Essen. . Die vier neuen Laser-Scanner in der Buderuskurve blitzen in der zweiten Woche 5848 Autofahrer – nochmals mehr als in der ersten Woche nach der Inbetriebnahme. Die Erklärung des Herstellers, die Kritik des Automobilclubs von Deutschland (AvD) und alle Unfallzahlen aus der Buderuskurve im Überblick.
Als Johannes Hübner hört, dass die vier neuen Laser-Blitzer in der Buderuskurve – wie berichtet – in den ersten acht Tagen sage und schreibe 5205 Autofahrer fotografiert haben, ist er baff. Hübner ist Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD) und ist in jenen acht Tagen 14-mal an den Kontrollgeräten an der A 40 vorbeigefahren: auf dem Weg zur Essen Motor Show beziehungsweise von dort ins Hotel. „Wahrscheinlich“, so erklärt er sich die hohe Fallzahl zunächst irritiert, seien „viele auswärtige Besucher der Tuning-Messe zu schnell gefahren – „Speeder, die nichts von den Blitzern wussten“. Was der Interessenvertreter der Autofahrer da noch nicht wusste: Die Kontrollgeräte haben in der Woche nach der Messe, vom 8. bis 15. Dezember, sogar noch mehr Geschwindigkeitsüberschreitungen dokumentiert: exakt 5848 an der Zahl, wie die Stadt auf Anfrage nun mitteilt.
Zum Vergleich: Als die vier alten Starenkästen zuletzt 2013 noch allesamt angeschaltet waren, fotografierten die Radarfallen 66 000 Temposünder – in einem Jahr. Was also erklärt die 11.053 Bußgeldbescheide binnen zwei Wochen?
Die Stadt kann sich offiziell noch keinen Reim auf die hohen Fallzahlen machen, auch weil das Ordnungsamt die Daten der Raser – Herkunft, Fahrtrichtung und Uhrzeit zum Beispiel – noch nicht ausgewertet hat. Eine plausible Erklärung hat dagegen Corinne Effinger vom Hersteller der „Traffistars S 350“, Jenoptik: „Der überwachte Bereich ist beim Traffistar S 350 größer.“ Die vier alten Radarfallen konnten jeweils die Geschwindigkeit von Fahrzeugen auf zwei Spuren messen, die neuen Hightech-Scanner dagegen erfassen den Verkehr auf allen drei Spuren – kontrollieren also viel mehr Verkehrsteilnehmer, so Effinger.
AvD fordert größere Warnhinweise
Auf den Fahrbahnen Richtung Bochum sind seit Ende September – seit die Lärmschutzwände fertig sind – wieder drei Spuren befahrbar. Trotzdem gilt dort noch Tempo 80. Dabei soll es laut Straßen NRW bis Ende Februar 2016 bleiben – bis auch an den Streifen Richtung Duisburg die Arbeiten beendet sind. Die Erklärung des Landesbetriebes: Es seien weiterhin Bauarbeiter auf beiden Seiten der Mittelleitplanke unterwegs.
Auch dieses Tempolimit erhöht die Fallzahlen zweifelsfrei. Über diese können sich ortskundige Pendler nur wundern: „Ich stehe da immer im Stau und rolle mit 20 km/h an den Blitzern vorbei“, schreibt eine Facebook-Nutzerin zu unserer Berichterstattung stellvertretend für viele Pendler.
AvD-Sprecher: Blitzer auch eine Gefahrenstelle
Die Stadt indes verweist als Reaktion auf „Abzocke“-Vorwürfe auf die Warnhinweise für Autofahrer, zu der sie eine Verwaltungsvorschrift verpflichte. Die drei kleinen Schilder wurden vor Jahren schon aufgestellt: in Richtung Duisburg in der Auffahrt Kray sowie 500 Meter vor der Ausfahrt Kray, auf der anderen Seite kurz hinter dem Dreieck Essen-Ost – also etwa anderthalb Kilometer von der Buderuskurve (Anschlussstelle Frillendorf-Süd) entfernt.
Das kritisiert AvD-Sprecher Hübner: „Es wäre ein Beitrag zur Verkehrssicherheit, wenn die Stadt großflächig auf die Kontrollen hinweist, damit Autofahrer das Tempo drosseln.“ Große Warntafeln könnten zudem verhindern, dass die Blitzer selbst zum Risiko werden: „Viele bremsen vor den Geräten abrupt ab – das ist echt gefährlich.“ Gründe für die Geschwindigkeitskontrolle erkennt Hübner aber auch an: „Die Buderuskurve ist wegen des kurvigen Straßenverlaufs und des hohen Verkehrsaufkommens schon eine Gefahrenstelle“, sagt der AvD-Sprecher.
Das sind die Unfallzahlen aus der Buderuskurve (A40) in Essen
Mit welchen Unfallzahlen rechtfertigen die Behörden die Geschwindigkeitsüberwachung in der Buderuskurve? Immer wieder haben uns das vor allem die Leser gefragt, die dort auf der A 40 in Kray keine Gefahrenstelle sehen.
Unfallkommission will vor allem Schwerverletzte verhindern
Die Bezirksregierung Düsseldorf erklärt die Fortsetzung der Kontrolle damit, dass der Straßenverlauf nicht entschärft werden kann. Die „Autobahn-Unfallkommission“ mit Vertretern von Bezirksregierung, Autobahnpolizei und Straßen NRW hat der Stadt zuletzt im August 2014 empfohlen, die stationäre Geschwindigkeitsüberwachung fortzusetzen.
Die erste Empfehlung gab die Kommission nach ihrer Sitzung im März 2000, erklärt das aktuelle Mitglied Wolfgang Netzer (Bezirksregierung): „Hintergrund war die Anzahl der Alleinunfälle mit schweren Personen- beziehungsweise Sachschäden. Zu verkehrsschwachen Zeiten verloren hier Verkehrsteilnehmer ohne Fremdeinwirkung aufgrund zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über ihr Fahrzeug.“ Nachdem die vier Starenkästen im Oktober 2001 aufgestellt wurden, „ging dieser Unfalltyp merklich zurück“, so Netzer. Er betont, dass Unfallkommissionen nach einem ministerialen Erlass vor allem die Zahl der Unfälle mit schweren Personen- und Sachschäden reduzieren sollen.
Viele Bagatellunfälle in der Buderuskurve
Dass es auch diese 2014 und 2013 noch gab und dass die Zahl der Bagatellunfälle mitunter größer war als vor 2002, lässt Netzer nicht gelten. Ein Vergleich sei „nicht möglich“. Denn vor allem die vielen A 40-Baustellen seit 2000 hätten zahlreiche Bagatell-Unfälle mit geringen Sachschäden zur Folge gehabt. Ältere Unfallzahlen allerdings kann die Polizei „wegen Änderungen bei der statistischen Erfassung“ nicht liefern.
Unfälle in der Buderuskuruskurve der A40 (km 63,500 bis 64,500) Richtung Dortmund
Fahrtrichtung Dortmund | UGT | USV | ULV | USS | Bagatellunfälle | Summe |
2000 | 2 | 10 | 11 | 21 | 44 | |
2001 | 3 | 4 | 27 | 34 | ||
2002 | 1 | 3 | 20 | 24 | ||
2003 | 3 | 3 | 21 | 27 | ||
2004 | 1 | 3 | 2 | 20 | 26 | |
2005 | 2 | 1 | 1 | 21 | 25 | |
2006 | 5 | 30 | 35 | |||
2007 | 2 | 34 | 36 | |||
2008 | 1 | 2 | 32 | 35 | ||
2009 | 1 | 2 | 32 | 35 | ||
2010 | 1 | 2 | 1 | 34 | 38 | |
2011 | 2 | 1 | 37 | 40 | ||
2012 | 3 | 2 | 11 | 16 | ||
2013 | 1 | 2 | 3 | |||
2014 | 1 | 9 | 10 |
Stationäre Geschwindigkeitsüberwachung ab Oktober 2001. Quelle: Autobahnpolizei Düsseldorf, Legende: UGT: Unfall mit Getötetem, USV: Unfall mit Schwerverletztem, ULV: Unfall mit Leichtverletztem, USS: Unfall mit schwerem Sachschaden. Ältere vergleichbare Zahlen liegen laut Autobahnpolizei nicht vor. Im Jahr 2000 sei die Datenerhebung verändert worden.
Unfälle in der Buderuskuruskurve der A40 (km 63,500 bis 64,500) Richtung Duisburg
FR Duisburg | UGT | USV | ULV | USS | Bagatellunfälle | Summe |
2000 | 2 | 5 | 13 | 15 | 35 | |
2001 | 1 | 3 | 14 | 26 | 44 | |
2002 | 2 | 3 | 7 | 14 | 26 | |
2003 | 24 | 24 | ||||
2004 | 1 | 12 | 13 | |||
2005 | 18 | 18 | ||||
2006 | 12 | 12 | ||||
2007 | 22 | 22 | ||||
2008 | 1 | 34 | 35 | |||
2009 | 2 | 35 | 37 | |||
2010 | 1 | 14 | 15 | |||
2011 | 11 | 11 | ||||
2012 | 3 | 23 | 26 | |||
2013 | 1 | 2 | 14 | 17 | ||
2014 | 1 | 2 | 30 | 33 |
Stationäre Geschwindigkeitsüberwachung ab Oktober 2001. Quelle: Autobahnpolizei Düsseldorf, Legende: UGT: Unfall mit Getötetem, USV: Unfall mit Schwerverletztem, ULV: Unfall mit Leichtverletztem, USS: Unfall mit schwerem Sachschaden. Ältere vergleichbare Zahlen liegen laut Autobahnpolizei nicht vor. Im Jahr 2000 sei die Datenerhebung verändert worden.
Bußgeldkatalog: Ab 121 km/h auf der A40 in Essen-Kray ist der Führerschein weg
Die erlaubte maximale Höchstgeschwindigkeiten in beide Fahrtrichtungen beträgt zurzeit 80 Kilometer pro Stunde. Die Überwachung in beide Fahrtrichtungen erfolgt im 24-Stunden-Betrieb. In beiden Fahrtrichtungen der A 40 weisen Schilder die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf die Radarkontrollen hin. Temposünder müssen auf der A40 in Essen-Kray nach den Angaben eines Stadtsprechers mit den Bußgeldern, Punkten und Fahrverboten für Geschwindigkeitsüberschreitungen außerhalb geschlossener Ortschaften rechnen:
- Geschwindigkeitsüberschreitungen bis 10 km/h: 10 Euro
- Geschwindigkeitsüberschreitungen 11 bis 15 km/h: 20 Euro
- 16 bis 20 km/h: 30 Euro
- 21 bis 25 km/h: 70 Euro, 1 Punkt
- 26 bis 30 km/h: 80 Euro, 1 Punkt
- 31 bis 40 km/h: 120 Euro, 1 Punkt
- 41 bis 50 km/h: 160 Euro, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
- 51 bis 60 km/h: 240 Euro, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
- 61 bis 70 km/h: 440 Euro, 2 Punkte, 2 Monate Fahrverbot
- über 70 km/h: 600 Euro, 2 Punkte. 3 Monate Fahrverbot