Essen. . Bundespolizei: Diebe nehmen immer häufiger schlafende Fahrgäste aus. Extremer Fall in einem Zug der Linie S6: Dort wurden acht Fahrgäste Opfer.

Diese Diebe haben keinerlei Skrupel, ihren schlafenden Opfern in Zügen und S-Bahnen in die Hosen- und Jackentaschen zu fassen. Für die Bundespolizei sind die Taschendiebe eine wachsende Herausforderung. Nun beschäftigt die Ermittler ein extremer Fall aus einer Bahn der Linie S6: Am 25. Oktober sind in einer Bahn zwischen Kettwig und Essen Hauptbahnhof acht schlafende Reisende Diebstahlopfer geworden, gleich zwei Banden waren in dieser Nacht in der S-Bahn unterwegs.

„Wir sitzen vor den Videos aus der Überwachungskamera und können nur noch mit dem Kopf schütteln“, sagt Volker Stall, Sprecher der für Essen zuständigen Bundespolizeiinspektion. Eine Tat, die die Beamten auf den Videos sehen: Ein Mann sitzt schlafend in der S-Bahn, Diebe entwenden seinen Rucksack – und durchsuchen diesen in aller Ruhe im benachbarten Abteil. Die Täter werden fündig, stellen den Rucksack zurück. Dann erscheint die nächste Bande und stiehlt das Smartphone des Mannes aus seiner Kleidung.

Bundespolizei: „Am besten nicht in der Bahn einschlafen“

Das Opfer hat sich bis heute nicht bei der Bundespolizei gemeldet. Auf diese Szene sind die Ermittler aufmerksam geworden, weil vier andere Reisende in der S6 Anzeige wegen Diebstahls erstatteten. Insgesamt acht Taten bekamen die Ermittler auf den Überwachungsvideos zu sehen. Die Ermittler bitten nun die übrigen Geschädigten, sich zu melden: 0800 6888000 (kostenfrei).

„Die Täter gehen meistens mindestens zu zweit vor“, erklärt Stall: Sie suchen sich gezielt schlafende, angetrunkene Opfer. Die Bundespolizei setzt zivile Fahnder in Zügen und Bahnhöfen ein. Wie können sich die Reisenden schützen? „Am besten nicht einschlafen“, sagt Stall.

Viele Taschendiebstähle im RE1

Taschendiebstähle nehmen laut Bundespolizei zu: Die Beamten wissen von neun Fällen im dritten Quartal 2015 in der S6 auf Essener Stadtgebiet. „Im vierten Quartal werden die Zahlen deutlich steigen“, sagt Stall. Die S6 sei aber kein Schwerpunkt der Täter. Dieser liege auf der Rhein-Ruhr-Schiene: Im RE1, der auch in Essen hält, zählten die Polizisten im dritten Quartal 45 Taschendiebstähle.