Essen. Das Deutsche Stiftungszentrum verwaltet fast 620 Organisationen - dazu gehört nun auch die „Til Schweiger Foundation“. Essener Stiftungstag soll Impulse für neue Stifter und mehr Kooperation geben.

Der derzeit fraglos prominenteste Stifter macht dieser Tage Schlagzeilen: Schauspieler Til Schweiger hat mit seinem lautstarken Aufruf zur Unterstützung von Flüchtlingen und der Ankündigung, eine Stiftung für traumatisierte Kinder zu gründen, heftige öffentliche Reaktionen provoziert. Seit Montag ist nun bekannt: Die „Til Schweiger Foundation“ ist offiziell gegründet und sie wird von dem seit langem in Essen beheimateten Deutschen Stiftungszentrum im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft betreut. Die Verträge wurden am Freitag in Hamburg unterschrieben, eines von drei Büros neben der Heidhauser Hauptverwaltung, wo nach Angaben von DSZ-Sprecherin Anke Meis derzeit fast 620 rechtsfähige und nichtrechtsfähige Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von über 2,6 Milliarden Euro verwaltet werden.

Damit gehören Essen und das Ruhrgebiet neben Stadtstaaten wie Hamburg und Bremen zu den Stifter-stärksten Regionen des Landes. Welche unterschiedlichen gemeinnützigen Zwecke dabei verfolgt werden und welche gesellschaftliche Bedeutung den verschiedenen Organisationen zukommt, das alles soll beim „2. Essener Stiftungstag „Gemeinsam wirken“ am 1. Oktober, im Congress Center der Messe Essen vorgestellt werden.

Til Schweiger wird nicht kommen, um seine neue Stiftung vorzustellen, aber zahlreiche in Essen beheimatete Einrichtungen von der Stiftung Mercator bis zur Brost-Stiftung, von der Stiftung „Essen tut gut“ bis zur Hochschulstiftung Folkwang stellen sich vor. Mit dabei ist auch die traditionsreiche Krupp-Stiftung, die es zuletzt zu bundesweiter Berühmtheit brachte, weil sie den eintrittsfreien Besuch im Museum Folkwang in den nächsten fünf Jahren mit einer Millionen-Spende möglich macht.

Gewicht für die gesichtslosen Stiftungen

Für Katrin Kowark, Sprecherin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, sind medial wirksame Auftritte wie die von Til Schweiger hilfreich, so impulsiv sie bisweilen auch ausfallen „Es gibt ja zahllose Initiativen, die sich für ähnliche Belange engagieren. Eine Stiftung wie die Schweiger-Foundation verleiht auch den Gesichtlosen noch mal Gewicht.“

2. Essener Stiftungstag

Der 2. Essener Stiftungstag steht unter dem Motto „Gemeinsam wirken“. Am Donnerstag, 1. Oktober, treffen sich die Teilnehmer von 13.30 bis 18.30 Uhr im Congress Center Messe Essen. Dort warten Fachvorträge, Round-Table-Gespräche, aber auch ein Stiftungs- und Projektemarkt auf die Besucher. Mehr Info: www.essener-stiftungstag.de

Interessierte Bürger können sich über die Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements und die Vielfalt der Essener Stiftungen informieren. Sie bekommen auch Wissenswertes über die Gründung einer Stiftung an die Hand. Organisiert wird der Tag von der Stadt, Ehrenamt Agentur, Stifterverband/DSZ, Sparkasse Essen, National-Bank.

In Essen etwa hat sich die Freddy-Fischer-Stiftung bereits für Flüchtlingsprojekte engagiert. Die Stiftung wird am 1. Oktober ebenso vertreten sein wie die Kinderstiftung Essen oder die Alfred und Cläre Pott-Stiftung, zwei Dutzend Organisationen sind vertreten. Es wird um Stiftungsmanagement und Stiftungsgründung gehen, aber auch um die Frage der Vernetzung und des kooperativen Handels, denn die Anfragen an externe Geldgeber werden häufiger, seit Kommunen, Verbände und Vereine jeden Euro dreimal umdrehen. Stiftungen verstünden sich vornehmlich aber „als Ergänzer staatlicher Leistungen, nicht als Ersatz“, betont Kowark.

Beim Bundesverband Deutscher Stiftungen zählt man derzeit 21 000 Stiftungen bürgerlichen Rechts und weitere 20 000 Treuhandstiftungen, die im Jahr, inklusive Drittmitteln, rund 17 Milliarden Euro für ihre Satzungszwecke ausgeben. Und was einmal in der Satzung steht, lässt sich so leicht nicht mehr ändern. Die Schweiger-Foundation hat laut Präambel zum Ziel, „benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen freien, geschützten Raum zu geben, um sich entfalten und entwickeln zu können“. Das erste Geld soll aber nicht nach Essen gehen, sondern in eine Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung in Osnabrück.