Essen. Im Vereinsheim des Essener Bandidos-Chapters hat es in der Nacht auf Montag in einem Raum gebrannt, in dem die Rocker auch Fanartikel verkaufen. Die Polizei konnte Brandbeschleuniger nachweisen.
Im Essener Vereinsheim der Rockergruppe Bandidos hat es in der Nacht zu Montag gebrannt. Zum Clubhaus an der Wüstenhöfer Straße in Essen-Bochold rückte die Feuerwehr um 2.14 Uhr mit einem Löschzug aus. Nachbarn hatten die Retter alarmiert. Am Montagnachmittag hat sich die Kriminalpolizei öffentlich festgelegt: Sie ermittelt wegen Brandstiftung. Die Ermittler haben Brandbeschleuniger nachgewiesen und bitten um Hinweise auf einen dunkel gekleideten Mann.
Raum mit Bandidos-Fanartikeln stand in Flammen
Nach Angaben von Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen brannte es in dem Raum des rot-gelb gestrichenen Gebäudes, der an der Ecke von Wüstenhöfer und Bocholder Straße liegt. Filzens Informationen zufolge soll dort eine Theke gebrannt haben – allerdings nicht die der Rockerkneipe, die ebenfalls im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht ist. Die Theke steht demnach in einem Verkaufsraum, in dem das Essener Chapter Merchandising-Artikel der Motorcycle-Gang verkauft.
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Bewohner des Gebäudes, so Filzen, hatten mit einem Pulverlöscher versucht, die Flammen zu ersticken. Das war ihnen allerdings nicht gelungen. Die Feuerwehrleute hatten den Brand dann schnell löschen können. Verletzte gab es nicht, andere Räume wurden nicht beschädigt. Das Gebäude sei nicht einmal evakuiert worden, so Polizeisprecherin Tanja Horn. Zur Höhe des Sachschadens konnten die Behörden noch keine Angaben machen.
Täter schlug Scheibe des Bandidos-Ladenlokals ein
Die Brandursache sei noch unklar, hatte Horn am Montagmorgen zunächst gesagt. Es werde in alle Richtungen ermittelt, Brandstiftung sei ebenso wie ein technischer Defekt nicht auszuschließen. Die Spurensicherung schaltete einen Sachverständigen ein. Am Montagnachmittag präsentierten die Ermittler dann erste Ergebnisse. Ein technischer Defekt kann demnach ausgeschlossen werden: "Wir gehen von Brandstiftung aus." Der oder die Täter haben die Scheibe des Ladenlokals zerstört – vermutlich eingeschlagen –, und das Feuer dann darin mit Brandbeschleuniger entfacht. Kriminaltechniker konnten diesen nachweisen.
Zeugen haben auch erste Hinweise auf einen Täter gegeben: Am Clubhaus wurde in der Nacht "mindestens eine Person" gesehen, "vermutlich eine männliche", so die Polizei. Sie soll dunkel gekleidet gewesen sein. Das Kriminalkommissariat 11 fragt nun Anwohner und Passanten, wer am Montag zwischen 1.30 und 2.30 Uhr Verdächtige(s) beobachtet hat. "Wir interessieren uns auch dafür, ob Fahrzeuge in der Nähe des Tatortes gesehen wurde." Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0201-829-0. entgegen.
Die Ermittlungen laufen im Rahmen der „Besonderen Aufbauorganisation“ (BAO): Seit Anfang 2014 leitet die Stabstelle im Essener Präsidium aller Ermittlungen an Ruhr und Niederrhein zur Rockerkriminalität.
Bandidos Essen dürfen ihr Vereinsheim mit Kameras überwachen
Sollte es sich um Brandstiftung handeln, dürften das Essener Bandidos-Chapter selbst Beweise gesichert haben: Die Rocker überwachen ihr Vereinsheim an der Wüstenhöferstraße mit vier Kameras. Der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat daran nicht auszusetzen. Im Mai 2013 hatte es eine Anfrage zu den Kameras an die Stadt gegeben, die diese an den dafür zuständigen Beauftragten in Düsseldorf weiterleitete.
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Für öffentliches Aufsehen sorgte das Essener Bandidos-Chapter in den vergangenen Jahren nur selten: Von Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Gangs, wie in Oberhausen und Duisburg, wurde in Essen nichts bekannt. Andere Rockergruppierungen sind in Essen nicht vertreten. Anfang des Jahres hatte der „Brothers MC Germany“ gemeldet, er habe Chapter in Duisburg, Oberhausen, Bottrop, Gelsenkirchen und auch in Essen gegründet. Ende August nahm ein Spezialeinsatzkommando zwei Männer in Essen fest, einen davon an der Haus-Berge-Straße. Sie sollen gemeinsam mit einem dritten Verdächtigen einen Mann aus Münster erpresst haben und der Straßengang "United Tribunes" nahe stehen. Ein mutmaßlicher Sprecher der „United Tribuns“ bestritt diese Verbindungen damals: "Von den Inhaftierten Personen war zum Zeitpunkt der Tat keiner im Umfeld der United Tribuns als Supporter, Prospekt oder Member bekannt." (pw/WAZ)
