Essen. Die lawinenzerstörte Clarahütte des Essener Alpenvereins in Osttirol ist neu aufgebaut worden. Für den letzten Schliff werden Freiwillige gesucht.

Der Essener Alpenverein und seine Hütten – das war und ist bis heute kein nur erfreuliches Kapitel. Immer wieder wurden die Schutzhäuser der DAV-Sektion Essen in Osttirol von Lawinen zerstört, im Winter 2012 hatte es die urige, 140 Jahre alte, auf 2038 Metern Höhe liegende Clarahütte erwischt. In den letzten zwei Sommern schufen jeweils 100 Vereinsmitglieder und andere Freiwillige in Eigenleistung einen kompletten Neubau, der bereits in Betrieb gehen konnte. Im Frühjahr 2016 soll nun der letzte Schliff hinzukommen, damit im Juni die Saison beginnen kann. Und auch hierfür sucht der Essener Alpenverein wieder tatkräftige Helfer.

„Die Clarahütte wird dann eine der schönsten und gemütlichsten Hütten in Österreich sein“, schwärmt Detlef Weber, Vorsitzender der DAV-Sektion Essen. Das mag übertrieben klingen, doch die Essener haben sich tatsächlich etwas Besonderes einfallen lassen und sind dafür bereits mit dem Sanierungspreis des Landes Tirol ausgezeichnet worden. Zusätzlich zur kleinen, neuen Hütte entstand ein Übernachtungstrakt für 30 Gäste, der komplett lawinensicher unter der Erde liegt - natürlich mit Fenstern und Türen zum Tal. „Das Naturdach ist ausgelegt für ein Gewicht von neun Tonnen Schnee pro Quadratmeter“, berichtet Weber. Das sollte selbst für Osttirol reichen, wo die Winter in über 2000 Metern noch immer hart werden können.

Respekt von den Einheimischen

Rund 1,35 Millionen Euro haben die Essener verbaut. Eine enorme Summe für eine Alpenvereinssektion, die nicht zu den ganz großen zählt. Das Bauen war alles andere als einfach, es galt immer wieder Rückschläge und Schwierigkeiten zu verkraften. Zu beachten waren zudem rigide Vorschriften, denn die Hütte liegt im Nationalpark Hohe Tauern. Nur ein Beispiel: Mit Hilfe eines Heisinger Schreiners gelang es, ein schaufelradgetriebenes Wasserkraftwerk zu bauen, das die Hütte zumindest teilweise autark macht und als ökologisch vorbildlich gilt. Benzingetriebene Energiegewinnung gibt es aber zusätzlich.

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Anspruchsvolle Bauaufgaben also, und trotzdem mussten nur für die komplizierteren Facharbeiten die Hilfe von Profis in Anspruch genommen werden. „Chirurgen und Versicherungsvertreter lernten das Betonieren, Rentner stellten fest, dass die Höhenluft sie zu neuer Jugend beflügelte, Frauen zog die Abwasser- und Luftleitungen und Lehrer wurden Bautischler“, schwärmt Weber. Während die Einheimischen anfangs die Eigenarbeit belächelten, gab es später viel Respekt. Und Spaß, versichern die, die dabei waren, hat es meist auch gemacht.

Nun sollen also noch einmal Freiwillige ran, um in einem Zeitfenster zwischen 20. Mai und 10. Juni in frischer Luft und grandioser Landschaft Restarbeiten zu erledigen. Ideal sind Kenntnisse mit Fliesen, Holzverarbeitung und Innenausbau. Zusätzlich muss in einem Hügel eine Art Keller betoniert werden, denn die benzingetriebenen Maschinen sollen aus Brandschutzgründen raus aus der Hütte. Auch dies, wie üblich, in Eigenleistung.