Essen. . Großeinsatz vor der Asylunterkunft im Essener Nordviertel: Glaubt man Bewohnern und Ehrenamtlichen, gab es in dem Heim seit geraumer Zeit immer wieder Unruhe, Aggression, Drogen- und Alkoholmissbrauch.

Von Massenschlägereien wie Ende September in einem Asylheim in Kassel blieb Essen bislang verschont. Umso mehr schreckt nun ein Großeinsatz an der früheren Tiegelschule im Nordviertel auf: Am Dienstagabend rückte die Polizei mit 20 Streifenwagen und mehreren Hundeführern an, weil sich einige Bewohner des Asylheims auf dem Schulhof prügelten.

Anwohner der Tiegelstraße wurden gegen 23 Uhr aufmerksam, als die Einsatzkräfte mit Blaulicht und Martinshorn durch die Siedlung rasten. „Aus den Funkgeräten der Polizisten waren Worte wie ,Massenschlägerei’ und ,Messerstecherei’ zu hören“, sagt ein Nachbar.

Ein Sprecher der Polizei bestätigt, dass es auf dem Hof zu „tumultartigen Zuständen“ gekommen sei. Beim Versuch zu schlichten, sei ein Sicherheitsmann „vermutlich durch einen Gegenstand leicht verletzt worden“. Der 43-Jährige wurde ambulant im Krankenhaus behandelt. Eine hochschwangere Bewohnerin (22), die ebenfalls verletzt wurde, musste stationär ins Krankenhaus. Die Beamten nahmen einen alkoholisierten 19-Jährigen fest, der den Wachmann verletzt haben soll. Er blieb über Nacht in Polizeigewahrsam.

Junge Nigerianerin mit Tochter wurde von Bewohnern bedroht

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Glaubt man Bewohnern und Ehrenamtlichen, gab es in dem Heim im Nordviertel seit geraumer Zeit immer wieder Unruhe, Aggression, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Die Grüne Elke Zeeb erlebte, wie eine junge Nigerianerin dort regelmäßig bedroht wurde. „Ich hab’ sie und ihre kleine Tochter vor zehn Tagen da rausgeholt und privat untergebracht.“ Auch ein Syrer verließ die Tiegelschule, weil einige Bewohner Nacht für Nacht berauscht Randale machten.

Stadtteilpolitikerin Zeeb hatte am Dienstag – nur Stunden vor der Keilerei – Anzeige wegen der Zustände erstattet und das Gespräch mit Dezernent Renzel gesucht. „Es gibt in dem Heim ein Sicherheitsproblem, da ist die Stadt in der Verantwortung.“ Die Firma European Homecare (EHC), die das Haus betreut und den Sicherheitsdienst organisiert, sei überfordert: „Die Einrichtung ist führungslos.“

Dezernent Renzel: „Vier Nordafrikaner, mit denen wir jede Nacht Probleme haben"

Ein Vorwurf, den EHC-Sprecher Klaus Kocks zurückweist: „Der Leiter ist krank, aber seine Vertreterin vor Ort, das Personal vollständig.“ Die Sicherheit sei gewährleistet, wenn notwendig, rufe man die Polizei. Denn: „Es gibt in seltenen Einzelfällen alkoholgestützte Delinquenz einzelner Asylbewerber.“

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Ganz so selten sind die Vorfälle nicht, räumt Renzel ein. „Dort leben vier Nordafrikaner, mit denen wir jede Nacht Probleme haben, wenn sie vollgepumpt mit Drogen ins Haus zurückkehren.“ Die vier seien bereits aus einem anderen Heim genommen worden, „doch sie konsumieren weiter massiv Drogen und halten sich nicht an die Hausordnung“. Oft genug habe man die Polizei rufen müssen, ohne die Lage dauerhaft in den Griff zu bekommen.

Ab Montag werde nun das Sicherheitsteam verstärkt: Statt einem Mitarbeiter sollen tagsüber zwei tätig sein, nachts werden es fünf statt bisher zwei. Am Freitag gibt es eine Krisenbesprechung mit allen Mitarbeitern.

Renzel stellt aber klar, dass es um das Fehlverhalten einiger weniger der 220 Bewohner gehe. Ihr Asylverfahren müsse schleunigst vom Bundesamt für Migration bearbeitet werden – mit dem Ziel der Ausreise. Ihre Asylchancen sind aufgrund ihrer Herkunft aus Marokko und Algerien gering. Und: „Wer hier seinen kriminellen Energien freien Lauf lässt, hat den Schutz unseres Landes nicht verdient.“