Essen. Erneut war ein Großaufgebot der Polizei in einer Unterkunft im Einsatz. Sieben Menschen wurden verletzt, fünf Männer festgenommen.

  • Mehrere Dutzend Menschen geraten in Essener Notunterkunft aneinander
  • Mitarbeiter von Wachdienst verletzt
  • Polizei vermutet als Streitauslöser "verschiedene Lebensauffassungen"

Es vergeht inzwischen kein Tag mehr ohne einen Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft, heißt es bei der Essener Polizei. Doch das Bild, das sich einem Großaufgebot von Beamten am Samstag in dem Zeltdorf an der Bonifaciusstraße in Schonnebeck bot, zeigte eine neue Stufe der Gewalt: Nach Zeugenaussagen schlugen bis zu 60 randalierende Bewohner mit Ästen und Knüppeln aufeinander ein. Vermutlich kam auch ein Messer zum Einsatz. Sieben Menschen wurden verletzt. Ein Mitarbeiter des Wachdienstes erlitt einen Knochenbruch. Ein Syrer mit einer Schnitt- oder Stichverletzung musste ebenfalls in einem Krankenhaus behandelt werden.

Kräfte auch aus Mülheim alarmiert

Die Polizei zog zahlreiche Kräfte auch aus Mülheim zusammen, um der Situation Herr zu werden. Fünf Verdächtige wurden festgenommen. Die Kripo will nun die Hintergründe der Massenschlägerei klären.

Nach Informationen dieser Zeitung soll es bei der Essensausgabe zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen alleinreisenden Arabern und Iranern gekommen sein. Gegen 13.30 Uhr alarmierte der Sicherheitsdienst der Unterkunft die Polizei zum ersten Mal. Die Beamten nahmen einen Mann fest. Doch eine Stunde später eskalierte die Situation derart, dass die Polizei sogar andere Einsätze abbrach, um genügend Einsatzkräfte zur Bonifaciusstraße schicken zu können.

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Erst am Donnerstag mussten die Ordnungshüter mehrfach zu der Flüchtlingsunterkunft an der Heidhauser Straße ausrücken, weil Bewohner nach einem Diebstahl aufeinander losgegangen waren. „Die Einsätze in den Einrichtungen haben in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Während die Polizei früher im Schnitt einmal in der Woche zu Hilfe gerufen wurde, seien Alarmierungen aus den Flüchtlingsunterkünften inzwischen an der Tagesordnung.

Sozialdezernent Peter Renzel, der in einer ersten Reaktion die Sicherheitskräfte in Schonnebeck von fünf auf acht aufstocken ließ, forderte nach den Zwischenfällen gestern Konsequenzen: „Es geht so nicht weiter. Die Randalierer dürfen nicht mehr zurück in unsere Einrichtungen“, sondern sollten in Landeseinrichtungen auf ihre Abschiebung warten. Nach solchen Straftaten habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Asylverfahren sofort zu beenden und eine Rückführung der Menschen zu organisieren.

„Wir müssen deutlich machen, das wir keinen Zentimeter weichen und Recht und Gesetz durchsetzen“, sagte Renzel: „Wir brauchen zwischen Stadt, Land, Polizei und Justiz ein behördenübergreifendes Konzept, um solchen Auswüchsen wirksam begegnen zu können.“