Essen. Lasertag boomt - vor allem unter Kindern. Das alarmiert Jugendschützer: Denn bei dem Trendsport wird das Schießen auf Menschen simuliert, so Kritiker.

Es funktioniert im Grunde wie "Räuber und Gendarm": Ganz grob erklärt: Beim Lasertag jagen sich zwei oder mehr Spieler durch eine Halle und versuchen, sich mithilfe einer Infrarotpistole an Signalpunkten am Körper zu treffen. Für jeden Treffer gibt's Punkte - wer die meisten Punkte sammelt, hat gewonnen. Lasertaganlagen erleben derzeit einen Boom. Die "Laserzone"-Halle in Essen etwa konnte ihre Besucherzahlen laut Betreiber innerhalb eines Jahres verdreifachen.

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Das Problem aus Sicht der Kritiker: Die Spieler simulieren das Schießen auf andere Menschen. "Ob man das jetzt Taggen, also Markieren, nennt oder schlicht Schießen, ist ja Wortklauberei", sagt Matthias Felling von der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW (AJS). Und die Zielgruppe der Lasertaganlagen sind vornehmlich Kinder und Jugendliche. "Immer öfter werden auch Kindergeburtstage von Neun-oder Zehnjährigen dort gefeiert. Das sehen wir kritisch."

Keine einheitliche gesetzliche Regelung

Dass Kinder Kriegsspiele spielen, ist indes nichts Neues. Wo also liegt der Unterschied zwischen einer Runde "Räuber und Gendarm" im Garten - und Lasertag in der Halle? "Grundsätzlich ist es nicht unbedingt problematisch, wenn Kinder Gewalt im Spiel simulieren. Bei Lasertag aber wird das kommerzialisiert.", sagt Felling. Da müsse man besonders auf einen entsprechenden Jugendschutz und eine Altersfreigabe achten.

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Nur: Eine einheitliche gesetzliche Regelung gibt es für die Altersfreigabe von Lasertag-Anlagen nicht. "Das Thema hat niemand auf dem Schirm", sagt Felling. In einigen Regionen dürfen nur Jugendliche, die mindestens 16 Jahre alt sind, Lasertag spielen. An anderen Orten spielen schon Zehnjährige - das entscheiden Jugendämter zusammen mit Ordnungsämtern vor Ort. Aber nach welchen Kriterien richten sich die Ämter dabei, wenn es keine klare gesetzliche Vorgabe gibt? "Es gibt da Ermessensspielräume", sagt Peter Herzogenrath vom Jugendamt Essen. Grundsätzlich werde geprüft, ob Verletzungsgefahren für Kinder bestehen. "Und dann schauen wir, wie realistisch die Anlagen aufgemacht sind", so Herzogenrath. Grundsätzlich gelte: Je stärker eine Anlage an reale Kriegssituationen erinnere, desto weniger sei sie für Kinder geeignet.

Spieler in Kampfmontur sind unerwünscht

Die Betreiber der Essener Anlage "Laserzone" haben sich bewusst für eine surreal anmutende Gestaltung entschieden. "Vom Jugendamt Essen haben wir eine Altersfreigabe ab 12 Jahren erhalten", sagt Sprecher Stefan Dickhäuser. In Begleitung von Erwachsenen können aber auch jüngere Kinder mitmachen: Etwa bei Kindergeburtstagen, die durchaus häufiger in der Essener Halle gefeiert würden. "Der Altersdurchschnitt der Spieler liegt aber bei etwa 21 Jahren", betont Dickhäuser.

Kriegsspiele würden hier nicht gespielt, es gehe nicht um Gewalt beim Lasertag. "Im Gegenteil. Die Spieler verhalten sich extrem fair", sagt Dickhäuser. Spieler, die in realistischer Kampfmontur auftauchen, gebe es kaum. "Das ist bei uns ohnehin nicht erlaubt, die schicken wir wieder weg", sagt Dickhäuser.

Das gilt offenbar für die meisten größeren Anlagen. Auch bei "Planet Lasertag" in Oberhausen sei Militärkleidung unerwünscht. "Die Anlage ist kein Kriegsschauplatz sondern eine Fantasiewelt", sagt eine Mitarbeiterin. Auch diese Anlage hat eine Alterseinstufung ab 12 Jahren.

Letztlich komme es aber auch auf die Einstellung der Spieler selbst an, ob eine Partie Lasertag ein Kampfspiel ist oder ein Spaßsport. Er selbst habe mit Kollegen auch mal eine Lasertag-Halle getestet. "Das hat Spaß gemacht, weil wir es eben als reinen Spaß verstanden haben. Sobald da aber Konkretes hineinprojiziert wird oder Mitspieler ihren Frust ablassen, wird es schwierig." Manchmal sei es deshalb sogar ganz gut, wenn Kinder ohne die Eltern spielen würden. "Wenn dann ein überehrgeiziger Vater da durchprescht, bekommen Kinder ein falsches Bild von Gewalt vermittelt."