Essen. Elf Menschen brachte die 25-Jährige in Gefahr, als sie ihr Zimmer im Essener Wohnheim der Heimstatt Engelbert anzündete. Jetzt steht sie vor Gericht.
Manchmal weint sie bei ihrem Geständnis, wenn sie davon erzählt, dass sie ihr Zimmer im Wohnheim für geistig Behinderte ansteckte. Elf Mitbewohner brachte sie in Gefahr. Jetzt lautet der Vorwurf gegen sie auf versuchten Mord, heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln.
Zum Glück sprangen in der Nacht zum 20. Mai die Rauchmelder in der Frillendorfer Heimstatt Engelbert an, so dass die Bewohner gerettet wurden. Am schwersten betroffen war die 25-Jährige selbst, die sich seit Dienstag für die Tat verantworten muss. Verminderte Schuldfähigkeit gesteht ihr die Staatsanwaltschaft zu, weil die junge Frau an einer Borderline-Störung leiden soll.
Rollos angezündet
Seit 2010 lebt sie in diesem Wohnheim. Zur Tatzeit soll sie unzufrieden mit ihrer Situation gewesen sein. Sie soll sich von anderen Mitbewohnern, aber auch von den Betreuern gemobbt gefühlt haben. Am Abend vor der Tat zog sie mit einem Freund los, kaufte in Supermärkten Alkohol ein: „Ich hatte Apfelkorn und Erdbeersekt geholt“, erzählt sie dem Gericht. Das sollte reichen, dass sie zur Tatzeit 1,1 Promille Alkohol im Blut hatte.
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Als sie kurz vor Mitternacht ins Heim zurückkehrte, bekam sie ihre Medikamente für die Nacht, ging aufs Zimmer. „Dann ging es schnell“, erzählt sie. Sie nahm ihre Kleidung aus dem Schrank, legte sie in die Mitte des Zimmers. Dann hielt sie ihr Feuerzeug an die Textilien. Anschließend zündete sie die Rollos an, die sie zuvor herabgelassen hatte. Schnell wurde sie ohnmächtig, Rauchvergiftung.
Widersprüchliche Aussagen
Ein Betreuer und ein Heimbewohner, alarmiert durch den Rauchmelder, reagieren schnell. Sie ziehen die 25-Jährige aus dem Zimmer, beginnen zu löschen und warnen andere. Schließlich kommt die Feuerwehr und bringt den Brand unter Kontrolle.
Die Staatsanwaltschaft unterstellt ihr, dass sie nicht nur sich, sondern auch die elf Mitbewohner im Schlaf töten wollte. Das weist die Beschuldigte jetzt zurück: „Es ging nur darum, mich umzubringen.“ Richter Andreas Labentz überzeugt das nicht. Er erinnert sie an frühere Aussagen: „Aber Sie haben das doch bei der Polizei gesagt.“ Damals gestand sie, dass ihr der Tod der Mitbewohner durchaus bewusst gewesen sei. Sie hätte sich auch extra Mut angetrunken, um den Brand zu legen.
Im Prozess wird es vor allem um die Frage gehen, ob sie wegen Wiederholungsgefahr in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden muss.