Essen. Der neue Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen hat am Mittwoch in seiner ersten Ratssitzung bekannt gegeben, wo die Stadt zwei weitere Zeltdörfer für Flüchtlinge errichtet.

Der neue Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen hat am Mittwoch zu Beginn der Ratssitzung um kurz nach 15 Uhr den Amtseid geleistet. Vereidigt wurde der CDU-Mann von Bürgermeister Rudi Jelinek (SPD), der bis dahin die Sitzung leitete. Bevor Kufen, der mit einem Blumenstrauß in den Stadtfarben Blau und Gelb begrüßt wurde, die Ratssitzung fortführen konnte, nahm er zahlreiche Glückwünsche entgegen – auch von den Alt-OBs, Reinhard Paß, Annette Jäger (beide SPD) und Wolfgang Reiniger (CDU). Nach einem Dank an seine Vorgänger, besonders an Paß, der einen "geräuschlosen und würdevollen Stabwechsel" ermöglicht habe, ging Kufen in seiner Grundsatzrede schon bald auf die "gewaltigen Herausforderungen" der Stadt ein.

Neue Zeltdörfer in Burgaltendorf und Frohnhausen

Thomas Kufen gab bei seiner ersten Ratssitzung als Essener OB auch die Standorte für zwei neue Zeltdörfer bekannt: An der Vaeste Straße/Burgstraße in Burgaltendorf und an der Hamburger Straße in Frohnhausen sollen jeweils 400 Asylbewerber untergebracht werden.

Zur Flüchtlingskrise sagte Kufen, dass es Grenzen der Belastbarkeit gebe, doch Essen habe schon schwierigere Krisen gemeistert. "Mit dem guten Willen, etwas zu erreichen, werden wir das schaffen. Machen wir uns an die Arbeit."

Turnhallen sollen mittelfristig wieder genutzt werden können

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Die Sporthalle an der Klapperstraße in Überruhr-Holthausen wird kurzfristig wieder als solche genutzt. Die anderen Turnhallen sollen mittelfristig als Notunterkünfte aufgegeben und wieder als Sportstätten genutzt werden. Durch die Anmietung des ehemaligen LVR-Klinik-Standortes an der Barkhovenallee in Heidhausen sollen auch die übrigen belegten Turnhallen mittelfristig wieder von den Schulen und Sportvereinen genutzt werden können.

Die beiden neuen Einrichtungen in Burgaltendorf und Frohnhausen, die der Krisenstab der Stadt beschlossen hat, sollen Anfang 2016 bezugsfertig sein.

Die Stadtverwaltung wird die Nachbarn der neuen Flüchtlingsdörfer in Informationsveranstaltungen über die Standortauswahl, die Gründe für den Aufbau von Flüchtlingsdörfern, die Art der Unterbringung und das Betreuungskonzept für die Einrichtung informieren. Die Termine werden noch bekannt gegeben.

Die neuen beiden Zeltdörfer sind die mobilen Unterkünfte Nummer acht und neun in Essen: Bezogen sind bislang drei Zeltdörfer: an der Planckstraße in Holsterhausen, am Altenbergshof im Nordviertel und am Pläßweidenweg in Horst. Vier weitere sind derzeit im Bau oder in Planung: an der Bonifaciusstraße in Schonnebeck, an der Bamlerstraße in Altenessen, am Volkswald in Heidhausen sowie auf dem Gelände des ehemaligen Matthias-Stinnes-Stadions in Karnap. (wan)

Essens Stadtoberhäupter

Das vierte Rathaus und das vorerst letzte. 1979 wurde außerhalb des alten Stadtkerns das damals höchste Rathaus der Republik gebaut. Nach einem vorbildlichen Architektenwettbewerb wurde der erste Preis leider nicht realisiert - der sah zwei 115 Meter hohe Zwillingstürme mit einem luftigen und hellen Ratstrakt dazwischen vor.  Die Lösung brauchte zu viel Platz - so kam es zum „Ypsilon“, in das auch der nächste OB  - wer immer es ist - einziehen wird.
Das vierte Rathaus und das vorerst letzte. 1979 wurde außerhalb des alten Stadtkerns das damals höchste Rathaus der Republik gebaut. Nach einem vorbildlichen Architektenwettbewerb wurde der erste Preis leider nicht realisiert - der sah zwei 115 Meter hohe Zwillingstürme mit einem luftigen und hellen Ratstrakt dazwischen vor. Die Lösung brauchte zu viel Platz - so kam es zum „Ypsilon“, in das auch der nächste OB - wer immer es ist - einziehen wird. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
„Alter Recke des Reviers“ - so nannte  ihn einmal respektvoll der NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn. Tatsächlich war der in jungen Jahren aus Ostpreußen nach Essen gezogene gelernte Schmied Wilhelm Nieswandt ein knorriger Typ, der Revierpolitiker schlechthin. Pragmatisch bis auf die Knochen, gradlinig, aber auch autoritär und unbequem prägte der Sozialdemokrat (1956 - 1969) die Nachkriegsentwicklung der Stadt wie vielleicht kein anderer - und das trotz eines Amtes, das eigentlich nur repräsentativen Charakter hatte. Mit Nieswandt begann die Ära der sozialdemokratischen Mehrheiten, er tat viel dafür die SPD zu jener Kümmerer-Partei zu machen, die Essen in vielerlei Hinsicht im Griff hatte. Nieswandt war ein Bau-Mann, der nicht lange fackeln wollte, wenn etwas der betonierten Moderne im Wege stand: U-Bahnbau, die autogerechte Stadt, aber auch die Erweiterung des Grugaparks sind mit seinem Namen verbunden.
„Alter Recke des Reviers“ - so nannte ihn einmal respektvoll der NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn. Tatsächlich war der in jungen Jahren aus Ostpreußen nach Essen gezogene gelernte Schmied Wilhelm Nieswandt ein knorriger Typ, der Revierpolitiker schlechthin. Pragmatisch bis auf die Knochen, gradlinig, aber auch autoritär und unbequem prägte der Sozialdemokrat (1956 - 1969) die Nachkriegsentwicklung der Stadt wie vielleicht kein anderer - und das trotz eines Amtes, das eigentlich nur repräsentativen Charakter hatte. Mit Nieswandt begann die Ära der sozialdemokratischen Mehrheiten, er tat viel dafür die SPD zu jener Kümmerer-Partei zu machen, die Essen in vielerlei Hinsicht im Griff hatte. Nieswandt war ein Bau-Mann, der nicht lange fackeln wollte, wenn etwas der betonierten Moderne im Wege stand: U-Bahnbau, die autogerechte Stadt, aber auch die Erweiterung des Grugaparks sind mit seinem Namen verbunden.
Sie ging in eine Ratssitzung, in der sie zur zweiten Bürgermeisterin gewählt werden sollte und kam nach Reuschenbachs Verzicht heraus als  Oberbürgermeisterin. Annette Jäger (1989 - 1999) war in der langen Essener Geschichte die erste Frau, die das Amt des Stadtoberhaupts errang und sie wurde es anfangs wider Willen. Es ist eine schöne Pointe der kommunalpolitischen Geschichte, dass dann sogar eine lange Ära daraus wurde. Jäger war kaufmännische Angestellte und arbeitete bei Stadt und Stadtwerken, machte eine klassische ehrenamtliche sozialdemokratische Karriere mit Mandaten im Rat der Stadt. Sie beschränkte sich auf die repräsentative Funktion, die das Amt des Oberbürgermeisters bis zur Kommunalreform 1999 „eigentlich“ ohnehin auch nur vorsah. Im Laufe der Zeit gewann sie Profil, doch die Machtkämpfe in Stadt und Partei, die schließlich viel zum Ende der SPD-Ära in Essen beitrugen,  konnte sie nicht schlichten.
Sie ging in eine Ratssitzung, in der sie zur zweiten Bürgermeisterin gewählt werden sollte und kam nach Reuschenbachs Verzicht heraus als Oberbürgermeisterin. Annette Jäger (1989 - 1999) war in der langen Essener Geschichte die erste Frau, die das Amt des Stadtoberhaupts errang und sie wurde es anfangs wider Willen. Es ist eine schöne Pointe der kommunalpolitischen Geschichte, dass dann sogar eine lange Ära daraus wurde. Jäger war kaufmännische Angestellte und arbeitete bei Stadt und Stadtwerken, machte eine klassische ehrenamtliche sozialdemokratische Karriere mit Mandaten im Rat der Stadt. Sie beschränkte sich auf die repräsentative Funktion, die das Amt des Oberbürgermeisters bis zur Kommunalreform 1999 „eigentlich“ ohnehin auch nur vorsah. Im Laufe der Zeit gewann sie Profil, doch die Machtkämpfe in Stadt und Partei, die schließlich viel zum Ende der SPD-Ära in Essen beitrugen, konnte sie nicht schlichten. © Kerstin Kokoska/FUNKE Foto Services
Wolfgang Reiniger  (1999 - 2009) galt als krasser Außenseiter  – und schaffte 1999 die Sensation. Bei der ersten  Wahl des hauptamtlichen Oberbürgermeisters schlug der Christdemokrat den hohen Favoriten Detlev Samland (SPD). Ein  Unions-Mann an der Spitze des Essener Rathauses – jäh ging die Ära der machtverwöhnten Sozialdemokraten zu Ende.  Und das gleich im ersten Wahlgang. 2004 gewann er gegen Reinhard Paß. Doch als er nach zehn Jahren Amtszeit, abtrat, fiel die Bilanz eher durchwachsen aus. „In Erinnerung bleibt das Bild eines zurückgenommenen Stadtoberhauptes“, schrieb diese Zeitung. Der Mann, von Beruf Jurist, habe den Konzern Stadt eher im Stil eines Notars und Anwalts geführt. Die einen empfanden Reinigers Bescheidenheit und Rechtschaffenheit als Zier, Kritiker nannten ihn entscheidungsschwach und unpolitisch. Er selbst sagte: „Ich muss nicht über jedes Stöckchen springen, das man mir hinhält.“
Wolfgang Reiniger (1999 - 2009) galt als krasser Außenseiter – und schaffte 1999 die Sensation. Bei der ersten Wahl des hauptamtlichen Oberbürgermeisters schlug der Christdemokrat den hohen Favoriten Detlev Samland (SPD). Ein Unions-Mann an der Spitze des Essener Rathauses – jäh ging die Ära der machtverwöhnten Sozialdemokraten zu Ende. Und das gleich im ersten Wahlgang. 2004 gewann er gegen Reinhard Paß. Doch als er nach zehn Jahren Amtszeit, abtrat, fiel die Bilanz eher durchwachsen aus. „In Erinnerung bleibt das Bild eines zurückgenommenen Stadtoberhauptes“, schrieb diese Zeitung. Der Mann, von Beruf Jurist, habe den Konzern Stadt eher im Stil eines Notars und Anwalts geführt. Die einen empfanden Reinigers Bescheidenheit und Rechtschaffenheit als Zier, Kritiker nannten ihn entscheidungsschwach und unpolitisch. Er selbst sagte: „Ich muss nicht über jedes Stöckchen springen, das man mir hinhält.“ © Ulrich von Born/FUNKE Foto Services
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