Essen. Die drei Foodtrucks in Essen wollen das Pommes-Schranke-Image loswerden und werben mit hochwertigen Produkten. Nächstes Streetfood-Festival am Sonntag.
Früher nannte man sie ganz einfach „Imbisswagen“. Aus den oft umfunktionierten Bauwagen oder Anhängern roch es nach heißem Frittenfett, über die Verkaufstheken gingen triefende Bratwürstchen im labberigen Brötchen; vegane oder Laktose-freie Speisen suchte man auf den bunten Leuchtreklameschildern vergeblich. Klebrige Tuben mit Ketchup und Senf rundeten das Imbiss-Erlebnis ab. Ja, diese Küchen auf vier Rädern gibt es natürlich immer noch – und das ist auch gut so. Doch die konventionellen Imbisswagen bekommen zunehmend Konkurrenz von sogenannten Foodtrucks.
Der Name „Foodtruck“ hört sich irgendwie nicht nur stylischer an – die Wagen kommen auch cooler daher. Meist sind es aufgemöbelte US-Trucks aus den 1950er Jahren, die Station auf Parkplätzen großer Firmen, auf Festivals oder auf Straßenfesten machen. Einfach irgendwo am Straßenrand parken dürfen sie nicht. Ihre aktuellen Standorte und Termine geben die Betreiber in den sozialen Netzwerken, zum Beispiel auf Facebook, bekannt.
Kochen mit qualitativ-guter Ware
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Drei solcher Trucks rollen mittlerweile über Essens Straßen: Der Snack’n’Roll-Truck von Joschka Glod, der Tofino-Truck von Patrick Winter und die Futterflotte von Henrik Keil. Die Jungs sind hip, alle um die Anfang/Mitte 30, tragen alle einen Drei-oder-mehr-Tage-Bart und werben damit, frische Zutaten zu Gourmet-Happen zu verarbeiten. Da steht dann auch schon mal das Wort „Bio“ auf der kreidebeschrifteten Tafel, die fast einem Kunstwerk gleicht.
Genau das, also Kochen mit qualitativ-guter Ware und ohne Tiefkühlprodukte, scheint wohl der gravierendste Unterschied zu den klassischen Imbissbuden zu sein. „Wir kaufen bei Bauern und Metzgern in der Umgebung“, verspricht Henrik Keil. Der Futterflotten-Chef tischt in dieser Woche etwa ein „BBQ Pulled Beef“, einen „Flotten-Sloppy“, „Hennis Cheese Steak“ sowie ein „Veggie-Gericht“ mit Beluga-Linsen, Tomaten-Marmelade und Ziegenkäse auf. Lässt man den Ziegenkäse weg, ist das Ganze gleich vegan. Statt der amerikanischen Brause aus der roten Dose reicht das Team seinen Kunden trendige Kola mit „K“ oder hausgemachte Zitronen-Thymian-Limonade zu Trinken.
Chef und Koch zugleich
Vor fast genau einem Jahr hat sich Keil unter die Straßenküchenszene gemischt. Für die rollende Küche in seinem umgebauten Freightliner MT 54 Step Van schmiss der 36-Jährige einen soliden Bürojob, den er 13 Jahre lang ausübte. Bevor er den Schreibtischstuhl gegen Lenkrad und Herd tauschte, arbeitete der ambitionierte Hobbykoch zunächst ein Jahr in einer Gastronomieküche - um Erfahrungen zu sammeln. Jetzt ist er Chef und Koch zugleich und erfüllte sich mit der Futterflotte einen Traum.
Wer nun aber glaubt, Keil würde nur mal ein bisschen in der Gegend rumfahren und modernes Fast Food unter die Menschen bringen, der irrt. Noch immer klingelt der Wecker oft um 5 Uhr in der Früh; dann ist Vorbereiten angesagt. An Tagen vor Festivals macht er die Nächte auch schon mal zum Tag. Aber auch das ist Streetfood: ein bisschen Rock’n’Roll.
Das nächste Streetfood-Festival in Essen findet übrigens am Sonntag, 5. Juli, von 12 bis 21 Uhr beim Schönen Alfred (ehem. Krupp-Gelände, Frohnhauser Straße 75) statt.