Essen. . Familie Hartmann wohnt in Essen-Frillendorf an der Autobahn A40. Dass die neuen Schutzwände den Lärm und das Grundrauschen des Verkehrs reduzieren, haben sie noch nicht bemerkt
- Familie Hartmann wohnt in Frillendorf direkt an der A40
- Dort wurden gerade neue Lärmschutzwände aufgebaut
- Es ist nicht leiser, war aber auch nie richtig laut, finden die Hartmanns
Eigentlich würde Jessica Hartmann im Garten ihres Reihenhauses lieber auf Strand und Meer blicken. „Aber unsere Vorbesitzer haben sich für eine Schwarzwald-Szene auf der Mauer zur Straße entschieden“, sagt die 34-Jährige. Immerhin: Auch wenn das Meer in Essen-Frillendorf weit weg ist, gehört Rauschen zum Wohnen am Brandhövel: Die A40 liegt nur wenige Meter vom Grundstück der Familie entfernt. „Dank der neuen Lärmschutzwand haben wir Schwarzwald im Garten und Berliner Mauer vor der Haustür“.
Seit knapp einem Jahr wohnt die anfangs vier- und jetzt fünfköpfige Familie Hartmann an der A40 in Frillendorf. Und gut ein halbes Jahr davon gleich neben der Baustelle. Die alte Lärmschutzwand kam weg, die neue steht jetzt da. 31,4 Millionen Euro hat Straßen NRW bei der Großmaßnahme zwischen Gelsenkirchen und dem Autobahndreieck Essen-Ost investiert: Eine zweiteilige Lärmsanierung plus die Erneuerung der Anschlussstelle Frillendorf-Süd. Allein 100. 000 Quadratmeter offenporiger Asphalt wurden verbaut. Für die betroffenen Anwohner besonders wichtig: Die neuen Lärmschutzwände, die auf einer Länge von fast 3500 Metern nach und nach errichtet wurden. Die sind jetzt deutlich höher als zuvor und bestehen aus zwei Bereichen: Die fast fünf Meter hohen durchsichtigen Acrylelemente fußen auf drei Meter hohen Betonteilen. Und von denen sind, nicht nur die Hartmanns, gar nicht angetan. „Du schaust aus dem Fenster und siehst Grau. Die alte Mauer war zumindest bepflanzt. Vielleicht tut sich ja noch was“, hofft Jessica Hartmann. Die Autofahrer hinter der Mauer und auf der A40 dürfen sich zumindest an Farbstreifen erfreuen.
Ist es wirklich leiser geworden?
Die wichtigste Frage lautet natürlich: Ist es leiser geworden? Jessica Hartmann überlegt kurz. „Das kann ich nicht bestätigen.“ Wobei sie es auch nie richtig laut fand an der A40. „Wir haben vorher auf der anderen Straßenseite gewohnt. Zehnthof. Da kommt immer ein Güterzug vorbei. Das ist laut.“ Hier, direkt an der A40, sei es leiser. Findet sie. „Es ist hier wie an einer befahrenen Hauptstraße.“ Das Grundrauschen. „Wir schlafen mit offenem Fenster. Wir grillen mit Freunden im Garten. Das geht alles.“ Findet auch Sohn Oliver. Der hat einen besseren Ausblick, schaut aus seinem Dachfenster über die „Berliner Mauer“ hinweg und sieht die andere Straßenseite: „Mich stört die Autobahn nicht wirklich“, sagt der 15-Jährige.
Straßen NRW wird, wenn die letzten Feinarbeiten abgeschlossen sind, noch mal nachmessen. Der Lärm soll mit der neuen Wand und dem neuen Asphalt, so die Berechnung, um 13 Dezibel reduziert werden. Das entspricht in etwa der Lärm-Differenz, die zwischen einem vorbeifahrenden Lkw und einem vorbeifahrenden Pkw besteht. Oder zwischen einem lauten Gespräch zu einem normalen Gespräch. Schon jedes Dezibel weniger tut dem Körper gut: Straßenlärm erhöht das Risiko für Herz- und Kreislaufstörungen.
Der Kreislauf gerät bei Familie Hartmann immer dann mächtig in Wallung, wenn es nachts auf der A40 mal wieder richtig kracht. „Das knallt, das scheppert. Dann sitzen wir alle senkrecht im Bett“, beschreibt Jessica Hartmann den Kurzschock. Diese Unfälle wird allerdings auch der neue Lärmschutz nicht verhindern können.