kein alltäglicher Einsatz“, als er sich zusammen mit Gutachtern der Dekra Wochen nach dem Tod des 20-Jährigen und der anschließenden Spurensicherung noch einmal einen Eindruck vor Ort verschaffen konnte: „Die Tatsache, dass das Opfer bereits auf der Straße lag, war eher ungewöhnlich.“
Sachverständige der Dekra dokumentierten zwischen 20 und 21 Uhr die gespenstisch wirkende Szenerie im fahlen Straßenlicht mit einer Kamera, die sie in Kopfhöhe eines imaginären Fahrers in ein Auto montierten. Stück für Stück näherten sie sich so ausgerüstet der Stelle, an der es zu dem tödlichen Zusammenprall kam.
Die Aufnahmen sollen am Ende Aufschluss darüber geben können, was der 34-Jährige gesehen oder nicht gesehen haben dürfte, bevor er den Mann auf der Straße erfasste. Es kommt an diesem Abend auf jedes kleine Detail und eine genaue Dokumentation an, um keine falschen, keine vorschnellen Rückschlüsse zu ziehen, wissen die Experten aus Erfahrung.
Unfallflucht unwahrscheinlich
Denn nicht alles, was zunächst durchaus plausibel erscheint, muss auch wahr sein. So hat sich die anfängliche Vermutung der Polizei, der 20-Jährige könnte – bevor er von dem grünen Fiesta überrollt wurde – von einem anderen Auto erfasst worden sein, als falsch herausgestellt. Die Theorie einer vorausgegangenen Unfallflucht war von begrenzter Haltbarkeit.
Denn dagegen sprachen nicht nur die Erkenntnisse der Rechtsmediziner. Auch für die roten Lacksplitter, die am Unfallort gefunden worden waren, gab es eine andere Erklärung, die am Ende ausschloss, dass sich ein anderer Autofahrer nach einer ersten Kollision mit dem jungen Mann aus dem Staub gemacht haben könnte: Die roten Farbspuren stammten doch von dem Ford des Unfallfahrers. Der Wagen war überlackiert worden. Grün war nicht seine Grundfarbe.
Auch nach den Unfällen am 25. August in Rüttenscheid und am Neujahrsmorgen in Steele, bei denen zwei junge Frauen ihr Leben verloren, stehen Antworten auf die Schuldfrage aus.
An der Franziska-straße wurde eine 26-jährige Rumänin von dem Auto eines 80-Jährigen erfasst. Eine 23 Jahre alte Wittenerin überlebte eine Kollision mit einem Streifenwagen auf der Steeler Straße nicht. In beiden Fällen wartet die Staatsanwaltschaft nach wie vor auf notwendige Gutachten.