Essen. In der Wiederbrauchbar sollen Ideen zur Nachhaltigkeit in der Essener Nordcity Raum finden. Ein Beispiel für urbanes Flair, das im Quartier entsteht.

„Dinge reparieren“: Das ist die Grundidee für die Wiederbrauchbar, die Maja Niedernolte und Christoph Weimann am Samstag im Nordviertel eröffnet haben. Doch nicht nur Gebrauchsgegenstände will das Duo in dem Ladenlokal an der I. Weberstraße 15 in Schuss bringen. „Auch menschliche Ressourcen können wieder in Schuss gebracht werden.“

Noch ist es recht leer in den Räumlichkeiten, in denen früher eine Kneipe und bis vor kurzem ein libanesischer Kulturverein untergebracht war. Ein paar Bierbänke stehen da, wo Besucher Kaffee und Kuchen zu sich nehmen sollen. „Die haben uns Nachbarn gespendet, die Hilfsbereitschaft hier ist toll“, freut sich Maja Niedernolte.

Abfall wird zu Designobjekten

Auf den Bierbänken stehen Teelichter in Haltern, die früher offenkundig Blechdosen waren, an einer Wand hängen „Bücherregale“ – nicht unbedingt für Bücher, sondern aus alten Schmökern gemacht. An solchen Dingen wird eine der Ideen, die in dem Haus verwirklicht werden, deutlich: „Ich möchte aus vermeintlichem Müll etwas Ästhetisches schaffen“, so Christoph Weimann. Upcycling nennt man diesen Ansatz, Abfall zu Designobjekten umzufunktionieren. Oft entstehen auf diese Weise echte Unikate, Weimann würde jedoch mit seinen Entwürfen gerne in Serie gehen. In Behindertenwerkstätten könnten seine Entwürfe realisiert werden.

Doch auch in der Wiederbrauchbar soll eine Art Werkstatt entstehen: Denn als zweite Säule soll eine Art Repair-Café es Menschen ermögliche, kaputte Gebrauchsgegenstände mit Unterstützung zu reparieren – auch um auf diese Weise Müll zu vermeiden.

Größtes Potenzial für Kultur im Nordviertel

„Der Gedanke der Nachhaltigkeit soll sich als roter Faden durch alle Projekte, die hier entstehen, ziehen“, ergänzt Maja Niedernolte. So sollen auch unterschiedlichste Workshops hier angeboten werden, zum Beispiel zum Thema Kommunikation. „Auch die zwischenmenschliche Kommunikation kann gestört sein und muss repariert werden“, erläutert Maja Niedernolte. Diese menschliche Ebene will die Kulturmanagerin gerne weiter fassen: „Hier sollen sich alle Initiativen aus Essen treffen können, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen und denen bisher ein Raum fehlt.“

Ursprünglich wollten sie ihre Wiederbrauchbar im „Alt-A“ ansiedeln: Doch der Raum an der Rottstraße, in dem der Investor und Unperfekthaus-Gründer Reinhard Wiesemann Projekte zum Thema „Älter werden“ bündeln wollte, schließt. Die Idee, dass „Alt-A“ durch Vermietung von Ausstellungsflächen an Unternehmen zu finanzieren, hat nicht funktioniert. Viele der dort bereits ansässigen Projekte ziehen nun ins Unperfekthaus. Die Wiederbrauchbar dagegen findet nun in einem Ladenlokal des Hauses Unterschlupf, in dem Maja Niedernolte auch wohnt: „Ich wollte etwas für die Kreativszene tun“, betont Vermieter Thomas Weden. Und Niedernolte ergänzt: „Das Nordviertel hat in Essen das größte Potenzial, um Kulturprojekte zu realisieren.