Essen. . Die Ankündigung von Karstadt, seine Zentrale in Essen-Bredeney aufzugeben, hat Wirtschaftsförderer und Immobilienexperten der Region auf den Plan gerufen.
Die Ankündigung von Karstadt, seine Zentrale in Essen-Bredeney aufzugeben, hat am Mittwoch Wirtschaftsförderer und Immobilienexperten der Region auf den Plan gerufen. Der Umstand, dass der angeschlagene Warenhauskonzern kein eindeutiges Bekenntnis zum Traditionsstandort abgegeben hat, nährt dabei Spekulationen, die neben dem Kölner Kaufhof einzige deutsche Kaufhaus-Kette könne ihre Zelte in Essen abbrechen und den Konzernsitz in eine andere Revierstadt verlegen. Selbst ein Wegzug der prestigeträchtigen Hauptverwaltung aus dem Ruhrgebiet scheint nicht undenkbar. Von Marktbeobachtern wird in diesem Zusammenhang immer wieder Düsseldorf als möglicher neuer Karstadt-Sitz genannt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Revierunternehmen mit dem Gedanken spielt, in die Landeshauptstadt zu gehen. Im letzten Jahr hatte die Bochumer BP den Umzug nach Düsseldorf fest ins Auge gefasst, blieb dann aber doch am alten Standort. Der Bochumer Anlagenbauer GEA verlegte dagegen 2010 seinen Verwaltungssitz an den Düsseldorfer Flughafen.
René Benkos Signa Holding hat eine Niederlassung in Düsseldorf
Möglich auch, dass der neue Standort der Karstadt-Zentrale längst ausgeguckt ist. Branchenkenner halten es für „nur schwer vorstellbar“, dass Karstadt-Eigner René Benko bei der Suche nach einer neuen Immobilie für die Verwaltung der angeschlagenen Kaufhauskette nicht eigene Vorstellungen hat. Benko ist im Immobiliengeschäft zu Reichtum gekommen. Dem 38-jährigen Multimillionär gehört mit der Signa Holding das größte private Immobilien-Unternehmen Österreichs. Die Signa Holding hat zudem eine Niederlassung in Düsseldorf.
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„Das Ruhrgebiet und Karstadt verbindet eine lange Geschichte“, beschwor denn auch Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, gestern die Bindungskraft zwischen Karstadt und dem Revier. Auch für die Zukunft böten Essen und die gesamte Region passende Flächen und Immobilien, um Karstadt weiterhin eine Heimat zu bieten. Große Unternehmen wüssten die Vorteile des Wirtschaftsstandorts Ruhrgebiet zu schätzen. Als Beispiele nannte Beck gegenüber dieser Zeitung das Bau-Projekt von DB-Schenker nahe der Essener City sowie die geplante Verlagerung der Eon-Zentrale nach Essen.
In Mülheim gäbe es für Karstadt „eine Option im Bestand“
Auch Mülheims Wirtschaftsförderungschef Jürgen Schnitzmeier spricht sich für einen Verbleib der Karstadt-Zentrale im Ruhrgebiet aus. „Jede Entscheidung, dass die Hauptverwaltung dem Revier erhalten bleibt, ist ein Erfolg“, sagte Schnitzmeier im Gespräch mit dieser Zeitung. Gleichzeitig warf Schnitzmeier für Essens Nachbarstadt den Hut in den Ring. Als Standort für die Karstadt-Zentrale gebe es in Mülheim „eine Option im Bestand“, so der Wirtschaftsförderer. Um welche Immobilie es dabei geht, wollte Schnitzmeier mit Blick auf die privaten Eigentümer nicht sagen.
Bochums Wirtschaftsförderungschef Ralf Meyer hält es zwar für eher unwahrscheinlich, dass dem Ruhrgebiet der Karstadt-Sitz verloren geht, appelliert aber an die Solidarität der Revierkommunen. „Es wäre der Super-Gau, wenn Karstadt das Ruhrgebiet verlassen würde. Das müsste man mit allen Mitteln verhindern“, sagte Meyer dieser Zeitung.
Bekannt geworden war am Mittwoch auch, dass der Umzug in den nächsten zwölf bis 18 Monaten über die Bühne gehen soll. Für den Essener Immobilienmakler Eckhard Brockhoff ist damit ein Neubau faktisch ausgeschlossen. „Das ist nicht zu schaffen“, sagte Brockhoff. Bei Bestandsimmobilien gebe es in Essen jedoch „nicht viele Alternativen“.