OB-Wahl in Essen: Desaster für Paß, Kufen klar vorn
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Essen. Der Essener Oberbürgermeister Reinhard Paß erhielt nur 33,4 Prozent der abgegeben Stimmen, sein Herausforderer kam auf 42,5 Prozent. Niedrigste Wahlbeteiligung der Essener Geschichte. Nun kommt es am 27. September zur Stichwahl.
Desaster für den amtierenden Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), das in dieser Deutlichkeit kaum einer auf der Rechnung hatte: Mit einem Stimmenanteil von 33,4 Prozent ging Paß als klar Zweitplatzierter aus der Oberbürgermeisterwahl hervor. Sein Hauptkonkurrent, der Landtagsabgeordnete und CDU-Ratsfraktionschef Thomas Kufen erhielt 42,5 Prozent. Gewählt ist Kufen damit aber noch nicht, zwischen ihm und Paß kommt es nun zur Stichwahl am 27. September.
Überschattet wird das Wahlergebnis von einer miserablen Wahlbeteiligung von lediglich knapp 35 Prozent – die schlechteste in der Essener Stadtgeschichte bei einer regulären Wahl. Der bisherige Negativrekord der Europawahl im Jahr 2009 (38,1 Prozent) wurde noch einmal klar unterboten.
Die Freude der CDU trübte das am Sonntag zunächst nur am Rande. Um 18.40 Uhr kam Kufen in den Sitzungssaal der CDU im Rathaus, als sich sein Sieg aufgrund der rasch hereinkommenden Einzelauszählungen bereits klar abzeichnete. Er wurde minutenlang gefeiert. „Das Ergebnis drückt die Stimmung aus, die wir in den vergangenen Wochen gespürt haben: Es muss sich in Essen etwas ändern!“ Man habe die Stichwahl gegen den Amtsinhaber angepeilt - „ich glaub, die haben wir.“ Am 27. wolle er einlösen, was er versprochen habe: „Diese Stadt gehört nicht der CDU, diese Stadt gehört auch nicht der SPD - diese Stadt gehört den Bürgern und Bürgerinnen.“
Kufen fühlt mit Blick auf die Stichwahl „deutlichen Rückenwind. Ich bin sehr stolz darauf. Das ist ein Vertrauensvorschuss, der mich auch ein bisschen demütig macht.“ Es sei aber letztlich nur eine Etappe. „Ab morgen geht der Wahlkampf weiter.“ Kufen will „ab morgen intensive Gespräche mit den kleineren Parteien führen“. Vor allem bei den Grünen, die sich klar gegen Paß positionierten, hofft er auf Schützenhilfe.
Kufen deutlich vor OB Paß
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Im Fraktionsraum der SPD hatten die Genossen bereits die WDR-Prognose mit Fassungslosigkeit aufgenommen, die das spätere Ergebnis recht präzise vorwegnahm. Britta Altenkamp erklärt das desaströse Abschneiden mit der geringen Wahlbeteiligung. Nun müssten SPD und OB es irgendwie schaffen, die Stammwählerschaft zu mobilisieren. Das ist auch das Rezept von Reinhard Paß, der nicht aufstecken will und seinerseits auf Schützenhilfe von Anhängern anderer Parteien hofft: „Ich bin natürlich enttäuscht. Es wird jetzt darauf ankommen, diejenigen Wähler bei Grünen, Linken und der FDP zu mobilisieren, die mich jetzt nicht gewählt haben.“
Auffallend sind einige Ergebnisse des in Essen überhaupt nicht in Erscheinung getretenen Kandidaten der rechtspopulistischen Partei Pro NRW: In Frintrop, wo es Streit um ein Asylheim gibt, erhielt er 7,1 Prozent, in Karnap, wo demnächst ein großes Zeltdorf für Flüchtlinge entsteht, waren es 7,3 Prozent.
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