Essen. . Essen setzt in der Flüchtlingskrise in hohem Maße auf Zeltdörfer. OB Kufen hat nun vorsichtige Distanz zum bisherigen städtischen Krisenmanagement angedeutet. Ein Kommentar.
Zweierlei war sehr bemerkenswert am Auftritt des Oberbürgermeisters am Donnerstag: Thomas Kufen zeigte die Grenze dessen auf, was die Stadt Essen in der Flüchtlingskrise zu leisten in der Lage ist. Die vorgestellten Baupläne sollen verbindlich abgearbeitet werden, dann ist Schluss! „Mehr ist nicht zu schaffen“, erklärte der OB. Damit hat sich Thomas Kufen eingereiht in den großen Chor derer, die in Berlin eine Rückkehr zur Vernunft erzwingen wollen. Genau da gehört die Stadt Essen hin.
Gleichzeitig hat der OB vorsichtige Distanz zum bisherigen städtischen Krisenmanagement angedeutet, das mit den Namen Peter Renzel und Christian Kromberg verbunden ist. Es mag gute Gründe gegeben haben, dass Essen anders als andere Städte in hohem Maß auf die Zeltdörfer gesetzt hat, deren enorme Kosten nun den städtischen Haushalt zu ruinieren drohen. Kufens Hinweis, er habe „ab Tag eins“ seiner Amtszeit die deutlich preiswertere Vermittlung von Flüchtlingen in Wohnungen forciert, lässt allerdings tief blicken. Dies wurde offensichtlich bis dahin vernachlässigt. Stattdessen hat der „Krisenstab“, von Kufens Vorgänger ausgestattet mit großer Machtfülle, ohne viel Rücksicht auf die Finanzlage der Stadt agiert.
Wegen des OB-Wahlkampfs war die Stadt zum ungünstigsten Zeitpunkt führungslos, und auch die Ratsfraktionen waren froh, dass jemand die Zügel in die Hand nahm, als die Flüchtlingskrise Anlauf nahm. Jetzt allerdings muss die Wende her, bevor die Stadt Essen finanziell vor die Wand fährt.