Essen. Die bei Bauarbeiten am Europa-Center entdeckte Fünf-Zentner-Bombe stürzte Essen ins Verkehrschaos. Entschärfung gegen 18 Uhr. Auch Zugverkehr ruhte.

Nahe der verkehrsreichen Kreuzung Friedrichstraße (B 224)/Ecke Holsterhauser Straße in Essen ist am Dienstagvormittag bei Bauarbeiten am neuen Europa-Center ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Während der Entschärfung mitten im Feierabendverkehr musste die A40 voll gesperrt werden. Auch der Zug- und U-Bahnverkehr kam zum Erliegen. Um kurz vor 18 Uhr gab der Krisenstab dann Entwarnung: „Die Bombe ist entschärft, die Menschen können in ihre Wohnungen und Büros zurückkehren.“ (Zur Bildergalerie des Großeinsatzes)

Feuerwehrsprecher Mike Filzen war gegen Mittag einer der ersten Ordnungskräfte am Fundort. Seine Meldung: „Es handelt sich um eine britische Fünf-Zentner-Bombe mit Aufschlagzünder. Sie wurde in 1,80 Meter Tiefe entdeckt.“ Experten hätten so genannte Verdachtspunkte auf alten Luftbildern ausgewertet. „Sondierungsbohrungen haben den Verdacht dann bestätigt.“

Bombenentschärfung in Essen

1/60

Peter Giesecke übernahm die Entschärfung

Die Nachricht vom Bombenfund verbreitete sich in der Stadt um kurz vor 13 Uhr, zur selben Zeit trat der Krisenstab der Stadt zusammen. Wenig später stand fest: „Die Bombe wird noch am Dienstag entschärft.“ Ein exakter Zeitpunkt stand zunächst allerdings noch nicht fest. „Im Umkreis von 250 Metern muss die Bevölkerung evakuiert werden“, teilte der Krisenstab mit. Davon war auch die Zentrale der Funke Mediengruppe betroffen, die sich in unmittelbarer Nähe des Blindgängers befindet. Um das Erscheinen der Mittwochsausgaben von WAZ und NRZ im ganzen Ruhrgebiet nicht zu gefährden, zogen die wichtigsten Abteilungen von Redaktion, Anzeigen und Technik vorübergehend in das Druckhaus an der Schederhofstraße um. Auch das Inkasso-Unternehmen GFKL mit mehreren hundert Mitarbeitern war von einer Evakuierung betroffen.

Die Entschärfung übernahm der erfahrene Feuerwerker Peter Giesecke aus Oberhausen, er ist Truppführer beim Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf.

Wichtige Verkehrsadern wurden gesperrt

Autofahrer sowie Bahn- und U-Bahnpendler bekamen das Verkehrschaos mit voller Wucht zu spüren. Denn am Ort der Bombenentschärfung führen die wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt vorbei: die A 40, die B 224, die zentrale Bahnstrecke Essen-Mülheim sowie die U-Bahnlinien U 17 und 18. „Die A 40 wurde um 17.10 Uhr gesperrt“, berichtete Filzen. Zwischen den Anschlussstellen Dreieck Ost und Holsterhausen wurde der Verkehr umgeleitet, zum Teil auch über die A 52 in Fahrtrichtung Düsseldorf. Der Feuerwehrsprecher: „Die Einschränkungen für Autofahrer und Bahnpendler sollten so kurz wie möglich sein.“

In der Turnhalle und im Pausenraum des Berufskollegs Mitte, Schmiedestraße 5, war eine Betreuungsstelle für betroffene Anwohner eingerichtet worden. Nur etwa zwei Dutzend Anwohner nahmen diesen Service in Anspruch, die meisten suchten wohl lieber ein Café in der Innenstadt auf.

Insgesamt 260 Einsatzkräfte

Am Nachmittag begann die Stadt Essen damit, den inneren Kreis zusammenzuziehen. Alle verfügbaren Ordnungskräfte wurden deshalb dorthin zusammengezogen. Insgesamt sorgten 260 Einsatzkräfte von Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei, Bahn, Evag und Hilfsorganisationen für einen reibungslosen Ablauf der aufwändigen Bombenentschärfung.

Auch interessant

Lange Staus nach Bombenentschärfung in Essen-Holsterhausen

Von Pirkko Gohlke, Philipp Wahl, Gerd Niewerth

Bis zu einem Umkreis von 250 Metern müssen Häuser bei einer Bombenentschärfung evakuiert werden. Bis zu 500 Metern sind die Menschen angehalten, die Fenster geschlossen zu lassen und ihre Wohnungen und Büros nicht zu verlassen.

Auf dem Areal des alten Europa-Centers entsteht die neue Zentrale des Unternehmens Bitmarck. Bislang wurden auf dem Bauplatz alte Fundamente freigelegt. Zwei Bagger sind dort im Einsatz.