Essen. . Im Stadtgebiet gibt es mittlerweile 25 Selbsthilfegruppen, die sich allein mit dem Thema Depression beschäftigen. Neue Reihe will zum Reden anregen.
Sind die Menschen depressiver als früher, oder besteht heute eher die Bereitschaft darüber zu sprechen? „Darüber wird immer diskutiert“, sagt Gabriele Becker von der Selbsthilfeberatungsstelle „Wiese“. Fest steht nur: Seit sie im Amt ist, und das ist nun fast 25 Jahre, gab es nie mehr Selbsthilfegruppen im Stadtgebiet, die sich zum Thema
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Depression treffen – sowohl Betroffene als auch Angehörige. Die Gruppen sind, betont Gabriele Becker, im Stadtgebiet verteilt; nennenswerte örtliche Schwerpunkte könne man nicht ausmachen. „Und die nächste Gruppe ist in Gründung“, sagt Gabriele Becker: „Depression und Sucht“.
An Betroffene und Angehörige richtet sich die Reihe „Depression – wir reden drüber“, die die „Wiese“ jetzt erneut veranstaltet. Die vier Treffen sind nicht der Anfang einer neuen Selbsthilfegruppe, sondern dienen als Forum für jene, die lernen möchten, über das Thema zu sprechen. „Den meisten Menschen fällt es immer noch schwer, sich bei diesem Thema zu öffnen“, sagt Gabriele Becker. Doch die Erfahrungen, die man seit Jahren mit der Reihe macht, gäben Anlass zum Hoffnung: „Depression – wir reden drüber“ gibt es jetzt schon zum achten Mal; erstmals findet die Reihe in der Innenstadt statt; vorher reiste man damit durch die Stadtteile; jedes Mal mit anhaltend gutem Erfolg.
Unwissenheit ist bei vielen Menschen groß
„Wir wollen vor allem aufklären, denn die Unwissenheit bleibt groß.“ Vermittelt werden sollen wichtige Erkenntnisse wie: Depression ist behandelbar. Sie hat viele Gesichter, und: Sie kann jeden treffen. „Die Bandbreite der Symptome ist extrem breit“, bestätigt auch Uli Tonder vom Netzwerk der Essener Depressions-Selbsthilfegruppen. „Viele Betroffene schaffen es nicht, sich zum Besuch einer Selbsthilfegruppe zu überwinden.“ Besonders an sie richtet sich die Reihe „Wir reden drüber“, die am Donnerstag, 11. Februar, startet mit einem Vortrag der Psychotherapeutin Regine Schmelzer: „Schlecht drauf oder depressiv?“ Eine Woche später lautet das Thema „Wege aus dem Tief“; dann referiert Psychotherapeutin Nadine Wiegand, und am 25. Februar spricht Jane Splett, die Verwaltungsdirektorin der LVR-Kliniken, über das Thema: „Wie gehe ich als Angehöriger mit der Erkrankung um?“
Nach den Vorträgen sollen die Gäste miteinander ins Gespräch kommen; aufgebaut wird ein klassischer Stuhlkreis. „Das Reden ist an der Stelle ganz wichtig“, betont Gabriele Becker.
Viele Selbsthilfegruppen nehmen übrigens nur neue Mitglieder auf, die Erfahrung haben mit Psychotherapie. „Oder zumindest sich um eine professionelle Hilfe bemühen“, sagt Uli Tonder. An der langen Wartezeit für einen Therapieplatz ändert das freilich nichts.