Essen. Kunden der Sparda-Bank West zahlen künftig zehn Euro pro Jahr für ihre BankCard. Der Schritt dürfte in der Bankenwelt bislang einmalig sein.

Die Sparda-Bank West ist derzeit auf Neukundenfang. Viele Essener bekamen in den vergangenen Tagen per Postwurfsendung Werbung für das kostenlose Giro-Konto der Genossenschafts-Bank ins Haus. Die Werbung landete dabei auch in den Briefkästen von Kunden, die längst ein Konto bei der Sparda-Bank führen.

Und besonders die dürften sich verwundert die Augen gerieben haben. Denn ihnen hatte ihr Institut erst vor wenigen Tagen per Kontoauszug mitgeteilt, dass es mit dem kostenlosen Konto defacto bald schon vorbei ist: Die Sparda-Bank West wird zum 1. April eine Gebühr für die EC-Karte erheben. Kunden zahlen dann eine Jahresgebühr von zehn Euro für ihre BankCard. Die Kontoführung selbst soll weiter kostenfrei bleiben.

Schuld wird der EU zugeschoben

Gebühren für Kreditkarten sind verbreitet. Für EC-Karten dürfte dies ein Novum sein. Markus Feck, Experte für Finanzen bei der Verbraucherzentrale NRW, sagte auf Nachfrage. „Es dürfte die erste große Bank sein, die das macht. Mir ist jedenfalls keine andere bekannt“. Auch beim Bundesverband deutscher Banken kennt man keine gleichgelagerten Fälle.

Eine EC-Karten-Gebühr sei ein „ungewöhnlicher Schritt“, meint Feck. Denn eine EC-Karte gehörte aus Sicht des Kunden bisher immer automatisch zum Konto dazu. Aus rechtlicher Sicht sei dagegen aber wohl nichts einzuwenden.

Die Sparda-Bank West gibt derweil die Schuld der EU. Der europäische Gesetzgeber hatte im vergangenen Jahr die Gebühren für EC-Kartenzahlungen im Einzelhandel gedeckelt. Das heißt: Zahlt der Bankkunde mit EC-Karte an der Ladenkasse, darf seine Bank von der Bank des Händlers nur noch maximal 0,2 Prozent des Einkaufswertes an Gebühren verlangen. Bei Kreditkarten sind es maximal 0,3 Prozent.

"Keine andere Möglichkeit"

Das heißt: Den Banken brechen damit Einnahmen weg, und das in einer Zeit, wo sie durch die niedrigen Zinsen ohnehin um ihre Erträge kämpfen müssen.

„Um dieses Defizit auszugleichen und kostendeckend zu arbeiten, sehen wir keine andere Möglichkeit, als für unsere Bank-Card eine Jahresgebühr zu berechnen“, teilte eine Sprecherin der Sparda-Bank West mit. „Jedes Institut sucht derzeit nach Möglichkeiten, seine Einnahmen zu verbessern“, weiß Feck. Die EC-Karten-Gebühr scheint dafür eine sichere Bank, denn im Grunde braucht sie jeder Konto-Inhaber, wenn er am Automaten seine Kontoauszüge ziehen will.

Essener Banken wollen nicht folgen

Die Niedrigzinsen zwingen die Banken also offensichtlich zu neuen kreativen Einnahmequellen. Feck ist überzeugt, dass sich auch andere Institute die Sparda-Bank zum Vorbild nehmen werden. „Ich erwarte, dass weitere mit einer EC-Kartengebühr nachziehen.“

Die drei regionalen Banken in Essen hegen solche Pläne momentan jedoch nicht. Sowohl Sparkasse, National-Bank und Geno Bank sagen auf Nachfrage, dass es keine Überlegungen in diese Richtung gebe. Die drei Institute hatten jedoch 2014 bzw. 2015 ihre Kontomodelle überarbeitet und verlangen seither bereits zum Teil mehr Geld fürs Konto bzw. für die Kreditkarte.