Essen. Die Gewerkschaft der Polizei geht in die Offensive gegen die Verzögerungen beim Neubau des Bundespolizeireviers am Essener Hauptbahnhof. Der Schutz der Bürger sei nicht gewährleistet.
- Wache an Essens wichtigstem Verkehrsknotenpunkt wird und wird nicht fertig
- „Sicherheitsdefizit ist nicht mehr hinzunehmen“, so die Gewerkschaft
- Bis heute hat die Deutsche Bahn keinen Termin für die Übergabe nennen können
Vor nunmehr sieben Jahren zog die Bundespolizei mit Sack und Pack vom Essener Hauptbahnhof zur Herkulesstraße – und sitzt bis heute da. Was ursprünglich als Provisorium gedacht war, ist zum Dauerzustand geworden. Die neue Wache an der Südseite von Essens wichtigstem Verkehrsknotenpunkt wird und wird nicht fertig.
„Das Sicherheitsdefizit ist nicht mehr hinzunehmen“
Dem Vorsitzenden der für Essen zuständigen Kreisgruppe Westfalen/Ruhr der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei, ist jetzt der Geduldsfaden gerissen. Nach den Gewaltdelikten zum Jahreswechsel und mit Blick auf die terroristische Bedrohungslage in Deutschland sieht Heinz-Jürgen Lipke den Schutz von Reisenden und Bürgern nicht mehr gewährleistet und fordert deshalb die schnellstmögliche Fertigstellung des neuen Polizeireviers: „Das Sicherheitsdefizit in einem Bahnhof dieser Größenordnung ist nicht mehr hinzunehmen.“
Während viele Beamte der Bundespolizei aus der für Essen zuständigen Direktion St. Augustin zu Grenzkontrollen nach Bayern abkommandiert werden, „leidet die polizeiliche Präsenz vor Ort“, so Lipke, nicht zuletzt auch unter den langen Wegen zwischen Herkulesstraße und Hauptbahnhof. Besonders in Notsituationen nach Gewalt- und Eigentumsdelikten gebe es einen zu großen Zeitverlust. „Wir würden gerne mehr Streifen gleichzeitig im Bahnhof einsetzen“, doch das sei wegen der angespannten personellen Situation derzeit kaum möglich.
Polizisten rücken von 700 Meter entfernter Wache an
Und so müssten die Beamten bei einem Alarm von der 700 Meter entfernten Herkulesstraße anrücken. Das sei ein Zeitverlust, der vor dem Hintergrund einer verschärften Sicherheitslage nicht länger zu verschmerzen sei. Eigentlich sollten die Beamten permanent für die Bürger und Reisenden ansprechbar sein.
„Kein Polizeirevier im Hauptbahnhof heißt aber auch, dass jeder Zeuge, Betroffene oder Tatverdächtige aufgrund fehlender Räumlichkeiten mit einem Einsatzfahrzeug zur Wache an der Herkulesstraße gefahren werden muss.“ Das Ambiente dort entspreche bis heute nicht dem Standard eines modernen Polizeireviers.
Lipke sieht als Gründe für die „verschleppte Fertigstellung“ am Hauptbahnhof Verzögerungen im Bauablauf, fehlende, aber notwendige Ausschreibungen, nicht eingehaltene Terminabsprachen und die Insolvenz der Firma Imtech im vergangenen Jahr. Angeblich seien noch zehn Prozent der Umbauarbeiten zu erledigen. Doch bis heute habe die Deutsche Bahn als Bauherrin keinen Termin für die Übergabe der Wache nennen können. Eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung vom vergangenen Mittwoch blieb bislang unbeantwortet.