Essen.. Die Polizei hat einige der Randalierer identifiziert, die während des Pokalhits zwischen RWE und MSV eine Spielunterbrechung provozierten. Wie die Ermittler herausgefunden haben, waren unter den Vermummten mehrere Rocker aus dem Umfeld des Essener Bandidos Motorcycle Clubs.
Aus ganz Deutschland waren am 8. April Hooligans zum Halbfinale im Niederrheinpokal angereist, um an der Seite Gewalt Suchender aus Essen und Duisburg mitzumischen. Besonders tatkräftige Unterstützung hatte die Gruppe, die an der Westtribüne eine 30-minütige Unterbrechung des stimmungsvollen Pokalkrimis zwischen RWE und MSV provozierte, allerdings von Verbündeten aus der direkten Nachbarschaft des Bergeborbecker Traditionsvereins: Wie die Ermittler der Polizei herausgefunden haben, waren unter den Vermummten, die das Fluchttor zum Innenraum aufbrachen, mehrere Rocker aus dem Umfeld des Essener Bandidos Motorcycle Clubs (BMC).
Rocker zeigten Kutten im Stadion
„Personen aus dem hiesigen Rockermilieu haben den versuchten Platzsturm massiv unterstützt“, sagt Harald Hagen, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Nord. Er spricht sogar von einer „engen Kooperation“ zwischen den Rockern und einzelnen RWE-Hooligans. Von den Beteiligten, so Hagen, seien inzwischen „drei Essener eindeutig identifiziert“. Die Ermittler hoffen, vier weitere Männer gerichtsfest überführen zu können.
Gewalt suchende, organisierte Fans
Hooligans werden im Artikel nicht umgangssprachlich verstanden, sondern als Gewalt suchende Fußballfans, die sich mit Gleichgesinnten konspirativ zu Massenschlägereien verabreden. Anders als bei den meisten „Ultra“-Gruppen steht bei organisierten „Hools“ nicht die Unterstützung des eigenen Fußballteams, sondern die Gewalt im Vordergrund. Die älteste dieser Gruppen in der RWE-Fanszene sind die „Essener Löwen“.
Viel Mühe, ihre Zugehörigkeit zum berüchtigten Motorradclub im Stadion zu verschleiern, gaben sich die Chaoten nicht, denen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Vermummung vorgeworfen wird: Auf den Videos der polizeilichen Beweissicherungstrupps und auf Pressefotos ist zu sehen, dass sich mehrere Beteiligte mit „Harley Davidson“-Schals tarnten und sogar Auge in Auge mit den Beamten der fünf Hundertschaften Bauchtaschen der Banditen trugen.
Zudem zeigten etliche Vollmitglieder und Unterstützer der Essener Bandidos beim Spiel ungewöhnliches Fußballinteresse – und auf den Rängen die Farben ihres eigenen Clubs: nicht Rot-Weiss, sondern Rot-Gold. Die „Führungskräfte“ legten während des Spiels auf der Haupttribüne ihre Jacken ab, um ihre Kutten zu präsentieren: die des Essener Bandidos-Chapters und des Unterstützerclubs „Crew 45“. Die Führung des Essener Ablegers ließ über ihren Anwalt mitteilen, keiner der drei identifizierten Männer sei ein Mitglied ihres Chapters.
Polizei sieht „keine systematische Vernetzung“ von Rockern und Hooligans
Trotz der konzentrierten Aktion im „Brisanzspiel“ und einzelner Kontakte zwischen Alt-Hooligans und Alt-Rockern sieht Harald Hagen „in Essen keine systematische Vernetzung beider Szenen“. Es handele sich vielmehr um „zufällige Freundschaften, historisch gewachsen“, so Hagen. Gemeinsam hätten Mitglieder beider Szenen so beispielsweise die Leidenschaft für Krafttraining.
Die Inspektion Nord jedenfalls hat ihre Ermittlungsergebnisse nicht nur an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, sondern auch an die „Besondere Aufbauorganisation“ im Polizeipräsidium, die als Stabstelle seit Anfang des Jahres alle Ermittlungen zur Rockerkriminalität an Rhein und Ruhr koordiniert. Das wird die identifizierten Randalierer möglicherweise eher beunruhigen als die Stadionverbote, mit denen Rot-Weiss Essen Überführte bestrafen will: Der Club dieser Randalierer ist schließlich nicht der RWE, sondern der Bandidos MC.