Essen. . Die Gruppe verbindet Laien, aber auch hauptberufliche Wissenschaftler auf einzigartige Weise. Festakt am „Tag der offenen Archive“.
Ein Heimatforscher kommt selten allein: Auch in Essen existieren zahlreiche Menschen, die sich, oft ehrenamtlich, intensiv mit Themen zur Stadthistorie beschäftigen und versuchen, längst Vergangenes zu entdecken und zu bewahren. In der Ruhrmetropole gibt es jedoch – und dies ist in dieser Form einzigartig – die Arbeitsgemeinschaft der Geschichtsinitiativen, die die Erfahrungen all diese wissbegierigen Köpfe bündelt und so die Grundlage schafft, Synergien zu nutzen. In diesem Jahr wird dieses findige Kollektiv 25 Jahre alt.
Die Initialzündung für die AG – einem lockeren Zusammenschluss von Vereinen, Essener Gruppen, aber auch Einzelpersonen – gab im Frühjahr 1991 ein Wettbewerb zum Thema „Industriegeschichte an Ruhr und Emscher“ anlässlich der „Internationalen Bauausstellung Emscher-Park”. Eingeladen waren dazu alle Interessierten, die sich „nicht hauptamtlich“ mit der Industriegeschichte beschäftigten.
Ehrentitel als ungekrönter „Essener Stadthistoriker“
Die Gründung der Gruppe ist jedoch vor allem eng verknüpft mit einem Namen: Dr. Ernst Schmidt, ein kaufmännischer Angestellter aus Borbeck, der sich nicht zuletzt durch seine dreiteilige Buchreihe „Lichter in der Finsternis – Widerstand und Verfolgung in Essen von 1933 bis 1945“, eine vielbeachtete Aufarbeitung der NS-Zeit, einen guten Namen in der Szene gemacht hatte. Was Schmidt neben einem kleinen Archiv im damaligen Ruhrlandmuseum auch den Ehrentitel als ungekrönter „Essener Stadthistoriker“ einbrachte.
„Darauf war der Ernst immer besonders stolz“, erinnert sich der Kupferdreher Rainer Busch, der heute zum Sprecherkreis der Arbeitsgemeinschaft zählt.
Der im Jahr 2009 verstorbene Schmidt lud damals alle ihm bekannten „Barfußhistoriker“ ein, wie er sie beinahe liebevoll nannte. „Ernst war zwar erfolgreich und daher prominent, aber er sah uns eben immer als Kollegen an“, weiß Andreas Koerner vom Kultur-Historischen Verein Borbeck.
Erfolgreiches Zusammenspiel mit Berufshistorikern
Schnell einigte sich die Gruppe auf zwei Treffen pro Jahr, um sich zu stadtgeschichtlichen Themen auszutauschen, sich aber auch gegenseitig Hilfestellung bei eigenen Projekten zu geben. „Besonders wenn es Probleme mit der Finanzierung oder der Organisation gab, finde ich hier stets wertvollen Rat“, lobt Prof. Hans Ahlbrecht von der Verkehrshistorischen AG der Evag.
Auch Arnd Hepprich, Vorsitzender des Steeler Archivs, kann von der Kooperation der Kollegen nur Gutes berichten: „Da gibt es keinen Futterneid. Es gilt vielmehr, gemeinsam die Stadthistorie zu erhalten und den Menschen näher zu bringen.“ Nicht zuletzt auch im erfolgreichen Zusammenspiel mit den Berufshistorikern, die, so sagt Klaus Wisotzky, „gerne einmal von den Arbeiten der Hobby-Historiker profitieren und in ihre Publikationen einfließen lassen“. Denn so parzellenscharf könne der Profi in den seltensten Fällen arbeiten. Der Leiter des Essener Stadtarchivs kommt daher zu dem Schluss: „Die AG der Geschichtsinitiativen ist keine Konkurrenz, sondern sinnvolle und daher gern gesehene Ergänzung zu unserer Arbeit.“
Neue Publikation
Das Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft der Geschichtsinitiativen wird am „Tag der Archive“, Sonntag, 6. März, um 11 Uhr, im Haus der Essener Geschichte gefeiert.
Im Stadtarchiv am Ernst-Schmidt-Platz 1 wird Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, ehemaliger Direktor des Ruhrmuseums, die Festrede halten. Bürgermeister Franz-Josef Britz wird die Grußworte der Stadt Essen übermitteln. Das Haus hat an diesem Tag von 10 bis 17 Uhr geöffnet und bietet zahlreiche Aktionen. Nähere Informationen erfolgen zeitnah.
Die Mitglieder der AG wollen sich an diesem Tag im Foyer in der ersten Etage präsentieren. Die Publikation „25 Jahre Essener Geschichtsinitiativen“ liegt dort bereit.