Essen/Moers/Duisburg. Journalismus-Studentin Lina Zeich aus Essen ist Bodybuilderin. Bei ihrer ersten NRW-Meisterschaft will sie sich am Samstag in der Bikini-Klasse für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren.

Ihr Händedruck ist zart und ihre Stimme leise. Lina Zeich wirkt schüchtern, aber nur bis sie die Wettkampfbühne im glitzernden Bikini betritt. Die 19-jährige Journalismusstudentin aus Essen ist Bodybuilderin und kämpft am Samstag in Duisburg um die Landesmeisterschaft.

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Sobald sich die Scheinwerfer auf sie richten und sie ihren durchtrainierten Körper den Kampfrichtern und dem Publikum präsentiert, blüht sie auf. „Sie ist erst ganz schüchtern und wird plötzlich ein völlig anderer Mensch“, lobt Trainerin Julia Strohner, die deshalb bei Linas Wettkampfdebüt im Oktober zu Tränen gerührt war.

Dass sie im Alltag eher zurückhaltend ist, findet die junge Nachwuchsathletin nicht. Vielleicht auch wegen ihrer körperlichen Verwandlung: „In der Schule war ich immer eine Sportnull, mein Bauchfett hat mich immer gegrämt.“

Diät für Bodybuilder: Hüttenkäse statt Erdnussbutter

Heute ist sie fünf Mal pro Woche im Fitnessstudio und davon einmal in Moers, wo sie ihre Trainer Julia Strohner und Markus Mertzenich, selbst erfolgreiche Bodybuilder, auf Wettkämpfe vorbereiten. Außerdem hat sie viel über Ernährung gelernt: „Ich dachte immer, dass Erdnussbutter gesund ist“, lacht sie. Inzwischen isst sie vor allem Salat, Eiweiß sowie Hüttenkäse und knabbert an Reiswaffeln.

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Immer mit dabei ist ihre Zwillingsschwester Sophie, von der vor zwei Jahren überhaupt erst die Idee stammte, gemeinsam mit Fitness anzufangen und selbst auf Trophäenjagd zu gehen. Gerne hätte Sophie ebenfalls nach dem Landesmeistertitel in der Bikini-Klasse gegriffen, aber die Diät ist bei ihr nicht gut genug angeschlagen. Bei Lina dafür umso besser. Zehn Kilo hat die 1,58 Meter große Athletin seit 2013 abgenommen, Samstag will sie 49 Kilo unterschreiten und muss bis dahin jede Mahlzeit genau abwiegen. Zudem hat sie Sophie jetzt als Betreuerin gewonnen.

Dass Lina bei ihrem Wettkampfdebüt nicht das Finale erreichte, spornt sie für die Landesmeisterschaft nur noch mehr an. „Sie hat sich seitdem enorm verbessert“, sagt Markus Mertzenich. „Ich schätze Lina als sehr gefährlich ein.“ Ihre Geheimwaffe sei „Eleganz in der Körperhaltung“, die vielen Athletinnen abgehe. Dennoch hat die Essenerin wohl nur Außenseiterchancen. „Das Feld wird hart, und sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren, sehr schwer“, sagen ihre beiden Trainer voraus.

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Lina Zeich entmutigt das nicht: „Mein Ziel ist, jeden Tag besser zu sein als gestern.“ Das habe sie bereits geschafft; einen Siegpokal brauche sie nicht als Beweis. Viel wichtiger: Seitdem sie mit ihrer Schwester Bodybuilding betreibt, fühlt sie sich wohl: „Ich sah wie eine Birne aus. Jetzt habe ich richtige Schultern und statt einem Rettungsring ein Sixpack.“ Den vermuten die meisten zwar nicht unter dem Pullover der zierlichen Teenagerin, die eben nicht wie ein muskelbepackter Schrank mit breitem Kreuz und Riesenbizeps aussieht. „Alle Männer, die erfahren, dass ich Kraftsport mache, finden das gut.“ Schließlich gehe es bei der Bikini-Klasse nicht um die wuchtigsten Oberarme, sondern „um Weiblichkeit, Blingbling und Glamour".

Bikini-Klasse in Bodybuildingszene noch in der Kritik

Gerade deswegen lehnen einige innerhalb der Bodybuildingszene diese noch recht junge Klasse als verkappte Schönheitswettbewerbe ab. „Diese Stimmen werden aber immer weniger“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Bodybuilding- und Fitnessverbands (DBFV) Guido Falk. „Die Athletinnen haben nämlich richtig austrainierte Körper.“ Wie die Schwergewichte auch.

Doch nicht nur durch eisenhartes Training gestählte Körper zählen bei der NRW-Meisterschaft, sie müssen auch optimal präsentiert werden. Deshalb übt Lina Zeich noch ihre Posen und auf hochhackigen Schuhen geschmeidig zu laufen. Außerdem freut sie sich nach dem Wettkampf auf Eiscrème – die sei nach ihrer strengen Diät fast genauso gut wie ein Pokal.