Essen. . Flüchtlinge an Schulen: Das Aufbaugymnasium hat 25 Jahre Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen aus Kriegs- und Krisengebieten
Man darf Mitgliedern eines Rotary-Clubs unterstellen, dass sie ihr berufliches Leben nicht gerade in einem Umfeld verbringen oder verbracht haben, in dem jahrelanges Sparen unübersehbare Mängel hinterlassen hat. Also ist ein Besuch an städtischen Schulen eine lehrreiche Erfahrung für Menschen, die erfolgreich in der Privatwirtschaft sind oder waren: „Immer wieder erstaunlich“ findet Bernhard von Spiczak, Sprecher des Rotary-Clubs Essen Baldeney, „mit wie wenig Geld man so viel Gutes leisten kann wie an Schulen.“
Rund 16.000 Euro hat der Club der Unesco-Schule im Südostviertel zukommen lassen – jetzt schauten sich die Rotarier an, was mit ihrem Geld angeschafft worden ist: Bälle und Geräte für den Sportunterricht, lichtstarke Beamer für die Klassenräume, auch eine Gedenkstättenfahrt konnte plötzlich organisiert werden. „Wir sind für dieses Geld sehr dankbar, aus unserem regulären Budget sind solche Investitionen überhaupt nicht denkbar“, sagt Annette Uttendorfer, die Leiterin der Unesco-Schule.
Gesellschaftlich relevante Arbeit
Das meiste des regulär jährlich zugeteilten Etats geht in der Schule tatsächlich für Kopien drauf; da wäre ein Satz neue Handbälle echter Luxus. Es ist zum ersten Mal, dass die Unesco-Schule von einem Rotary-Club bedacht wurde – den Kontakt vermittelt hatte der ehemalige Schulleiter Norbert Kleine-Möllhoff. Dass die aktuelle Flüchtlings-Debatte der Unesco-Schule dabei ein wenig in die Karten spielt, liegt auf der Hand.
„Wir finden, dass hier absolut gesellschaftlich relevante Arbeit geleistet wird, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, sagt Rotary-Präsident Bernhard Hörsgen. Denn Hand aufs Herz – wer weiß schon, dass diese Schule seit mehreren Jahrzehnten mit Kindern und Jugendlichen aus Kriegs- und Krisengebieten arbeitet? Dass das Aufbau-Gymnasium, das nur Schüler in den Stufen sieben und elf aufnimmt, einst konzipiert war für besonders begabte Arbeiterkinder? Und sich aber entsprechend verändert hat in Richtung Migrantenförderung?
„Seit 25 Jahren bilden wir Seiteneinsteiger-Klassen“, sagt Annette Uttendorfer. „Viele Lehrere anderer Schulen hören erst jetzt von uns und fragen uns um Rat, weil sie plötzlich auch mit Flüchtlingen an ihren Schulen konfrontiert sind.“ Knapp 2000 Kinder und Jugendliche aus Kriegs- und Krisengebieten sind derzeit an den Essener Schulen. Mit 550 Schülern ist die Unesco-Schule derzeit voll bis unters Dach – 34 Sprachen werden unter diesem Dach gesprochen.