Essen. . US-Konzern Parker Hannifin möchte die Filter-Produktion von Essen-Kettwig ins Ausland verlagern. Betroffene protestierten am Donnerstag.

Die Entscheidung wurde knapp 7000 Kilometer entfernt von Essen in Cleveland in den Vereinigten Staaten getroffen. 80 Mitarbeiter des US-Konzerns Parker Hannifin in Kettwig bekommen sie jetzt zu spüren: Der milliardenschwere Industrieriese will den Standort im Essener Süden schließen und die Produktion innerhalb der nächsten zwölf Monate ins Ausland verlagern.

Donnerstag Mittag gingen die von den Plänen betroffenen Mitarbeiter vor der Zentrale im Gewerbegebiet „Im Teelbruch“ auf die Straße – nicht ohne vorher ausgestempelt zu haben. „Es ist bedauerlich, wie hier mit einem erfolgreich agierenden Unternehmen umgegangen wird“, kritisiert Alfons Rüther, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall. Dem Protest war eine wirtschaftliche Bestandsaufnahme des Betriebsrats des Unternehmens für industrielle Filtersysteme mit der Dortmund Beratungsfirma „Sustain Consult“ für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie der Essener Rechtsanwaltskanzlei Gahlen & Partner vorausgegangen.

„Unsere Auftragsbücher sind bis Oktober voll“, sagte ein Betriebsratsmitglied des früheren Familienunternehmens Zander, das über einen Börsengang schließlich im Portfolio des international agierenden US-Riesen gelandet war.

Kunden schätzen „Made in Germany“

Die bekannt ambitionierten Planzahlen aus der amerikanischen Zentrale wurden, so der Betriebsrat, auch zuletzt übertroffen. Nicht nur die Kunden schätzten die Filter-Lösungen, die ihnen „Made in Germany“ aus Kettwig geliefert werden. 2015 erhielt die Essener Zweigstelle zwei Auszeichnungen für ihre Produkte. „Durch die geplanten Veränderungen geht das Unternehmen nach unserem Eindruck ein Risiko ein. Wichtiges Fachwissen geht verloren. Kunden könnten zudem zu Konkurrenten abwandern“, so der erste Eindruck der Beratungsfirma „Sustain Consult“.

Parker Hannifin wollte sich am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern. Weder die Geschäftsführung in Kettwig noch die übergeordnete Mutter in der Schweiz. In einer Betriebsversammlung hatte Vice President Chris Mason immerhin mitteilen lassen, dass die Entscheidung nicht in Zusammenhang mit den Leistungen der Mitarbeiter stehe, sondern betriebswirtschaftliche Gründe und die Zentralisierung von Aufgaben habe. Der US-Konzern ist in den letzten Jahren durch Zukäufe gewachsen und strukturiert jetzt um. Die Aufgaben der Essener sollen künftig an Standorten in England. Tschechien und Italien erledigt werden. Dort sind Kapazitäten vorhanden. Und die Löhne niedriger.

Der Standort Kettwig tritt jetzt in eine vier- bis sechsmonatige Planungsphase, der eine sechsmonatige Abwicklungsphase folgen soll. „Sustain Consult“ will mit dem Betriebsrat ein Alternativkonzept erarbeiten und dem zuständigen Wirtschaftsausschuss des US-Riesen zukommen lassen.