Essen. Mit entwaffnender Offenheit bekennt sich vor Gericht ein Räuber zu seinen Taten. “Wofür arbeiten?“, fragt er. Ihm droht die Sicherungsverwahrung.

Ehrlich ist er. Über seinen Verteidiger Christoph Rühlmann räumt der Angeklagte die Raubserie mit 6000 Euro Beute am Montag ein. Auch über seine Motivation gibt er bereitwillig Auskunft, ohne viel Reue zu zeigen: „Wofür soll man arbeiten?”

Anders als durch das Klauen könne er auch nicht mehr leben, hatte Adrian S. (31) der psychiatrischen Gutachterin Marianne Miller einmal gesagt. Er stehe auch zu seinem Lebensweg: „Ich glaube an Gott, das macht mich frei.”

So ganz frei ist er nicht, eher Gefangener seiner Kokain- und Heroinsucht. Zuletzt hatte er wegen einer Raubserie sieben Jahre und neun Monate im Gefängnis gesessen. Als er am 2. Januar 2015 entlassen wurde, dauerte es nur zwei Tage, bis er wieder Kontakt zur Polizei bekam. Da soll er in Freisenbruch eine Glasscheibe eingetreten und nachher Widerstand geleistet haben.

30 Zentimeter langes Messer

Wenige Tage später, am 8. Januar, beginnt seine neue Serie. Bei Saturn in Steele klaut er ein Smartphone, am 12. Januar bedroht er eine netto-Kassiererin in Rellinghausen mit einem 30 Zentimeter langen Messer. Die Wirkung des Messers auf die Kassiererin ist ihm aber „zu heftig”, künftig setzt er eine Softair-Pistole ein. Insgesamt zwölf Überfälle auf Geschäfte und Tankstellen verübt er, bis die Polizei ihn ermittelt hat und festnimmt. Mal war er mit einer Wollmütze maskiert bei seinen Taten, mal lieferten Überwachungskameras aber gute Fotos von seinem Gesicht. So war er erwischt worden.

Seit seinem achten Lebensjahr klaut er, zuerst nur kleinere Sachen, „aber ab 14 wurde es ernst”. Aufgewachsen ist er wohl in einer problematischen Familie. Einen Schulabschluss hat er nicht, dafür mehrere Ausbildungen abgebrochen und sein Vorstrafenregister mit neuen Verurteilungen gefüllt. Von den vergangenen 15 Jahren hat er zwölf im Knast gesessen.

Im Gefängnis erstmals Heroin genommen

Früh konsumentierte er Rauschgift. Marihuana, Kokain – im Gefängnis will er dann erstmals Heroin genommen haben. Freunde oder soziale Kontakte hat er nicht. Das sah früher anders aus, da hatte er eine Clique in Essen, hat Fußball gespielt. Heute Fehlanzeige, es gibt niemanden mehr, mit dem er befreundet ist.

Als Wiederholungsräuber droht ihm Sicherungsverwahrung, aber das macht ihm nichts, hat er der Psychiaterin erzählt. Auch mit einer Langzeitinhaftierung hätte er keine Probleme. Realistisch gibt er sich: Er rechne in diesem Prozess mit neun bis elf Jahren Haft. Er plant schon, für diese Zeit: „Dann könnte ich das Abitur nachmachen – und anschließend studieren.” Was denn? „Theologie – und Rechtswissenschaften.”