Essen. Ein Ordner in der Fußball-Regionalliga benahm sich daneben, schlug grundlos zu und beleidigte Spieler. Jetzt verurteilte ihn das Amtsgericht Essen.
Für Ruhe sollen sie sorgen und auf Fans besänftigend einwirken. Doch ein Ordner des Fußball-Regionalligisten FC Kray hatte seine Rolle völlig missverstanden. Weil er am 2. November 2014 im Spiel gegen den KFC Uerdingen einen Zuschauer grundlos geschlagen und getreten hatte, verurteilte ihn das Amtsgericht am Dienstag zu sechs Monaten Haft mit Bewährung.
Die Schläge und Tritte wies der 23 Jahre alte Krayer zurück: „Es stimmt nicht.“ Er müsse aber zugeben, dass er sich falsch benommen habe: „Ich stand da und habe die Ersatzspieler von Uerdingen beschimpft.“ Dann sei „der Opfer“ auf ihn zugerannt und habe was gesagt. „Ich habe ihn weggeschubst.“ Das sei es gewesen. Ein anderer Ordner, ebenfalls 23 Jahre alt, bestätigt: „Der Opfer kam, der Kollege schubste ihn weg.“
Ersatzspieler beschimpft
„Der Opfer“ hat im Gegensatz zu den Ordnern einen Migrationshintergrund und beherrscht die deutsche Sprache perfekt. Immer noch aufgebracht erzählt er, wie er geschlagen und getreten wurde. Der 23-Jährige, hauptberuflich Juwelier, ist selbst Schiedsrichter, musste damals noch ein Amateurspiel pfeifen.
Weil es zeitlich passte und sein Cousin für Kray antrat, besuchte er zuvor das Spiel gegen Uerdingen, immerhin vierte Liga. Aus Sicherheitsgründen fand es am Uhlenkrug statt. Dort hatte er beobachtet, wie die Ersatzspieler des Gegners beschimpft wurden. Deshalb sei er aufgestanden: „Ich habe zu ihnen gesagt, ihr könnt die doch nicht beleidigen.“ Dann hätte der Angeklagte ihn schon angegriffen. Von der Tribüne hätte noch eine Frau den Krayer Ordnern zugerufen: „Aber das ist doch einer von uns.“
Angeklagter hat neun Vorstrafen
Fotos des Spiels, die am Richtertisch angeschaut werden, stützen nach Ansicht des Gerichtes eher die Version des Opfers. Richter Johannes Wecker erörtert noch kurz den Lebenslauf des 23 Jahre alten Angeklagten, der von Hartz IV lebt und keinen Beruf gelernt hat. Neun Vorstrafen weist sein Register auf, Körperverletzungen sind darunter.
Verteidigerin Simone Dahlmann-Ludwig beantragt zwar Freispruch für den Mandanten, doch Richter Wecker hat keinen Zweifel an dessen Schuld. Bewährung bekam er, weil die Verletzungen des Opfers nicht so schwerwiegend waren. Sein Spiel hatte er noch pfeifen können. Und der Angeklagte und sein Freund sind nach eigenen Angaben nicht mehr Ordner beim FC Kray.