Essen. . Wer an Evag-Ticketverkaufsgeräten in Essen mit zu großen Scheinen bezahlt, wird abgewiesen. “Zu groß“ beginnt bei der Evag bei 20 Euro.

Pardon, ich hab’s nicht kleiner.

Während der Kunde in der Gaststätte oder im Supermarkt auch bei Kleckerbeträgen durchaus mit einem 100-Euro-Schein zahlen kann, verweigern Fahrkarten-Automaten der Evag konsequent die Annahme.

Nicht nur, dass der Ticket-Käufer auf dem Display unmissverständlich darauf hingewiesen wird, möglichst passend zu zahlen. Wenn er es nicht tut, gibt’s möglicherweise keinen Fahrschein. Da hilft auch kein „Bitte, bitte“. Eine Taste für Ausnahmefälle hat der Automat nicht.

Er ist beim folgenden Beispiel letztlich auch nur bereit, 40 Cent als Wechselgeld herauszugeben. Der Fahrgast will im U-Bahnhof Bismarckplatz ein Vierer-Tagesticket für das Essener Stadtgebiet ziehen. Macht 9,60 Euro. Doch den 20-Euro-Geldschein akzeptiert das Gerät nicht. Keine 20- , 50- und 100 Euro-Scheine zeigt das Display an. Also zwei Fünf-Euro-Noten oder den Zehner in den Schlitz stecken, dann fällt das Vierer-Ticket und klimpern 40 Cent als Münzgeld ins Ausgabefach. Pech für den, der nicht die nötigen kleinen Scheine oder Euro-Münzen bei sich hat.

Die Evag hält an ihrem Prinzip fest

Nun, die Evag ist keine Wechselgeld-Stube. Aber warum hält sie so hartnäckig an ihrem Prinzip fest, nur bis zu 9,95 Euro Wechselgeld als Münzen herauszugeben?

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Eine Frage, auf die der zuständige Via-Leiter für Vertriebssysteme, Norbert Vößing, gleich zwei Antworten parat hat. Erstens: „Wir wollen den Kunden nicht zumuten, dass er plötzlich so viele Münzen in sein Portemonnaie stecken muss.“ Denn die meisten Automaten können keine Geldnoten als Wechselgeld herausgeben. Zweitens: „Wir müssen genug Wechselgeld in den Automaten nachhalten.“ Andernfalls müssten die noch öfters als bisher aufgefüllt werden, könnte also der ein oder andere Kunde in der Zwischenzeit gar nicht mehr bedient werden, wenn er das nötige Kleingeld nicht auf Heller und Cent parat hat. Und irgendwann sind auch die großen Speicher mit je tausend 5- und 20-Cent-Wechselmünzen in so einem Automaten leer.

Dabei war die Aufstellung der 217 neuen Fahrkarten-Automaten der Baureihe Dualis 2000 von der Firma ICA Traffic die größte Modernisierungskampagne seit über zehn Jahren, also seit der Anschaffung von damals 284 Euro-tauglichen Fahrkartenautomaten. Die konnten zwar einen Euro von einer Deutschen Mark unterscheiden. Aber gerade mal 40 Geräte waren dazu in der Lager, auch Geldnoten anzunehmen. „Das fand ich wirklich nicht zufriedenstellend“, so Vößing.

Auch deshalb der Komplettaustausch. Jetzt ist Essen gar einen großen Schritt weiter als Köln: Denn dort akzeptieren Automaten nach wie vor nur Münzen.

Die meisten wollen mit Geldscheinen bezahlen

Der vom Verkehrsbündnis Via vorangetriebene Austausch der Fahrkartenautomaten war überfällig. „Wir hatten die Beschwerden und Anregungen der Fahrgäste sehr ernst genommen“, betont Norbert Vößing. Der Tenor war eindeutig. „Die meisten wollen mit Geldscheinen bezahlen.“ Im Jahre 2011 begann die Installation der ersten neuen Ticket-Automaten in Essen, die Geldscheine von fünf bis zu hundert Euro akzeptieren – vorausgesetzt die Rückgeld-Summe wird nicht zu hoch. Ganz simpel ist der Kauf eines 10-er-Tickets in der Preistufe D. Kostet genau einhundert Euro. Da reicht ein Schein.

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Im Dezember 2014 wurde hier das letzte Gerät der neuen Baureihe in Betrieb genommen, in Duisburg wenige Monate später im März. Via, ein Zusammenschluss der Verkehrsbetriebe in Essen, Mülheim und Duisburg, ging es darum, ein möglichst einheitliches System für diejenigen anzubieten, die zwischen mehreren Städten pendeln. „Deshalb haben wir uns auch mit der Bogestra und der Rheinbahn abgestimmt“, berichtet Vößing.“ Heißt: In Bochum, Gelsenkirchen und Düsseldorf ticken die Automaten genauso wie hier.

Mit einem Unterschied: Via hat in der Ruhr-Metropole für 21 Fahrkartenautomaten zusätzliche Komponenten angeschafft, sogenannte „Recycler“, die auch Fünf- oder Zehn-Euro-Scheine als Wechselgeld herausgeben. Ausgesucht wurden die am stärksten frequentierten Haltepunkte. Dazu zählen u.a Hauptbahnhof, Rathaus, Berliner Platz, Martinstraße, Rüttenscheider Stern, Messe und Busbahnhof Steele. Dort zeigen sich die Automaten bei der Wechselgeld-Rückgabe etwas großzügiger.

Nur wenige zahlen mit Karte

Die Deutsche Bahn befindet sich mit ersten Geräten noch in der Testphase, während Via sich bereits zufrieden zeigt, nachdem kleinere Probleme beseitigt wurden. Kinderkrankheiten – da hatte der Automat alle Fünf- und Zehn-Euro-Scheine, die schon etwas abgegriffen waren, nicht in den Wechselspeicher sortiert, sondern gleich in den Automaten-Tresor gegeben.

Ein Flop bleibt das Bezahlen mit EC- oder Geldkarte. Das nutzen weniger als fünf Prozent der Fahrgäste. Die Via führt die mangelnde Akzeptanz darauf zurück, dass vor Ort ein Ansprechpartner fehlt, falls es mit der Karte Probleme gibt Der Automat spricht nicht – noch nicht.