Essen. Theatercamp der Studio-Bühne soll für Akteure aus Essen und Tel Aviv zum Ort der Begegnung und Verständigung werden und Städtepartnerschaft beleben.
Die Essener Studio-Bühne ist ein Amateurtheater mit internationaler Erfahrung. Die Zusammenarbeit mit dem russischen Theater „Vera“ in Nishnij Nowgorod hat Tradition, Gastspiele in Kasachstan, Ungarn oder Finnland stehen auf dem Programm. Mit dem Interkulturellen Theatercamp Essen-Tel Aviv hat sich das hoch engagierte Ensemble nun eine ganz besondere Aufgabe vorgenommen.
Wenn die 13 meist jugendlichen Besucher des Yoram Loewenstein Performing Arts Studio aus Tel Aviv am kommenden Montag zu einer einwöchigen Begegnung nach Kray kommen, dann soll nicht nur gemeinsam Theater gemacht werden. Zusammen mit den deutschen Projektteilnehmern, die in Essen leben, aber ganz unterschiedlicher Herkunft sind, sollen neue Lebenswelten erkundet werden, Klischees hinterfragt, Vorurteile korrigiert und im besten Fall auch Ängste abgebaut werden. Um die Essener Städtepartnerschaft mit der israelischen Metropole ist es in den vergangenen Jahren, wohl auch aus Sorge um die angespannte politische Situation in Israel, nämlich ziemlich ruhig geworden.
Kleine Lebensgeschichten zum Weiterspielen
Für Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge, ist Tel Aviv dabei nicht nur ein Ort, wo man vergleichsweise sicher lebt, sondern wo auch Vorbehalte gegenüber Deutschland verschwunden sind. Kaufmann zeigt sich deshalb enttäuscht, dass, anders als in Köln oder Frankfurt, „in Essen keine Schulpartnerschaft so richtig funktioniert“. Auch Helmuth Schweitzer vom Kommunalen Integrationszentrum sieht derzeit Defizite: „Es fehlt in den Schulen an Leuten, die sich der Sache annehmen.“ Und so könnten die Camp-Teilnehmer aus der Frida Levy-Gesamtschule, des Nord-Ost-Gymnasiums oder der Internationalen Schule wichtige Multiplikatoren werden, um den ins Stocken geratenen Prozess wieder anzuschieben.
Unter dem Motto „Let Me Tell Your Story!“ werden sie sich beim Workshop kleine Lebensgeschichten zum Weiterspielen erzählen. Kerstin Plewa-Brodam, die das Projekt mit dem Team der Studio-Bühne auf die Beine gestellt hat, ist schon jetzt begeistert von der Offenheit der Essener Jugendlichen, die ihre Gäste aus Tel Aviv auch beim Sightseeing begleiten wollen. Die Teilnehmer des Loewenstein Performing Arts Studio kommen aus dem Hatikva-Viertel, einem sozialen Brennpunkt Tel Avivs, in dem die Theaterschüler auch Bürger-Projekte anbieten.
Kooperations-Partner in Tel Aviv finden
Für Helmuth Schweitzer war das Miteinander unterschiedlicher Herkünfte und sozialer Schichten denn auch entscheidend, um dem Projekt breite Unterstützung zu geben, das mit Mitteln des Innovationshaushaltes zum Ausbau interkultureller Orientierung finanziert, von den Jugendverbänden unterstützt wird und beim neuen OB Thomas Kufen Anklang fand.
Vorstellungen für Schulen
„Dead End“ heißt die Produktion, die das Yoram Loewenstein Performing Arts Studio mit nach Essen bringt. Das Stück wird am 12. und 13. November, 11 Uhr, als Schulvorstellung gezeigt.
„Let Me Tell Your Story!“ ist das Thema des dreitägigen Workshops. Die Abschlusspräsentation in englischer Sprache wird am 12. November, 20 Uhr, gezeigt. Anmeldungen: 55 46 01
Wichtig sei es nun, Kooperations-Partner in Tel Aviv zu finden, um die Jugendarbeit weiterzuführen“, sagt Hagen Everding, Geschäftsführer vom Stadtverband Essener Kinder- und Jugendverbände (SEJ). „Vielleicht bekommt es ja eine Eigendynamik“, hofft auch Kerstin Plewa-Brodam. Schließlich gibt es gute Gründe, die Beziehungen wieder zu intensivieren. 2017 feiern Essen und Tel Aviv die 25-jährige Städtepartnerschaft.