Essen. . Das Unternehmen I Live will an der Stelle der alten AOK ein Appartement-Haus für Studenten bauen. Die Räume sind mini, der Preis eher nicht.

Noch gehört die Jägerstraße im Essener Westviertel nicht gerade zu den angesagten Wohngegenden. Doch wenn es nach den Planern der Firma I Live aus Aalen geht, soll sie bald zu einer gefragten Adresse werden. An der Stelle des ehemaligen AOK-Gebäudes wollen die Schwaben ein Appartement-Haus bauen mit rund 300 Mini-Wohnungen für Studenten und junge Akademiker. Eine Bleibe jeweils nur 20 bis 30 Quadratmeter groß. Bezahlbar für all diejenigen, die sich nicht mehr Platz und Miete leisten wollen.

„Mikro-Wohnen“ nennt sich der Trend, auf den das Unternehmen setzt und bereits in zwölf Städten realisiert hat. Denn immer mehr Menschen wohnen heutzutage irgendwo auf Zeit. Sei es der Student, der eine eigene Bude vorzieht. Oder der Berufsanfänger, der nur einen befristeten Vertrag in der Tasche hat und noch gar nicht weiß, wo er demnächst arbeiten wird. Oder der Wochenend-Pendler, der das Leben im Hotel satt hat, sich aber deshalb keine große Wohnung anmieten will. Diese Gruppen sind die Zielgruppe von I Live.

Mieter bekommen zudem ein Rund-um-Sorglos-Paket

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In anderen Städten scheint das Konzept aufzugehen. Es gebe vielerorts lange Wartelisten, versichert Julia Pietsch, Sprecherin des Unternehmens. Ob es auch in Essen funktioniert, wo der Wohnungsmarkt für Studenten eher nicht als angespannt und überteuert gilt, wird sich zeigen. Die Macher sind freilich überzeugt. Essen sei schließlich Zentrum des Ruhrgebietes, Pendlerhauptstadt und eben Studentenstadt. Von der Jägerstraße ist die Uni zu Fuß zu erreichen, der Bahnhof und die City liegen ebenfalls nur wenige Minuten entfernt.

Der alte Hauptsitz der AOK an der Jägerstraße.
Der alte Hauptsitz der AOK an der Jägerstraße. © Essen

Die Mieter bekommen zudem ein Rund-um-Sorglos-Paket: Die Mini-Wohnungen sind voll möbliert – Küchenzeile inklusive. Dazu gibt es Internet- und TV-Anschluss. Auch Strom, Heizung und Wasser sind pauschal eingerechnet. Im Haus gibt es ein Fitnessstudio, Küchen für gemeinsames Kochen, Waschsalon, Lern-Lounges usw. Die Gemeinschaftsräume machen es möglich, zu anderen Bewohnern Kontakt zu finden. Viele wollten nicht anonym in der Stadt leben, sagt Pietsch.

Eine Art Mieter-Facebook

Mehr Informationen zum Konzept von Ilive

ILive hat bislang u.a. in folgenden Städten Projekte entwickelt und in Betrieb: Aalen, Berlin, Heidelberg, Heilbronn, Nürnberg und Ravensburg. Neu hinzu kommen: Köln, Frankfurt und Neu-Ulm.

60 Prozent der Mieter seien Studenten, 40 Prozent Berufstätige. Im Durchschnitt bleiben die Mieter 2,5 bis 3 Jahre.

Die Idee zu diesem Wohnkonzept brachten die Gründer von ILive aus Brasilien mit.

Innovativ ist auch die Vernetzung mit neuen Medien. So bietet I Live eine eigene Community-Plattform an, auf der sich Mieter vernetzen können. Außerdem sind sie so auch mit anderen I-Live-Objekten verbunden und können bei einem Ortswechsel Wohnungen tauschen.

Das Ganze hat seinen Preis: Investoren, die die Mikro-Appartements kaufen wollen, müssen recht tief in die Tasche greifen. Die Wohnungen beginnen ab einem Preis von 95 000 Euro. Auch die Mieten sind kein Schnäppchen. Für Essen habe man zwar noch keine Mieten ermittelt. In den bisherigen Objekten zahlen die Bewohner 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter und Monat.

Im kommenden Frühjahr ist der Abriss des alten AOK-Gebäudes geplant. Die Ersten könnten im Jahr 2017 einziehen und wie Planungsdezernent Hans-Jürgen Best kürzlich sagte: „Endlich mehr Leben in diesen Teil der Stadt bringen“.

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