Essen. Das Zeltdorf in Karnap soll sehr bald auf 630 Bewohner wachsen. Freiwillige Helfer vom Runden Tisch warnen: “Mehr als maximal 400 Bewohnern sind nicht verantwortbar.“

Von manchen Flüchtlingsdorf hört man nie Negatives, in anderen liegen die Nerven blank. Karnap gehört zu letzterer Kategorie, und das schon weit, bevor die nun geplante maximale Belegung überhaupt erreicht ist (zum Artikel). Michael Schwamborn, Vorsitzender des Runden Tisches, der im Flüchtlingsdorf hilft wo er kann, hat deshalb eine klare Forderung an die Stadtverwaltung: „Mehr als maximal 400 Bewohnern sind nicht verantwortbar.“ Es können nicht alle Unterkünfte gleich behandelt werden, so Schwamborn, der auf „Versprechungen“ der Stadt und namentlich auch von OB Kufen pocht.

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Sozialdezernent Peter Renzel sieht für eine solche Begrenzung jedoch keine Chance mehr: „Wir haben in Karnap auch nie etwas versprochen, sondern immer nur gesagt, dass wir uns bemühen werden, die Zahl der Bewohner zu begrenzen.“ Und das funktioniere nun eben nicht mehr.

Beschwerden über Lärm, Abfall und ständige nächtliche Polizeieinsätze

Schwamborn zufolge gibt es jetzt bereits 500 Bewohner, und er warnt vor den Folgen dieser und weiterer Belegungen: „Die ehrenamtliche Betreuung ist bei so vielen Menschen nicht mehr zu schaffen.“ Schon jetzt sei die Stimmung unter den Flüchtlingen schlecht, die Zahl der Ungeduldigen, die schnell Wohnung, Arbeit und Familiennachzug wollten, sei hier sehr groß. Der Karnaper SPD-Ratsherr Guido Reil macht für die Unruhe, die am 6. Januar zu einer Spontan-Demonstration führte, auch den ständigen Streit zwischen den unterschiedlichen Ethnien in der Unterkunft verantwortlich. „Der Runde Tisch leistet tolle Arbeit, aber die Ehrenamtlichen sind an ihrem Limit angelangt.“ Zudem hätten sich die Bedenken und Sorgen vieler Bürger und Nachbarn bewahrheitet, so Reil. Es gebe berechtigte Beschwerden über Lärm, Abfall und ständige nächtliche Polizeieinsätze.

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Immerhin hat es der Karnaper Runde Tisch geschafft, mit einer privaten Initiative die Beschulung der Flüchtlingskinder an jedem Vormittag zu erreichen. Entscheidend beteiligt waren dabei der türkischstämmige Karnaper Bürger Turgay Tahtabas und seine Initiative „Zukunft Bildungswerk“. Die Resonanz sei sehr gut, so Schwamborn, der gerne einräumt, es habe ihn zu Tränen gerührt zu sehen, wie groß die Sprachfortschritte seien, die die Kindern in kurzer Zeit gemacht hätten. Das ändere aber nichts daran, dass Karnap an der Grenze seiner Möglichkeiten sei. „Wir pochen deshalb darauf, dass Zusagen der Stadtverwaltung eingehalten werden.“