Flüchtiger Essener Amateurboxer soll auf Manuel Charr geschossen haben
•
Lesezeit: 3 Minuten
Essen/Köln. Die Fahnder der Mordkommission suchen den Amateurboxer Youssef A. aus Essen-Altendorf. Er soll im Döner-Imbiss auf Manuel Charr geschossen haben. Aktuell keine Hinweise auf Zusammenhang mit Kölner Bluttat Donnerstagnacht.
Nach dem lebensgefährlichen Schuss auf den bekannten Kölner Schwergewichtsboxer Manuel Charr in Essen-Altendorf in der Nacht auf Mittwoch läuft die Fahndung nach dem Schützen auf Hochtouren. "Wir gehen davon aus, dass wir ganz genau wissen, wer er ist", sagt Polizeisprecher Lars Lindemann am Donnerstagmorgen. Den Namen des flüchtigen Esseners nennt er nicht, es wird aus ermittlungstaktischen Gründen noch immer nicht öffentlich gefahndet.
Am Mittwochmorgen hatten Spezialeinsatzkräfte an der Straße Markscheide die Wohnung des Verdächtigen gestürmt, doch in den Räumen waren nur Verwandte des Gesuchten. Es soll sich um einen deutsch-libanesichen Amateurboxer Youssef A. aus Altendorf handeln. Seinen Namen hatte anscheinend auch Charr den Ermittlern genannt, als er nach mehrstündiger Notoperation im Uniklinikum kurz ansprechbar war. Das hatte Staatsanwältin Birgit Jürgens am Donnerstag bestätigt: "Er hat angegeben, dass Beleidigungen zur der Tat geführt haben sollen."
Zwischen Täter und Opfer bestehen engste Verbindungen innerhalb der Boxszene. Youssef A.’s Trainer, so heißt es, sei ein Cousin des Opfers. Auch in einem Gelsenkirchener „Fight Club“ haben sich die Wege der Intimfeinde gekreuzt. Alle Beteiligten gehören zur Essener Libanon-Connection, einer verzweigten Klientel, in der gewaltsame Auseinandersetzungen keine Seltenheit sind.
Essener Intimfeinde verhöhnten Charr nach jüngstem K.o.
Offenbar hat das Verbrechen in Essen-Altendorf seinen Ursprung im fernen Grosny, der Hauptstadt der Kaukasus-Republik Tschetschenien. Es ist keine zwei Wochen her, dass ihn dort ein lettischer Faustkämpfer namens Mairis Briedis demütigt, indem er Charr mit einem K.o.-Schlag in Runde fünf zu Boden streckt. Ausgerechnet ihn, den stolzen 110-Kilo-Hünen, der sich selbst als „Koloss von Köln“ und „Diamond Boy“ verherrlicht.
Boxer Charr niedergeschossen
1/28
Der Grosny-Flop, erzählt man, ist für Charrs Essener Intimfeinde ein gefundenes Fressen. Sie posten den K.o.-Schlag – und bringen den Gedemütigten in Rage. Am Dienstag schaukelt sich der Zoff gefährlich hoch: Der Gekränkte wagt sich in die „Höhle des Löwen“. Er kommt nach Essen und sein Promoter, der Rapper Kay One, postet ein Video, das den Boxer in der „Copa Cabana Lounge“ zeigt, einem angesagten Shisha-Laden nahe der Kreuzeskirche in der City. Ein Libanese sagt unserer Redaktion: „Mit seinem großspurigen Auftritt in Essen hat er den Täter so richtig provoziert.“
Der hat den Schuss, der Charr lebensgefährlich verletzte, im Döner-Imbiss an der Altendorfer Straße abgefeuert. Nähere Angaben zum Tathergang kann die Polizei nicht machen. Zeugen und Mitwisser aus den involvierten Familienclans seien gegenüber den Ermittlern "nicht gerade auskunftsfreudig", sagt ein Spolizeisprecher. Dennoch sind die Ermittler der Mordkommissiom zuversichtlich, den gesuchten Amateurboxer festnehmen zu können.
Wohl kein Zusammenhang mit Kölner Bluttat von Donnerstag
Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag von Altendorf und einem aktuellen Fall aus Köln-Mülheim sehen die Ermittler "zurzeit nicht": In der Nacht auf Donnerstag wurde in einer Kneipe in Charrs Wahl-Heimat ein 46-Jähriger aus Leverkusen erschossen. Auch die Mordkommission in Köln bittet Zeugen, sich telefonisch zu melden: 0221/229-0.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.