Essen. Auf dem fünften WAZ-Medizinforum in diesem Jahr informierten Ärzte vom Katholischen Klinikum Essen über Diagnose- und Therapieverfahren.

Er gehört zu den häufigsten Krebsformen in der westlichen Welt: der Darmkrebs. Etwa bei jedem zweiten Betroffenen wandern die Krebszellen übers Blut weiter in die Leber. „Die Leber ist ein Filterorgan“, erklärt Dr. Olaf Guckelberger. „Hier bleiben die Krebszellen hängen.“ Guckelberger ist Arzt im Katholischen Klinikum. Mit drei Kollegen sprach er auf dem WAZ-Medizinforum im Marienhospital in Altenessen zum Thema „Lebermetastasen nach Darmkrebs – Welche Möglichkeiten der Diagnose und Therapie gibt es?“

Zunächst bedarf es eines genauen Befunds: „Wir müssen wissen, wie viele Metastasen es gibt und wo sie sind“, so Guckelberger. Dafür gebe es verschiedene Verfahren. Eines stellte Dr. Christoph Wellmann auf dem WAZ-Medizinforum vor: die kontrastmittelgestützte Ultraschalluntersuchung. Hierbei spritzt der Arzt dem Patienten ein Mittel, das die Leber im Ultraschall zum Leuchten bringt. Auch das Tumorgewebe leuchtet – allerdings nicht so lange, wie gesundes Lebergewebe. Wenn sich im Ultraschall ein Schatten bildet, weiß der Arzt: Es ist Krebs. Für den Patienten hat die Methode einen Vorteil: „Sie ist fast risikofrei“, sagt Wellmann.

Die Leber operieren

Was tun, wenn der Arzt einen Tumor entdeckt hat? Dr. Olaf Guckelberger operiert Darmkrebspatienten mit Lebermetastasen. „Oft sind mehrere OPs notwendig“, sagt der Mediziner. In einigen Fällen müssten die Patienten vor der OP eine Chemotherapie machen: „Um den Tumor zu verkleinern.“ Denn: Alles wegschneiden können die Operateure nicht. „Die Leber kann sich erholen“, so Guckelberger, „aber eine bestimmte Menge an Leber braucht der Mensch, um überleben zu können.“

Lebermetastasen nach Darmkrebs – keine seltene Erkrankung

Darmkrebs kann im Dickdarm, Enddarm oder am Darmausgang entstehen. Das Blut transportiert die Krebszellen von dort aus als erstes in die Leber, es bilden sich Metastasen.

Nach der Leber befällt der Krebs oft die Lunge. Auch die Lymphe können dabei die Tumorzellen streuen: Der Krebs verbreitet sich im Bauchraum des Betroffenen.

Seit 1985 hat sich die Überlebensrate von Patienten nach einer Leber-OP erhöht: Nach zehn Jahren leben heute noch fast 60 Prozent der Operierten. Vor 30 Jahren waren das nur etwa 20 Prozent.

Dr. Matthias Heuer ist ebenfalls Chirurg im Katholischen Klinikum. Er operiert die Leber minimalinvasiv, per „Schlüsselloch-OP“. Die Vorteile: Eine kleinere Narbe, ein kürzerer Krankenhausaufenthalt und weniger Schmerzen. Auf dem Medizinforum spielte Heuer ein Video ab, das Patienten normalerweise nicht zu sehen bekommen: Es zeigt, wie der Mediziner eine Metastase aus der Leber eines Patienten schneidet. Schnitt für Schnitt trennt er den erkrankten Teil von der Leber ab. Wann ein solcher Eingriff möglich ist, fragt ein Zuhörer. „Wenn der Tumor günstig liegt“, entgegnet Heuer. Zudem dürften die Patienten keine Herzprobleme haben. „Das ist kein Standardverfahren.“

Wenn keine OP möglich ist

Es gibt aber auch Fälle, in denen eine OP unmöglich ist – der Tumor ist inoperabel oder der Betroffene zu schwach für einen Eingriff. Dr. Tarek Azhari vom Katholischen Klinikum behandelt solche Patienten mit der Radiofrequenzablation, einem speziellen Katheterverfahren. „Die Strategie: Lokale Tumorzerstörung durch Hitze“, so Azhari. „Wir verkochen das Krebsgewebe.“ Eine weitere Möglichkeit der lokalen Tumortherapie sei die sogenannte Leberchemoembolisation: Statt einer „normalen“ Chemotherapie bekommt der Patient die volle Dosis des Mittels direkt in den Tumor gespritzt. „Damit heilen wir den Patienten nicht, aber wir können den Krebs auf dem Level halten.“

Die beste Therapie, darauf wies Dr. Olaf Guckelberger auf dem Medizinforum hin, sei die Vorsorge. „Gehen Sie zur Darmspiegelung.“