Essen. . Die angekündigte Schließung des Gebetsraumes für muslimische Studierende auf dem Campus in Essen kommt nicht von ungefähr. Ein Kommentar.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Getreu diesem Motto scheint die Hochschulleitung nun beherzt die Reißleine gezogen zu haben. Die Schließung des seit jeher umstrittenen Gebetsraums für muslimische Studierende ist zu begrüßen, denn sie war längst überfällig.
Man mag kaum glauben, dass sich religiöser Fundamentalismus an einer staatlichen Hochschule derart ausbreiten kann, dass Eiferer im Namen Allahs anscheinend ungebremst neue Spielregeln in die Welt zu setzen vermögen. Regeln zumal, die im diametralen Gegensatz stehen zu den hohen Ansprüchen einer Universität. Eine Hochschule ist zuallererst ein Ort der Freiheit, der Freiheit von Wissenschaft und Forschung, aber auch ein Ort der Toleranz, der Rücksichtnahme, des Respekts.
Wer so genannte „Ungläubige“ daran hindert, sich auf den Fluren der Universität frei und ungehindert zu bewegen, wer außerdem muslimischen Frauen vorschreiben will, dass sie auf Parfüm zu verzichten und das Kopftuch überzuziehen haben, benötigt dringend Nachhilfe: nicht nur in Sachen Staatsbürgerkunde und im Fach „Gutes Benehmen“, sondern auch in Geografie: Essen ist Abendland, nicht Orient.
Auch interessant
Bei allem Lob für die Entscheidung der Hochschulleitung, einen Kurs der Neutralität einzuschlagen, bleiben trotzdem Fragen offen. Warum nämlich hat man sich so spät dazu durchgerungen, die Moschee in der Uni zu schließen? An eindringlichen Warnungen, wozu religiöse Eiferer fähig sind, hat es ja nicht gemangelt. Der schockierende Fall der jungen Muslima, die vor gut zwei Jahren mit wenigen Scherenschnitten ihr missliebige Kunst zerstörte, spricht Bände.
Doch anstatt solch skandalöses Treiben zu verurteilen, übte sich die Hochschulleitung in Leisetreterei und in Selbstzensur, indem sie die Ausstellung einfach beendete.
Wird das Konzept "Raum der Stille" funktionieren?
Über die Motive solcher Nachgiebigkeit darf man spekulieren. Hat man befürchtet, als böse Islamfeinde an den Pranger gestellt zu werden? Oder war es schlichtweg die schiere Angst vor möglichen Hass-Reaktionen muslimischer Fanatiker?
Dass ein neutral-gestalteter „Raum der Stille“ in Zukunft ein respektvolles Miteinander der unterschiedlichen Religionsgruppen schafft, ist wünschenswert – aber unwahrscheinlich.
Der aktuelle Krach um solche Räume der Stille – siehe Dortmund und anderswo – ist der eindrucksvolle Beweis dafür, dass auch dieses Konzept nicht zu funktionieren scheint.