Essen. . Ab 1. August zahlen Schwarzfahrer in Essen 20 Euro drauf. Sie müssen 60 Euro Strafe zahlen. Evag informiert in U-Bahnhöfen und über soziale Netzwerke.

165 Schwarzfahrer gingen der Evag am 16. Juni an der Haltestelle Steele ins Netz, vier Tage später weitere 88 am Halt Kapitelwiese. Es waren die letzten beiden Schwerpunktkontrollen der Evag. Dabei hatten die Ertappten irgendwie noch „Glück“. Sie zahlten nur 40 Euro Strafe – oder korrekt ausgedrückt: „erhöhtes Beförderungsentgelt“ (EBE).

Bei der nächsten Großkontrolle kommen Fahrgäste ohne Ticket nicht mehr so billig davon. Ab Samstag, 1. August, müssen Schwarzfahrer in Essen und anderswo noch mal 20 Euro drauflegen. Der Gesetzgeber hat die Schwarzfahrer-Knöllchen von 40 auf 60 Euro erhöht.

Evag startet Infokampagne ab Samstag

Und wo langen die Kontrolleure bei der Großkontrolle dann zuerst zu? Und wann? Bereits am Samstag – oder erst am Montag? „Sagen wir nicht“, antwortet Nils Hoffmann, Sprecher der Essener Verkehrsgesellschaft Evag. „Man soll nie wissen, wann und wo unsere Kontrolleure beim nächsten Mal sind.“

Nur soviel verrät er. Ab Samstag wird die Evag über Facebook und Twitter auf die 60-Euro-Knöllchen hinweisen. Außerdem startet eine Infokampagne auf den 17 großen Infoscreen-Leinwänden, die in fünf Essener U-Bahnhöfen hängen – darunter auch im Hauptbahnhof, den täglich 70.000 Evag-Kunden aufsuchen. An der Headline „arbeiten unsere Leute noch“, so Hoffmann. Er setzt auf die „abschreckende Wirkung“ und glaubt, dass mit der Erhöhung der Strafe die Schwarzfahrer-Zahlen zurückgehen. „20 Euro mehr sind 20 Euro mehr. Das wird wirken“, ist er sich sicher. Der Evag-Sprecher hofft, dass nun ein neuer Denkprozess einsetzt und möglichst viele Schwarzfahrer zu ehrlichen Kunden werden. „Wir appellieren an den Menschenverstand. Sich ein Ticket zu besorgen, ist auch gut für das eigene Gewissen“, argumentiert Hoffmann, der mit Blick auf notorische Nichtzahler zudem darauf verweist, dass Schwarzfahren eine Straftat ist. Laut Paragraf 265a des Strafgesetzbuches wird das „Erschleichen von Leistungen“ mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Mehr als 41.000 Schwarzfahrer in Essen erwischt

In Essen wurden im vergangenen Jahr 41.301 Evag-Kunden ohne Ticket angetroffen. Zwar ist das Überwachungsnetz relativ dicht, leisten die insgesamt 80 Kontrolleure aus dem Via-Verkehrsverbund Essen, Duisburg und Mülheim allein hier jährlich 45.000 Dienststunden, so dass 2014 in den Essener U-Bahnen und Trams 1,63 Millionen Fahrgäste ihren Fahrschein oder ihre Monatskarte vorzeigen mussten.

Doch unterm Strich verhageln die Schwarzfahrer die Evag-Bilanz, verhindern Millioneninvestitionen, die dringend nötig wären. Die Evag geht aktuell von einer Schwarzfahrer-Quote von 2,53 Prozent aus. Heißt: Im Vorjahr waren in Essen fast 2,9 Millionen Euro Fahrgäste unterwegs, die nicht gezahlt hatten. Der kalkulatorische Einnahmeverlust betrug damit in nur einem Jahr 5,7 Millionen Euro. Mit diesem Geld hätte man locker zwei hochmoderne Niederflur-Straßenbahnen kaufen können.

Zwar nahm die Evag im Vorjahr mit dem erhöhten Beförderungsentgelt 0,9 Millionen Euro von den Schwarzfahrern ein. Aber damit können gerade mal die Personalkosten der Kontrolleure bezahlt werden. Mit dem 60-Euro-Knöllchen kommen pro Jahr nur eine halbe Million Euro dazu, falls die Zahl der Ertappten konstant bleibt. Unterm Strich bleibt die nüchterne Erkenntnis: Am besten fährt die Evag mit ehrlichen Fahrgästen.