Das neue Hallenbad am Thurmfeld in Essen ist fertig
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Essen. . Das neue Bad am Thurmfeld in Essen ist kleiner und weniger spektakulär als das marode Hauptbad. Dafür besticht es durch Praxistauglichkeit.
Der moderne Bau in Weiß, Rostrot und Glas sieht aus wie hingeworfen ins Niemandsland nördlich der Uni: das neue Bad am Thurmfeld (zur Bildergalerie). Davor gibt’s Platz zum Parken, dahinter ein Überbleibsel der Gasanstalt, die hier einst stand: das Ofenhaus. Es soll im Januar abgerissen werden; die ersten Badegäste dürfen mit einer gewissen Geräuschkulisse rechnen und mit dem Blick auf eine schwindende Ruine.
Wer das Foyer des neuen Hallenbads betritt, sieht dagegen nur klare Linien – und Wasser. Eine Glasfront gibt den Blick frei auf Becken, auf Blau: eine gelungene Einladung zum Bade. So anders als im Hauptbad, wo der Gast lange Wege zurücklegt, bevor er Wasser sieht.
Fans werden dem Hauptbad dennoch nachtrauern, schon weil der Ersatz so viel kleiner geraten ist. Neben dem – mit acht Bahnen zumindest recht breiten – 25 Meter-Becken gibt es noch ein Lehrschwimmbecken von 16,66 m Länge. Der Vorgänger an der Steeler Straße hatte drei Becken und bestach durch den 7,5-Meter-Sprungturm. Am Thurmfeld gibt’s bloß den zum Ablegen von Bronze- und Silber-Abzeichen üblichen Standard: Einer und 3-Meter-Plattform.
Details, die Sportdezernent Andreas Bomheuer beim Ortstermin beiseite wischt: „Ja, wir haben den Sprungturm geopfert, und wir haben über die geringere Wasserfläche diskutiert – aber jetzt sind alle Beteiligten zufrieden.“ Zumindest steht der Belegungsplan fürs Schul- und Vereinsschwimmen, also für die Hauptnutzer. Auf ihre Bedürfnisse sei der Neubau zugeschnitten. So hat das kleine Becken auf ganzer Fläche einen Hubboden, mit dem man die Wassertiefe für Nichtschwimmer verringern kann. Ein Drittel des großen Beckens ist mit Hubtechnik ausgestattet.
25-Meter-Becken ist mit modernsten Startblöcken und elektronischer Zeitabnahme
Die Tribüne ist kleiner als im Hauptbad, bietet aber immerhin 240 Sitzplätze; insgesamt 520 Zuschauer finden hier Platz. Das 25-Meter-Becken ist mit modernsten Startblöcken und elektronischer Zeitabnahme ausgestattet; von der Empore hat die Wettkampfleitung den perfekten Blick aufs Geschehen. 160 000 Euro wurden nachträglich bewilligt, um das Bad wettkampftauglich zu machen. Ansonsten blieb man im 9,7 Millionen-Euro-Budget wie im Zeitplan.
Darauf sei er stolz, zumal beides bekanntlich oft nicht gelinge, so Bomheuer. Wer aber von der imposanten Glasfassade des Hauptbads schwärmt, dem sagt er, wie „lichtdurchflutet“ auch der neue Bau sei. Nach Ansicht einiger Sportler ist man mit dem Baustoff Glas sogar zu verschwenderisch umgegangen: Oberhalb der Tribüne liegt ein Gymnastikraum, der zu Schwimmhalle und Straße hin verglast ist. Die Nutzer fordern nun einen Sichtschutz, und so wird wohl bald ein Vorhang die klare Architektur verunzieren. Damit nicht noch Gitterwagen mit Schwimmhilfen am Beckenrand parken, haben Schulen und Vereine den Auftrag vor dem Umzug zu entrümpeln: In den Geräteraum passen 30 Wagen – im Hauptbad stehen noch 84 herum.
Die Hallenbäder in Essen
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Insgesamt tauscht man hier Größe und Glamour gegen Zuverlässigkeit und Praxistauglichkeit. Den in warmen Tönen gestalteten (und behindertengerechten) Dusch- und Umkleidebereich wird wohl niemand mit dem heruntergekommenen Pendant im Hauptbad tauschen wollen. Das gilt auch für die ultramoderne Technik, die für jährliche Einsparungen von 300 000 Euro sorgen soll und halb so viel Platz braucht wie die abenteuerliche Anlage im Hauptbad. Wie sagt Badleiter Georg Schwiderski: „Da wusste ich nie, welche Katastrophe mich erwartet!“
Das Hauptbad wird mit einem großen Abschwimmen verabschiedet
Noch sind kleine Mängel zu beseitigen, die Technik wird getestet und bewegliches Mobiliar in den Neubau gebracht. Pünktlich am Montag, 4. Januar, wird dann der Betrieb im Sportbad Thurmfeld am Reckhammerweg aufgenommen. Genutzt wird das neue Bad wie das Hauptbad, das es ersetzt, vor allem für Schul- und Vereinsschwimmen. Andere Badegäste können dort montags bis freitags von 6.30 bis 10 Uhr schwimmen. Offiziell wird das Bad am 8. Januar von Oberbürgermeister Thomas Kufen eröffnet.
Das Hauptbad wird von Schulen und Vereinen noch bis Jahresende genutzt. Für alle, die sich von dem in die Jahre gekommenen, aber spektakulären Bau verabschieden wollen, gibt es ein dreitägiges Abschwimmen: Von Montag, 28., bis Mittwoch, 30. Dezember, ist das Hauptbad (Steeler Straße 38) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. In einem der drei Becken wird ein Volleyball-Feld installiert, es gibt Spielangebote und Technik-Führungen.
Der Essener Sportbund (Espo), der im Hauptbad seine Geschäftsstelle hat, zieht an die Planckstraße in Holsterhausen um. Die Sparte Schwimmen verlegt ihren Sitz in das neue Bad am Thurmfeld.
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