Essen. An sechs Dauerstandorten in Essen sollen 1450 Plätze für Flüchtlinge entstehen – das sind doppelt so viele wie bisher geplant. Kostenpunkt: rund 47 Millionen Euro.

Die sechs künftigen Standorte zur dauerhaften Unterbringung von Flüchtlingen in Essen werden wohl deutlich größer ausfallen als zunächst geplant. Statt der vom Rat der Stadt bereits im Mai beschlossenen 24 Millionen Euro teuren Kapazitäten für 750 Menschen kalkuliert die Stadt nach Informationen dieser Zeitung inzwischen mit nahezu doppelt so vielen Plätzen als teilweiser Ersatz für Zeltdörfer und Behelfsunterkünfte. Demnach sollen an der Hubertstraße, der Papestraße, am Pläßweidenweg, an der Prosperstraße und Ruhrtalstraße jeweils zwischen 25 und 250 Asylbewerber mehr untergebracht werden.

Auf 25 Jahre ausgelegt

Am dann größten Standort, der Papestraße, wären das insgesamt 400 statt 150, am kleinsten, der Prosperstraße, käme man auf 150 und damit auf 50 mehr als noch im Mai. Nur an der Lerchenstraße soll es unverändert bei den ursprünglich genannten 100 Flüchtlingen bleiben. Entwässerungsprobleme seien der Grund, heißt es.

Macht unterm Strich also rund 700 Plätze mehr, die in den festen und auf 25 Jahre Nutzungsdauer ausgelegten Gebäuden entstehen sollen. Hinzu kommt eine Erweiterung der bestehenden Unterkunft an der Grimbergstraße von derzeit 129 auf 204 Betten. Alle Häuser sollen ähnlich den Bauten der Landeserstaufnahme auf dem früheren Kutel-Gelände in Stahlmodulweise errichtet werden. Zusätzliche Kosten: rund 22 Millionen Euro, macht 47 Millionen Euro für 1450 Plätze.

Nachverdichtung in der Not könnte das die Bauverwaltung nennen, die ihren Plan jetzt in einer nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses erstmals der Politik vorlegte und damit gleich für Ärger hinter den Kulissen sorgte. Die CDU-Fraktion meldete Beratungsbedarf an und verweigerte ihre Zustimmung.

In einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung am Dienstag soll die Entscheidung fallen, die am Donnerstag vertagt wurde. Die Zeit drängt: Vor dem 19. November muss klar sein, ob die Stadt den Bau der Einrichtungen an die städtische GVE Grundstücksverwaltung als Generalunternehmer vergeben und dem Lieferanten der Gebäude eine Abnahme garantieren kann. Sollte dies nicht klappen. machte Baudezernentin Simone Raskob deutlich, können die Module womöglich nicht mehr rechtzeitig und auch nicht zu dem Preis geliefert werden, den man für angemessen hält. Raskob soll deshalb sogar mit einer Eilentscheidung der Verwaltung durch Unterschrift des Oberbürgermeisters gedroht haben.

Unterkünfte sollen bis Ende September 2016 fertig sein

„So kann man nicht miteinander umgehen“, findet Ratsherr Guntmar Kipphardt, der für die CDU im Bauausschuss sitzt: „Wir sprechen über erhebliche Summen.“ Da könne es nicht sein, dass man zwei Minuten vor der Sitzung ein Papier in die Hand gedrückt bekomme, über das man entscheiden soll. Schließlich habe die Bauverwaltung mehrere Monate Zeit gehabt, Vorschläge auf den Tisch zu legen.

Trotz der Irritationen, für die am Donnerstag nicht zuletzt eine Sitzungsunterbrechung sorgte, geht Grüne-Ratsherr Rolf Fliß als Vorsitzender des Bauausschusses davon aus, dass der Auftrag pünktlich erteilt werden kann. „Wir müssen jetzt unbedingt das Zeitfenster nutzen, um die Flüchtlinge vor dem Winter des kommenden Jahres aus den Zeltdörfern rausholen zu können.“

Die festen Unterkünfte sollen nach Auskunft der Stadt bis Ende September 2016 fertig gestellt sein.