Essen-Moltkeviertel. . Die Röhren-Anlage wurde 1943 zum Schutz von 3000 Menschen gebaut. Ihr zunehmender Verfall ist eine Gefahr für die darüber verlaufende Moltkestraße.

  • Bunkersystem wurde 1943 für 3000 Menschen gebaut
  • Unterirdische Anlage verfällt und wird so zur Gefahr für die Moltkestraße
  • Verfüllung kostet 335 000 Euro und wird aus Bundesmitteln bezahlt

Eines der spannendsten Bauwerke des Moltkeviertels wird in diesem Jahr für immer zugeschüttet: Aus Sicherheitsgründen muss die fast in Vergessenheit geratene Bunkeranlage unterhalb der Moltkewiese verfüllt werden. Die 1943 im Auftrag des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition von der Organisation Todt gebaute Anlage war zum Schutz von 3000 Menschen ausgelegt.

Der Haupteingang liegt heute zugemauert und versteckt unterhalb des Robert-Schmidt-Berufskollegs. Der Bunker hat mehrere Eingänge.
Der Haupteingang liegt heute zugemauert und versteckt unterhalb des Robert-Schmidt-Berufskollegs. Der Bunker hat mehrere Eingänge. © FUNKE Foto Services

Die Ausmaße des unterirdischen Tunnelsystems (siehe auch Fotostrecke "Bunker in Essen") sind gigantisch: Nach Angaben der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist die Luftschutzanlage rund 650 Meter lang und verfügt über bis zu 2,50 Meter breite Gänge. Anderen Berichten zu Folge wird die Länge der Anlage gar auf 1,4 Kilometer geschätzt. Dabei erstreckt sich das unterirdische Schutzsystem in neun bis 13 Meter Tiefe auf die Fläche von der Wiese an der Schnutenhausstraße und weiter unterhalb der Moltke­straße bis etwa auf die Höhe der heutigen Tennisplätze des TC Schellenberg am Moltkeplatz.

Bürgerverein wollte Anlage zugänglich machen – vergeblich

Bis heute lassen sich auch oberirdisch Anzeichen für das massive Betonbauwerk finden: So ist der ehemalige Hauptzugang noch erhalten; liegt mittlerweile versteckt und zugemauert auf der so genannten Messelwiese unterhalb des Robert-Schmidt-Berufskollegs. Der Zutritt zum Bunker ist der Öffentlichkeit aus Sicherheitsgründen schon lange verwehrt. Der Bürgerverein Moltkeviertel hatte das 2014 ändern wollen und sich für eine Nutzungsänderung stark gemacht.

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Ansinnen war, Teile der Anlage für kulturelle Zwecke zu nutzen und nicht zuletzt die historische Aufarbeitung. Weitgehende Recherchen bei Katasteramt, Katastrophenschutz und Feuerwehr ergaben am Ende jedoch, dass eine Instandsetzung des Bunkers ausgeschlossen ist. „Der Verfall ist zu weit fortgeschritten. Außerdem wurde uns damals gesagt, dass die Gefahr von Gas-Entwicklung besteht. Eine Sanierung wäre darüber hinaus schier unbezahlbar“, erinnert sich Christiane Becker vom Bürgerverein.

Verfüllung kostet 335 000 Euro

Dass die Bunkeranlage mittlerweile eine echte Gefahr darstellt, war das Ergebnis der jüngsten Kontrolle eines bergtechnischen Sachverständigen. „Dabei kam heraus, dass die Standsicherheit der Anlage wegen ihres Alters und der fortschreitenden Verwitterung nicht mehr gegeben ist. Außerdem hat sich aufgrund des nicht mehr kontrollierbaren Wasserzulaufes Standwasser im Bunker gebildet“, heißt es auf Anfrage bei der Bundesanstalt in Bonn.

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Dort werden größere Auswirkungen auf die Oberfläche befürchtet, etwa eine Absenkung der viel befahrenen Moltkestraße. „Hieraus resultieren Gefahren für das Leben und die Gesundheit von Menschen, die eine endgültige Sicherung der Anlage durch deren Verfüllung notwendig machen“, heißt es weiter. Die Gesamtkosten dafür werden auf 335 000 Euro geschätzt, die aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.