Essen-Südostviertel. . Zwischen A40 und Bahntrasse versteckt, liegt einer der größten Schulgärten der Stadt. Für die Unesco-Schüler bietet er weit mehr als anschaulichen Unterricht.

Graue Wolken am Himmel, viele Bäume haben ihre Blätter schon abgeworfen. Dem verwilderten Paradies der Unesco-Schule kann der Herbst dennoch nichts anhaben: Direkt an der Franziskanerstraße, versteckt zwischen A40 und Bahntrasse, liegt die grüne Oase mit gut 800 Quadratmeter große Fläche – einer der größten Schulgärten der Stadt.

Und der bietet Gelegenheit zu weit mehr als anschaulichen Unterricht, wie Biologie-Lehrerin Edith Derksen weiß: „Er verbindet unsere Schüler und verbessert ihren Austausch untereinander – eine afrikanische Schülerin hat uns hier mal gezeigt, wie man einen Eimer auf dem Kopf trägt.“ Schließlich ist die Unesco-Schule ein Aufbau-Gymnasium, an dem aktuell rund 40 Nationen zum Abitur geführt werden. In der Klasse 9V, die Edith Derksen an diesem Tag unterrichtet, ist so selbst im Bio-Unterricht auch die Vermittlung der deutschen Sprache ein wesentlicher Bestandteil.

„Guter Ausgleich zum Schulalltag“

Die Jugendlichen haben ihre Wurzeln etwa in Syrien, Griechenland, Brasilien und sind – wie etwa Mohammad – neu in der Stadt. Der 17-Jährige kam vor fünf Monaten nach Essen, floh mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Auch in seinem Heimatdorf gab es einen Garten, die Arbeit dort habe ihm immer Spaß gemacht, erinnert er sich wehmütig. Im Unesco-Schulgarten hat er schon die Buchsbaum-Hecke geschnitten. „Gerade für die jungen Männer ist die körperliche Arbeit im Garten ein guter Ausgleich zum Schulalltag“, weiß Edith Derksen, die gern den bereits im Jahr 1993 angelegten Schulteich nutzt, um ihren Schülern die Scheu vor fremden Amphibien wie Fröschen und Molchen zu nehmen.

Dabei war es ein weiter Weg bis hin zum grünen Klassenzimmer, erklärt Derksen. Ursprünglich wollte die Stadt 1989 das Trümmergrundstück neben der Schul-Turnhalle in einen Parkplatz umwandeln. Kollegium und Nachbarn protestierten und setzten sich schließlich mit ihrem Wunsch nach einer grünen Lunge durch – obwohl der Boden erheblich belastet war, wie das chemische Untersuchungsamt damals feststellte. Ein kostenintensiver Boden-Austausch erfolgte, an dem sich auch viele Nachbarn beteiligten. „Schließlich ist der Garten auch für sie ein Fleck Natur mitten in der Stadt“, so Derksen.

Im kommenden Jahr geht die 63-jährige Lehrerin in Rente und wird den Garten an jüngere Kollegen übergeben – schweren Herzens, wie sie gesteht. 2002 hatte sie die Fläche übernommen und ganz bewusst so wenig wie möglich in die Natur eingegriffen. „Die Schüler“, sagt Derksen, „sollen lernen, verantwortungsbewusst mit ihrer Umwelt umzugehen.“