Essen. Im neuen Schuljahr verändern zwei weitere Schulen in Essen ihr Stundenraster. Der erhoffte Effekt: Mehr Ruhe im Alltag und besserer Unterricht.

Immer mehr Essener Schulen verabschieden sich vom 45-Minuten-Rhythmus und stellen ihr Stundenraster um auf 60 Minuten. Im künftigen Schuljahr, das am Mittwoch startet, sind es zum Beispiel das Gymnasium Überruhr sowie die Frida-Levy-Gesamtschule (Innenstadt). Vor allem die Schüler, heißt es an der Frida-Levy-Schule, fänden die Umstellung besser, denn: „Die Lehrer nehmen sich mehr Zeit für uns“, heißt es übereinstimmend in einer schulinternen Analyse, zu der die Schüler, aber auch Eltern und Lehrer nach ihren Erfahrungen befragt wurden. Die 60 Minuten waren an der Frida-Levy-Schule ein Jahr lang ausprobiert worden. Am Gymnasium Überruhr findet der Wechsel ohne vorherige Erprobung statt.

Positive Resonanz der Schüler auf die 60-Minuten Stunde

Vor knapp zehn Jahren stellte die Gesamtschule Borbeck als eine der ersten Schulen in Essen aufs 60-Minuten-Raster um, viele sind mittlerweile gefolgt mit ähnlichen Modellen: Am Gymnasium Stoppenberg wird seit 2009 65 Minuten pro Stunde unterrichtet, die Gesamtschule Bockmühle ist ebenfalls auf 60 Minuten übergegangen, am BMV-Gymnasium in Holsterhausen startete man im Jahr 2013 die 67,5-Minuten-Stunde.

Auch, wenn der organisatorische Aufwand groß bis riesig ist, die Unwägbarkeiten zahlreich und der Teufel wie immer in den Details steckt: „60 Minuten sind ideal, um eine Unterrichtsstunde abzurunden“, hat Bettina Drewes festgestellt, die Didaktische Leiterin der Levy-Gesamtschule. Schulleiter Berthold Kuhl sagt nach einem Jahr Erfahrung, „dass der Alltag wesentlich ruhiger geworden ist“ und die positive Resonanz, auch seitens der Schülerschaft, macht ihn sicher, dass die dauerhafte Umstellung von 45 auf 60 Minuten jetzt „die richtige Entscheidung“ ist, auch wenn einige Herausforderungen noch zu meistern waren.

Die innere Uhr umstellen

Das Tagesraster umzustellen, ist vor allem für die Oberstufe mit ihrem Kurssystem eine organisatorische Herausforderung. An der Frida-Levy-Schule ist deshalb jetzt eine neue Mittagspause eingerichtet worden. Andere Schwierigkeiten machen die Fächer aus, die bislang stets traditionell in Doppelstunden unterrichtet wurden: Sport, Kunst oder Hauswirtschaft. „Man hat eine innere Uhr, die man erst umstellen muss“, sagt Schulleiter Kuhl, der selbst Sport unterrichtet.

Während viele weiterführende Schulen mehrheitlich in Doppelstunden unterrichten, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, betonen Gabriele von Heymann und Berthold Kuhl, dass das vor allem dem Fremdsprachen-Unterricht nicht guttue: „Sprachlehrer berichten, dass am besten gelernt wird, wenn der Unterricht möglichst oft stattfindet“, sagt Kuhl. Und Gabriele von Heymann ist der festen Überzeugung, dass für modernen Unterricht heutzutage 45 Minuten zu wenig seien, 90 Minuten aber vor allelm jüngere Schüler noch überfordern könnte. Die Umstellung auf 60 Minuten, haben alle festgestellt, die an ihren Schulen sich für die neue Struktur entschieden haben, habe auch einen ganz praktischen Vorteil: Schüler haben weniger Fächer am Tag - und müssen weniger Bücher schleppen, der Ranzen wird leichter.