Essen. Das Eick-Haus, erbaut von Georg Metzendorf, könnte wieder architektonisches Ausrufezeichen am Eingang zur Innenstadt sein - wenn das Pagodendach zurückkäme.

Der Zweite Weltkrieg und die Abrisswut der Nachkriegsjahrzehnte haben das Essener Stadtbild massiv beschädigt, aber wer sagt denn, dass sich nicht manches reparieren ließe? Wenn - wie gerade in Frankfurt - ganze Altstadtzeilen wiedererstehen, könnte man es in Essen doch wenigstens mit dem Tor zur Innenstadt versuchen, meint Tankred Stachelhaus.

Der frühere Kulturjournalist und engagierte Bewohner des Moltkeviertels wirbt dafür, dem Eick-Haus an der Kettwiger Straße sein altes Pagodendach wieder aufzusetzen, das dem 1915 fertiggestellten Gebäude sein spektakuläres Aussehen gab. „Wenn Innenstädte gegen die Einkaufszentren bestehen wollen, dann sind die Aufenthaltsqualität und damit das Thema Baukultur wichtig“, meint Stachelhaus, der sich als „Essener Lokalpatriot“ sieht und dem die Architektur seiner Heimatstadt am Herzen liegt.

Das Eick-Haus an der Kettwiger Straße in seiner jetzigen Form, gesehen vom heutigen Willy-Brandt-Platz. Während die Fassade weitgehend erhalten blieb, wurde das Dach stark verändert. Ob es sich rekonstruieren lässt, ist derzeit nur eine Idee - aber eine reizvoll.
Das Eick-Haus an der Kettwiger Straße in seiner jetzigen Form, gesehen vom heutigen Willy-Brandt-Platz. Während die Fassade weitgehend erhalten blieb, wurde das Dach stark verändert. Ob es sich rekonstruieren lässt, ist derzeit nur eine Idee - aber eine reizvoll. © Eva Adler

Das Eick-Haus, in dem heute der Herrenausstatter „Anson’s“ residiert, hat seinen Namen vom Bauherrn und ersten Nutzer, der Firma Eick und Söhne, die für ihr Einrichtungsgeschäft ein besonderes Gebäude wollten. Der nach einem Wettbewerb realisierte Entwurf stammt von einem Großen seines Fachs: Georg Metzendorf. Der Schöpfer der Margarethenhöhe gehört zu den Pionieren der deutschen Gartenstadtbewegung und bei seinen Einzelhäusern zu den Überwindern des konservativen Historismus-Stils, der die Städte vor einem Jahrhundert prägte.

„Ich finde die Idee gut“, sagt Planungsdezernent Hans-Jürgen Best

Auch diese bemerkenswerte Urheberschaft könnte ein Grund sein zu versuchen, das alte Aussehen zu rekonstruieren. Ob der heutige Eigentümer, eine niederländische Kapitalgesellschaft, daran auch nur theoretisch Interesse hätte, war allerdings gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Funktional leistet das Flachdach, das beim Wiederaufbau auf das Haus kam, wohl die selben Dienste.

Der Architekt Rainer Metzendorf hat nicht zufällig den selben Nachnamen wie der Schöpfer des Eick-Hauses, er ist Georg Metzendorfs Enkel und hat mit einer Arbeit über das Werk seines Großvaters promoviert. Die Idee, das denkmalgeschützte Haus seinen „Hut“ wieder zu gönnen, sei reizvoll. „Vorab sollte geklärt werden, ob das heute noch bauordnungsrechtlich genehmigungsfähig ist.“ Das Dach sei wegen seiner Steilheit heute als Vollgeschoß anzusehen und kollidiere möglicherweise mit den neu geregelten Abstandsflächen der Landesbauordnung.“

Planungsdezernent Hans-Jürgen Best sieht darin allerdings kein großes Problem: Die Bauordnung lasse die Rekonstruktion von Kriegsschäden in aller Regel zu. Best verweist auf die altkatholische Friedenskirche an der Bernestraße, die ebenfalls durch die Rekonstruktion ihres Turms sehr gewonnen habe. „Ich finde die Idee, dem Eick-Haus das Pagodendach zurückzugeben, jedenfalls gut.“