Essen.. Die Stadt Essen wird allein 2015 sieben Zeltdörfer für Flüchtlinge bauen. Dabei erleben die Verantwortlichen eine Stadtgesellschaft, die mit anpackt.

Die Stadt Essen wird allein in diesem Jahr sieben Flüchtlingsdörfer schaffen müssen. „Und 2016 geht es weiter“, betont Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der mit Sozialdezernent Peter Renzel den Krisenstab zur Unterbringung der Flüchtlinge leitet. Als Ermutigung dürften beide die Bürgerversammlung zur ersten Zeltstadt an der Planckstraße in Essen-Holsterhausen erlebt haben: Am Mittwochabend erschienen so viele Anwohner, dass der Platz im Gemeindesaal nicht reichte.

Die Dezernenten entschlossen sich darum, die Infoveranstaltung an dem Abend zweimal hinter einander anzubieten. Und sie erlebten eine Nachbarschaft, die vielfältige Hilfe anbot. Renzel revanchierte sich anderntags mit einem emotionalen Lob: „Danke Holsterhausen! Gemeinsam werden wir unsere Aufgaben stemmen!“

Stadt braucht vier weitere Zeltdörfer

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Nach den drei Zeltdörfern in Holsterhausen, Heidhausen und im Nordviertel, sollen zeitnah vier weitere entstehen. „Wenn jedes Platz für 400 Menschen bietet, können wir damit die Lücke von 1600 Plätzen schließen, mit der wir in diesem Jahr zu kämpfen haben“, so Kromberg. In Frage kommende Standorte müssen 6500 qm Fläche haben, einen befestigten Untergrund und ausreichende Anschlüsse etwa an Starkstrom bieten.

Ins Auge gefasst sind Plätze am Pläßweidenweg und an der Bamlerstraße, offen ist, wo die weiteren beiden Zeltdörfer entstehen. „Wir werden versuchen, die Flüchtlingsdörfer gerecht auf die Stadt zu verteilen, eine Garantie kann ich dafür aber nicht geben.“ Der Planungsausschuss forderte nun, bei der Standortwahl beteiligt zu werden. „Wir können nicht einem Krisenstab allein überlassen zu entscheiden, wo ad hoc 400 Leute hinkommen“, betonte der Vize-Vorsitzende Guntmar Kipphardt (CDU).

"Viele Ärzte und Krankenschwestern bieten Hilfe"

Tatsächlich reichen Krombergs Kompetenzen weit, nicht nur als Leiter des etwa zehnköpfigen Krisenstabs. Als Ordnungsdezernent könnte er zur Abwehr von Obdachlosigkeit auch leerstehende Gebäude beschlagnahmen, wie es in anderen Städten geschehen ist. „Die Hürden für eine solche Notfallmaßnahme sind jedoch sehr hoch, da müsste ich erst alle Alternativen ausschöpfen.“ Dazu zählt auch der Rückgriff auf die Turnhallen, für den sich die Stadt gewappnet hat. Froh ist Kromberg auch über die für diesen Fall schon bestellten Sanitär-Container: Sie werden nun in den Zeltstädten genutzt. Stellwände sollen dort für „ein Minimum an Privatsphäre“ (Renzel) sorgen.

Die FDP fordert derweil ein Arzt-Kataster, das aufzeige, in welchen Praxen im Stadtteil die Flüchtlinge medizinisch versorgt werden können. Das gebe es bereits, ebenso mehrsprachige Faltblätter, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes Rainer Kundt. Basis-Untersuchungen, Röntgen und das Schließen von Impf-Lücken würden in den Erstaufnahmeeinrichtungen erledigt.

Und die Hygiene in den Zeltdörfern mit ihren vielen Bewohnern werde sein Amt besonders streng kontrollieren. Dass es in den Großunterkünften keinen eigenen Sanitätsdienst gebe, bereitet Kundt indes wenig Sorge: Bisher habe sich kein niedergelassener Arzt über eine vermehrte Arbeitsbelastung durch die Flüchtlinge beschwert: „Im Gegenteil: Viele Ärzte und Krankenschwestern bieten Hilfe an und arbeiten in Asylheimen.“

Sondersitzung des Sozialausschusses zu Flüchtlingen

  • Der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Integration der Stadt Essen kommt am Dienstag, 25. August, von 17 bis 18.30 Uhr zu einer Sondersitzung zusammen. Thema ist dann die Flüchtlingsunterbringung/-betreuung. Die Verwaltung geht offenbar von großem öffentlichen Interesse aus: Der Ausschuss tagt im Ratssaal  (Rathaus, Porscheplatz).
  • Die Ratsfraktion der Linkem hat schon zu Wochenbeginn eine Sondersitzung des Sozialausschusses angeregt, um feste Unterbringungs-Standards für die Zeltdörfer zu vereinbaren.
  • Auf der Ratssitzung am Mittwoch, 26. August, um 15 Uhr (Ratssaal) wird über die Maßnahmen des Krisenstabes informiert.